1018 - Die Spur der irren Luna
die linke Hand, um die rechte für die Lampe freizuhaben. Die Leuchtkraft verdoppelte sich, als Suko und ich in die gleiche Richtung strahlten.
Das Knurren blieb.
Näher kam es nicht.
Aber wir verließen den ehemaligen Einflußbereich der Satanssonne. Ich beschäftigte mich bereits mit einem bestimmten Verdacht, den ich nicht aussprach, weil ich zunächst Gewißheit haben wollte.
Die bekamen wir sehr bald.
Dicht neben der Säule hockte sie.
War es eine Sie? War es überhaupt Luna Limetti? Im Prinzip schon oder auch nicht. Jedenfalls war sie nicht vernichtet worden. Man hatte sie aus der Welt herausgeschleudert, weil sie nicht mehr gebraucht wurde. Jetzt hockte sie nicht mehr als Luna Limetti auf dem Boden, ihr war die alte Gestalt zurückgegeben worden.
Wir leuchteten gegen ihren Rücken. Die Ketten waren gerissen. Sie umhingen sie noch in Fetzen.
Aber sie lagen nicht mehr auf einer normalen Menschenhaut. Die hatte sich ebenfalls verwandelt.
Sie zeigte jetzt eine dunkle, leicht glänzende Farbe und war tatsächlich zu einem glatten Fell geworden.
Oft genug reichte die Phantasie und die Vorstellungskraft eines Menschen nicht aus, um die Kreaturen der Finsternis in ihrer wahren Gestalt zu beschreiben. Sie waren halb Mensch, halb Monster oder auch halb Tier.
Sie mußte uns gehört haben, aber sie bewegte sich nicht. Sie ließ uns auf knapp drei Schritte herankommen, erst dann streckte sie ihre Arme aus, um die Säule zu umfassen, weil sie diese als Stütze benutzen wollte. Arme?
Nein, keine menschlichen. Die irre Luna hatte Arme bekommen, die jetzt zu ihr paßten, zu der gedrungenen und kompakten Gestalt eines Gorillas.
Noch immer die Säule festhaltend, drehte sie sich um.
»0 nein…«, stöhnte ich.
Das war kein Affengesicht, das uns da anstarrte. Es war ihr Gesicht, wobei sich die Mundpartie verändert hatte und sehr schief zur Seite gezerrt war.
Ich hatte es schon gesehen. Ein Maul. Nägel als Zähne. Darüber das Frauengesicht, das durch die Verzerrung aber um einiges verkleinert war, so daß die Perspektiven nicht mehr stimmten.
Es war auch kein langes Haar mehr vorhanden. Auf dem Kopf verteilte sich das Fell.
Sie glotzte uns an. Dunkle Augen. Gierig. Haßerfüllt.
Dann sprang sie.
Damit hatten wir gerechnet und huschten zur Seite hin weg, als sie auf uns zuflog. Ihre langen Arme wirbelten rechts und links durch die Luft. Sie schlugen nach Zielen, die nicht vorhanden waren.
Als Luna aufprallte, da war sie zu unserem Ziel geworden. Suko schoß ihr zwei geweihte Silberkugeln in den Rücken. Sie würden sie nicht vernichten können, aber sie gaben ihr für eine Weile die Schwäche, die ich ausnutzte.
Ich griff sie mit dem Kreuz an.
Als ich es gegen ihren Rücken preßte, da spürte ich zunächst das Zucken. Dann gellte der furchtbare Todesschrei auf. Danach gab es sie nicht mehr. Nicht mehr den Körper, nicht mehr das Gesicht. Wir hörten unter dem Fell das Knacken der Knochen, und auch das kurze Aufleuchten meines Kreuzes war vergangen.
Im Licht der Lampen sahen wir, was von Luna Limetti übriggeblieben war.
Ein schmieriger Rest, der penetrant nach verwesendem Fleisch stank. Das war alles.
»Willst du noch länger hier unten bleiben?« fragte Suko.
Ich ging, und das war Antwort genug. Und ich fühlte mich besser, denn dieser. Angriff der Kreaturen der Finsternis war durch uns gestoppt worden.
Und auch die Sonne Satans leuchtete nicht mehr…
ENDE des Zweiteilers
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