1017 - Die Sonne Satans
angesprochen wurde. Die Stimme sorgte dafür, daß er stoppte. Er hatte eigentlich mit einem Angriff gerechnet, statt dessen wurde er sogar während des Sprechens ausgelacht. »Denkst du wirklich, daß dir dein Kreuz helfen könnte?« Er lachte. »Wie kann man nur so dumm sein. Es ist lächerlich. Es ist etwas, das wir besiegt haben…«
»Nein, das habt ihr nicht!« Die Worte des anderen hatten Ignatius nicht nur aufgewühlt. Er war wütend darüber. Er regte sich auf, daß jemand die Macht des Kreuzes so in den Dreck zog. Dabei war es das Zeichen des Sieges, und das würde es auch bleiben.
»Lächerlich«, sagte der Verbrannte. »Es ist einfach lächerlich. Es wird uns nicht stoppen können. Wir werden die Macht des Satans auf dieser Welt verteilen und lassen uns nicht durch ein Kreuz aus Holz aufhalten. Niemals.«
Und dann packte er zu.
So schnell, daß Ignatius nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte.
Die Hand des anderen war wie eine Klammer, und sie hielt eisern fest, so daß jetzt beide Hände das Kreuz umfaßten. An der unteren Hälfte war es die Hand des Fathers, an der oberen die Pranke des Verbrannten.
So blieben sie stehen. So starrten sie sich gegenseitig an, und Ignatius sah das verbrannte Gesicht aus der Nähe. Er bekam sogar den Geruch zu spüren, der ihm entgegenwehte. Es war ein kalter Gestank, nicht aschig, eher nach alter Haut, die sich im Zustand der Verwesung befand.
Er kann das Kreuz anfassen, dachte Ignatius. Er vergeht nicht, er bekommt nicht einmal Schmerzen. Plötzlich fürchtete sich der Mönch vor der Macht des anderen, doch er hütete sich davor, sich diese Furcht anmerken zu lassen. Auch das satanische Lächeln störte ihn nicht, und das Funkeln in den Augen übersah er.
Seine Gedanken bewegten sich in eine andere Richtung. Er dachte daran, daß er aus diesem Turm herauskommen mußte. Koste es, was es wolle. Er mußte den anderen überwinden, nicht überwältigen, das schaffte er nicht mehr, und er spürte den Ruck der fremden Hand, als sein Gegner das Kreuz an sich reißen wollte.
Die Chance!
Ignatius ließ selbst das Kreuz los, als er den zweiten Ruck wahrnahm. Damit wiederum hatte der Verbrannte nicht gerechnet. Plötzlich schnellte sein Arm in die Höhe. Er drehte sich dabei, so daß Ignatius die Gunst des Augenblicks nutzen konnte.
Seine linke Faust rammte er gegen den Körper, der keinen Halt mehr fand, auch den Stand verlor und zur Seite kippte.
»Ich werde es zerbrechen. Ich werde es vernichten, das verdammte Kreuz!« Er hörte das Brüllen der Gestalt, als er sich bereits auf dem Weg nach draußen befand.
Durch seine Aktion hatte ihm der andere die Chance dazu gegeben. Es war die einzige, und die hatte er genutzt. Ignatius hetzte in die Dunkelheit hinein, er schaute nicht mehr zurück, er wollte nur so schnell wie möglich in dem kleinen Auto sitzen und fliehen. Er mußte sich in Sicherheit bringen. Erst wenn er die nötige Ruhe bekam, würde er über weitere Dinge nachdenken können.
Einen Verfolger sah und hörte er nicht. Ignatius achtete auch nicht darauf, weil er genug mit sich selbst zu tun hatte. Er lief dem Fiat entgegen, dessen Türen nicht verschlossen waren, und in dessen Schloß noch der Zündschlüssel steckte.
Ignatius riß die Fahrertür so heftig auf, daß er fürchtete, sie aus der Verankerung gerissen zu haben. Dann warf er sich auf den Sitz, zerrte die Tür wieder zu und sah den Schlüssel tatsächlich stecken.
Hoffentlich sprang der Motor an. Er kannte Situationen wie diese zumeist aus Filmen, wo dann immer etwas bei einer Flucht schieflief, um die Spannung zu erhöhen.
Nur nicht jetzt!
Er drehte den Schlüssel.
Wartete.
Es klappte.
Ignatius atmete auf. Der Motor tat seine Pflicht, auch wenn er nicht zu den jüngsten zählte.
Er atmete tief durch. Die Zeit mußte einfach sein. Auch noch die, um die Scheinwerfer anzustellen, denn ohne Licht konnte er hier nicht fahren. Es lagen zu viele Hindernisse auf dem Boden, die in der Dunkelheit viel zu spät zu sehen waren. Ignatius entschied sich für das Fernlicht.
An den Verbrannten wollte er nicht denken. Es kam jetzt auf ihn an. Und darauf, daß er sicher nach Rom kam, um sein Wissen zu vervollständigen.
Der Untergrund hier war nicht glatt. Den größten Steinen konnte Ignatius ausweichen, nicht aber den kleinen, und die hörte er gegen das Blech des Chassis schlagen. Er rumpelte auch über kleine Erhebungen hinweg, und die Kurve wollte kein Ende nehmen. Aber dann lag sie hinter
Weitere Kostenlose Bücher