1018 - Die Spur der irren Luna
Schlacht zu ziehen.«
»Wie hört sich das denn an, Sir?«
»Schlimm, ich weiß. Ich finde keine anderen Worte. Wir können nur die Daumen drücken und kräftig hoffen. Dieses Satanssonne muß eine verdammte Macht haben. Ich wünsche mir, daß die beiden es schaffen, gegen sie anzugehen.«
»Ja, Sir, das wäre gut.«
»Selbst die offizielle Kirche hat sich zurückgezogen und will nichts zugeben.« Der Superintendent schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich wirklich nicht.«
»Es ist auf der anderen Seite nicht unübel«, meinte Glenda. »Dann wird es auch von keiner Seite irgendwelche Schwierigkeiten geben, denke ich mir.«
Sir James lächelte. »Sehr gut, Glenda. Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, hätte ich jetzt gern einen Tee.«
***
Der Weg für mich war frei, und ich stürmte auf Luna Limetti zu, die noch voll unter dem Eindruck der anderen Ereignisse stand und die Lage nicht richtig erfaßt hatte.
Für mich war sie eine Irre, eine Verblendete, die ihre Spur von Rom bis hier in die Einsamkeit der walisischen Berge gezogen hatte. Eine gefährliche Spur, möglicherweise mit Blut getränkt, aber dabei immer unter dem Einfluß einer anderen Gewalt stehend.
Die Sonne Satans war bei ihr.
Sie schickte ihren Schutz. Sie brannte allen Personen das Böse ein. Und sie mußte erlöschen.
Als Waffe hielt ich mein Kreuz fest. An die Beretta wollte ich nicht heran. Mit einer Kugel konnte die Sonne auf keinen Fall zerstört werden, aber auch ich hatte ihre Kraft unterschätzt, denn ich mußte in das Zentrum hinein, um an Luna heranzukommen.
Der Strahl sackte konzentriert auf mich nieder. Er leuchtete auch die Frau an, er erhellte sie mit seinem rötlichen Licht und ließ sie beinahe so aussehen, als wollte er sie auflösen. Für mich war sie noch ein Mensch, kein Dämon, keine Veränderte, aber sie stand eben auf der falschen Seite.
Sie starrte mir entgegen. In ihren Katzenaugen funkelte es. An ihnen war nicht abzulesen, was sie dachte, während sich meine Gedanken sprunghaft bewegten und ich einfach den Eindruck hatte, nicht mehr so schnell zu sein wie sonst.
Es waren höchstens nur drei Schritte bis zu meinem Ziel, doch mir kam die Zeit einfach so lang vor, als wäre jemand dabei, mich zurückzuhalten. Das Kreuz hielt ich fest - noch, denn seine Hitze nahm zu. Es brannte von innen, und es gab die verdammte Hitze zugleich nach außen ab, so daß meine Hand davon erfaßt wurde.
Luna lachte. Ihr Gesicht verzerrte sich dabei. Der Mund war breit, sehr breit. Das rote Licht der Satanssonne hatte sich dabei in ihren Augen verfangen und daraus zwei kleine, ebenfalls rote Sonnen gemacht. Luna voll unter dem Bann.
Der letzte Sprung ins Zentrum.
Ich hatte meinen Plan nicht geändert. Ich stieß mich ab. Ich wollte meinen Körper gegen sie rammen und sie zu Boden stoßen. Mit ihr aus dem intensiven Bereich der Sonne wegrollen.
Der Schrei!
Mein Schrei!
Auf einmal war das Kreuz glühend heiß geworden. Das Zischen, mit dem die Haut an meiner Handfläche verbrannte, bildete ich mir wohl nur ein. Ich war ein Mensch und handelte menschlich. Die Faust öffnete sich fast von allein. Das Kreuz fiel zu Boden. Ich hörte den Aufprall, der von einem klirrenden Geräusch begleitete wurde, als wäre das Kreuz auf ein Stück Eis gefallen.
Erwischt hatte mich Luna nicht. Andere Kräfte packten mich. Die Sonne Satans griff an. Ich fühlte mich gefangen. Ich stand dicht vor ihr, aber ich bekam meine Hände einfach nicht hoch. Die Arme hingen wie schwere Eisenstöcke rechts und links des Körpers herab, und ich selbst war zu einer Puppe geworden.
Die Sonne brannte auf mich nieder. Es war ein anderes Feuer. Keine Hitze, die hatte nur mein Kreuz abgegeben, das jetzt vor meinen Füßen lag. Im Moment war es unerreichbar für mich. Es glühte vor sich hin. Die rote Farbe sah aus, als läge es in einem Schmelzofen voller Glut. Das nahm ich nur am Rande wahr, denn Luna Limetti war wichtiger.
Vorhin noch hatte ich sie gewollt. Nun war es umgekehrt. Jetzt wollte sie mich.
Das brauchte sie mir nicht zu sagen. Ein kurzes Anheben des Kopfes reichte aus. Ein schneller, harter Blick ihrerseits, der sich in meine Augen fraß, und schon traf mich die hypnotische Kraft dieser Person oder die der Satanssonne.
Etwas bohrte sich in mein Gehirn. Eine fremde Botschaft. Das Böse blieb nicht mehr auf die Sonne beschränkt, es sorgte dafür, daß es meinen Kopf erwischte. Es drang in das Gehirn. Es füllte es aus.
Es wollte mich auf seine Seite
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