1018 - Die Spur der irren Luna
ziehen, und es hatte in Luna Limetti eine perfekte Helferin. Sie hatte ihr Leben der Sonne Satans geweiht, und das wollte sie mir jetzt beweisen.
Sie legte die Hände auf meine Schultern. Ich war nicht in der Lage, sie abzuschütteln. Sehr dicht stand sie vor mir. Ich mußte einfach in ihr Gesicht schauen. Sie nahm mir auch den Blick auf das Kreuz. Ich sah nur sie. Ihre Augen. Die roten Flecken darin. Das Brennen in meinem Kopf blieb.
Der blutige Mund dieser Person bewegte sich noch näher auf mich zu. Es lief alles auf einen Kuß hinaus, gegen den ich mich wehren wollte, wenn dies überhaupt möglich war.
Zum erstenmal spürte ich ihren Körper. Sie drückte sich an mich. Die Kettenglieder schoben sich übereinander, und Luna bewegte kreisend ihre Hüften.
Hände streichelten meine Wangen. Der blutige Mund fuhr ebenfalls über meine Haut hinweg. Ihr Bann war für mich nicht zu brechen. Mit jeder vergehenden Sekunde kam sie ihrem Ziel näher.
Leichte Küsse huschten über meine Haut und ließen Blutflecken zurück.
»Die Sonne Satans ist nicht für mich allein da. Sie reicht für dich, John. Sie reicht für alle Menschen. Sie wird es bald geschafft haben, das kann ich dir versprechen. Wer sich ihr anvertraut, der hat gewonnen, und zwar für immer.«
Worte, die mich eigentlich hätten wütend machen sollen. Diesmal nicht. Sie rüttelten mich nicht auf.
Ich befand mich nach wie vor unter dem Bann dieser roten Sonne an der Decke, und auch Luna Limetti hielt mich umschlungen, als wollte sie mich nie mehr loslassen. Sie freute sich. Ich hörte sie lachen. Ihr Körper schabte wieder über meinen hinweg. Das leise Klirren der Kettenkleidung hörte nicht auf. Es war einen ständige Begleitmusik, und ich konnte nichts dagegen tun, als ihre Hände mich abtasteten.
»Die Sonne gehört uns«, hauchte sie. »Sie gehört uns allen. Sie wird zur neuen Sonne der Menschheit werden. Hier fangen wir an, und sehr bald werden wir uns über die Welt hinweg verteilen, das kann ich dir versprechen, John.«
Für mich wäre es jetzt an der Zeit gewesen, sie zurückzustoßen. Das hatte ich vor, aber ich konnte mich nicht überwinden. Es gab da eine Hemmschwelle. Ich konnte nicht über diese Barriere hinwegspringen und mußte mich fügen.
Durch ihren Blick wurde ich gebannt. Die Kraft der Satanssonne hatte sich auch bei ihr verteilt, steckte in ihr, und jetzt erwischte sie auch mich.
Ich wußte nicht, ob sich meine Augen veränderten oder eine andere Farbe bekamen. Ich spürte die Veränderung auf eine andere Art und Weise, denn ich war dabei, den festen Boden unter den Füßen zu verlieren. Meine Schuhe schienen sich aufzulösen. Die Füße weichten ebenfalls zusammen, die Beine verkürzten sich. Ich fing an, vom Boden abzuheben und glitt hinein in einen schwebenden Zustand.
»Satan wartet auf dich, John! Sein Reich ist für dich offen. Glaub mir…«
Die Worte der Frau waren gut zu hören. Ich wollte sie nicht wahrhaben, weil ich es einfach nicht glauben konnte. Aber es gab keine Möglichkeit, mich dagegen zu wehren. Die andere Kraft war einfach zu mächtig.
Verbrannte sie mich? Würde ich so aussehen wie die Mönche? Würde sich mein Blut in Würmer verwandeln?
Ich wußte es nicht.
Ich mußte mich hingeben. Es war mir nicht mehr möglich, den Kopf zu bewegen und nach unten zu schauen, wo einsam und verlassen mein Kreuz lag. Verdammt zur Hilflosigkeit…
***
Vier Veränderte zählte Suko noch. Der letzte Mönch war zerflossen. Die Würmer krabbelten über den Boden. Sie schimmerten ebenfalls rötlich, aber sie würden keine Kraft mehr erhalten und zerfallen.
John Sinclair war über die Lache hinweg und auf Luna Limetti zugesprungen. Suko hoffte, daß Johns Kreuz mächtig genug war, um den anderen Zauber zu vernichten, denn Satan durfte auf keinen Fall die Oberhand gewinnen.
Der Kreis war gebrochen. Vier Verbrannte waren plötzlich führungslos. Sie taumelten zurück. Sie bewegten sich hektisch. Wegen dieser Bewegungen hielten sich ihre Kapuzen nicht mehr auf den Köpfen. Sie rutschten herab. Suko sah die Schädel zum erstenmal. Er stellte fest, daß keine Haare mehr darauf wuchsen. Sie waren blank und verbrannt, denn deutlich zeichneten sich dort die Flecken ab.
Suko erwischte den nächsten. Er taumelte direkt in seine Schlagrichtung hinein. Diesmal erwischten die Peitschenriemen den Kopf des Verbrannten. Suko hörte sie auf den kahlen Schädel klatschen, und der Veränderte sah aus, als wollte er in die Knie sacken. Er
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