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1018 - Die Betschiden und der Jäger

Titel: 1018 - Die Betschiden und der Jäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Siedlung stromabwärts.
    „Oh schön!" frohlockte der Prodheimer-Fenke. „Da will ich auch hin. Was sagst du, wenn wir zusammen wandern?"
    Sein Benehmen war aufdringlich, selbst wenn man in Betracht zog, daß die Prodheimer-Fenken aus sich herausgehende, lebhafte Geschöpfe waren. Surfo getraute sich nicht, im Blinkcode der Ai zu antworten, da er den unbestimmten Verdacht hatte, daß der Blaupelz die Blinksprache besser verstand als er.
    „Geh alleine", sagte er statt dessen.
    „Sei kein Eigenbrötler", lachte der Prodheimer-Fenke. „Ich heiße Firsenq und bin ein munterer Wandergeselle. Na, wie wär's?"
    Surfo wandte sich ab und schritt auf den Ausgang zu.
     
    2.
     
    Eine halbe Stunde später saß er am Ufer des Torstyl, auf der anderen Seite des Flusses, und verzehrte nachdenklich die Mahlzeit, die auf den Geschmack eines Kranen zugeschnitten war. Er fragte sich, ob der aufdringliche Kerl mit dem seltsamen Namen Firsenq seine Wahl beobachtet hatte. Wenn ja, würde er sich darüber wundern? Oder hatte Frisenq gar Verdacht geschöpft?
    Das war nicht der einzige Fehler, den er sich hatte zuschulden kommen lassen. Es lief ihm jetzt noch kalt über den Rücken, wenn er sich an Firsenqs merkwürdigen Ausdruck erinnerte, als er ihm in Aischem Blinkcode antwortete. Er hatte sich darauf verlassen, daß auf Keryan außer den Ai selbst niemand die Blinksprache beherrschte. Er selbst kannte nur eine kleine Anzahl von Kommunikationssymbolen. Was aber, wenn der Prodheimer-Fenke ein Experte war?
    Seine Gedanken schweiften zu der nachmittäglichen Begegnung am Berghang zurück.
    Er wußte jetzt, daß es ein Fehler gewesen war, den Arbeitern zu helfen. Der nachdenkliche Blick des kranischen Vorarbeiters ging ihm nicht aus dem Sinn. Er hätte sich nicht einmischen dürfen. Ein echter Ai hätte Zurückhaltung geübt und seinen Rat niemand aufgezwungen.
    Surfo saß fünfzig Meter oberhalb der Brücke, auf der er den Fluß überquert hatte. Sein Blick glitt nachdenklich die Kette der Lampen entlang. Er sah, wie sich eine von ihnen verdunkelte, als ein Fußgänger an ihr vorbeischritt, dann die nächste. Das Summen eines Triebwerks kam übers Wasser. Ein großes, hell erleuchtetes Boot kam unter der Brücke hervor und bewegte sich mit mäßiger Geschwindigkeit flußaufwärts. Es war eine friedliche Szene.
    Eine zierliche Gestalt wuchs aus der Dunkelheit.
    Der Fußgänger auf der Brücke, dachte Surfo. Eine helle Stimme sagte: „Erschrick nicht, ich bin es nur. Ich meinte, du könntest es dort im Speisehaus doch nicht so ernst gemeint haben."
    Surfo stand auf. Er schleuderte die Überreste des Proviantpakets von sich und brummte: „Alleine lassen!"
    „Ach, stell dich nicht so an", kicherte Firsenq. „Ich mag nicht alleine wandern. Also ..."
    „Weg!" knurrte Surfo. „Brauche keine Gesellschaft."
    Er spürte ein leises Zittern im Boden, als ein schwerer Schritt sich näherte.
    „Mein Freund in dem blauen Pelz", sagte eine tiefe Stimme, „du hörst, daß der Ai nichts von dir wissen will."
    Der Prodheimer-Fenke zuckte zusammen. Surfo wandte sich um und sah den Umriß einer mächtigen Gestalt, eines Kranen. Große Augen leuchteten im Widerschein der Lampen auf der Brücke. Es war etwas an diesem Gesicht, das sich Surfo einprägte: die hohe Stirn, der gekrümmte Nasenrücken, das kantige Kinn...
    „Ich wollte doch nur ...", jammerte Firsenq.
    „Aber der Ai wollte nicht", schnitt ihm der Krane das Wort ab. „Willst du dich freiwillig auf die Socken machen, oder soll ich nachhelfen?"
    „Ich gehe schon", zeterte der Prodheimer-Fenke. Wenige Augenblicke später hatte ihn die Nacht verschlungen.
    Der Krane wandte sich an Surfo. „Sie sind harmlos und verspielt, nur manchmal ein wenig aufdringlich", sagte er. „Ich bin sicher, er wird dich von jetzt an in Ruhe lassen.
    Auch ich will deine Einsamkeit nicht stören. Die Nacht beschere dir Ruhe."
    „Dank", schnarrte Surfo. „Dein Name?"
    „Dank schuldest du mir keinen, mein Freund", antwortete der Krane. „Ich heiße Sterm.
    Und du?"
    Surfo blinkte mit den hellen Hautstellen. Seinen Namen hatte er sich eingeprägt; dabei machte er keinen Fehler. „Mit-Schwingen", sagte er für den Fall, daß der Krane den Blinkcode nicht verstand.
    „Ich wünsche dir eine beschwingte Reise, Mit-Schwingen", sagte Sterm.
    Er schritt davon. Surfo blickte noch eine Zeitlang in die Richtung, in der der Krane gegangen war.
     
    *
     
    Das Rasthaus bot dreihundert Gästen Platz. Es war, wie ganz

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