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1019 - Das Vampirfenster

1019 - Das Vampirfenster

Titel: 1019 - Das Vampirfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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breite Stufen mußte ich zum Altar hin hochgehen. Auf der leeren, nicht abgedeckten Altarplatte breitete sich ein Staubfilm aus.
    Hier würde auch in der nächsten Zeit noch nichts gereinigt werden.
    Ich umging den Altar an der rechten Seite und blieb vor dem hohen Spitzbogenfenster stehen.
    Die Stege des Gerüsts malten sich hinter dem Mosaik nur schemenhaft ab. Um die Motive erkennen zu können, mußte sich der Betrachter auch hier sehr stark konzentrieren. Es dauerte nicht lange, bis ich etwas entdeckte.
    Lange Streifen. Schwach, dunkel. Sie zogen sich senkrecht durch das gesamte Fenster. Sie nahmen die Höhe ein und ebenso die Breite. Beinahe füllten sie das Fenster aus, ohne allerdings störend zu wirken. Ich mußte mich stark konzentrieren, um die Umrisse besser sehen zu können. Dabei fand ich heraus, daß dieser Schatten durchaus zu einem Menschen gehören konnte.
    Ein Mensch in einem Kirchenfenster? Eingefaßt in eine Gestalt, umgeben von den Scheibenstücken und gefangen?
    Eine absurde Vorstellung, aber vorhanden, denn ich konnte ihn tatsächlich immer besser sehen, je stärker ich mich darauf konzentrierte. Die Gestalt besaß Arme und Beine, und dort, wo der Kopf wuchs, wirkte sie bleicher. Da mußte sich das Gesicht befinden.
    Ich dachte an die Beschreibung der Gilian Kyle. Jetzt konnte ich ihr zum größten Teil recht geben. Zwar hatte ich keinen direkten Schatten gesehen, es war nur ein Umriß, aber was hielt diesen Umriß davon ab, während der Dunkelheit zu einem Schatten zu werden?
    Mit diesem Kirchenfenster stimmte etwas nicht. Eine Lösung gab es sicherlich. Ich war derjenige, der sie herausfinden mußte. Das schaffte ich nicht, wenn ich das Fenster zerstörte. Dem Rätsel mußte ich auf eine andere Art und Weise beikommen.
    Leider lag das Fenster sehr hoch. Selbst den unteren Rand der Nische, in das es hineingebaut worden war, konnte ich nicht durch einen Sprung erreichen. Deshalb hielt ich Ausschau nach einer Leiter. Bestimmt hatten die Handwerker eine zurückgelassen.
    Es war nicht mehr nötig. Meine Hand zuckte hoch. Es war eine Bewegung der Abwehr. Für einen kurzen Augenblick sah es so aus, als würde das Fenster zerbrechen durch einen von außen erhaltenen Druck. Wenn das passierte, wirbelten mir die Scherben entgegen, die manchmal tödlich sein konnten.
    Ich hatte mich geirrt.
    Das Fenster brach nicht. Der Eindruck war nur deshalb entstanden, weil sich der fremde Schatten zurückzog oder sich einfach als Umriß auflöste. Jedenfalls sah ich nur das normale Fenster, wie es sich gehörte. Keinen fremden Umriß, keinen Schatten.
    Ich atmete tief durch. Für mich stand fest, daß die Kirche entweiht worden war. Allein die Reaktion des Kreuzes hatte mir gezeigt, daß dieses Kirchenfenster befallen war. Das Böse hatte sich darin eingenistet. Das Böse in der Kirche? Tanzte hier der Teufel? Oder hatte er einen Vasallen geschickt?
    In dieser Kirche hatte sich etwas verändert. Und das sicherlich nicht zum Guten.
    Für mich gab es hier nichts mehr zu tun. Die Nacht allerdings würde spannend werden.
    Ich nahm den gleichen Weg zurück durch eine Kirche, die mir so fremd geworden war. All das, was eine Kirche ausmacht und ihr das entsprechende Flair gibt, war nicht mehr vorhanden. Mich hatte sie an einen völlig normalen Raum erinnert, in dem keine Messe mehr gefeiert wurde.
    Ich traf Gilian Kyle draußen, wo sie unter dem Gerüst stand und mit dem Rücken an der Wand lehnte. Sie starrte ins Leere. Die Stirn hatte sie gefurcht, und erst, als die Tür wieder hinter mir zugefallen war, drehte sie sich um.
    »Wieder zurück?«
    »Wie Sie sehen.«
    »Und jetzt? Haben Sie Erfolg gehabt?«
    Ich hob die Schultern. »Einigen wir uns auf einen Teilerfolg«, gab ich zu.
    »Ach. Was haben Sie denn entdeckt?«
    »Ich habe mir das Fenster etwas genauer angesehen und komme nicht umhin, Ihnen recht zu geben. Ich habe innerhalb des Mosaiks einen Schatten gesehen, düster, und tatsächlich mit dem Umriß eines Menschen, wie Sie gesagt haben.«
    Sie schwieg, schaute mich dabei aber an. »Sonst haben Sie nichts an diesem Umriß entdeckt?«
    »Nein, leider nicht.«
    Sie lächelte, aber dieses Lächeln galt nicht mir. Sie schickte es ins Leere hinein. Dann räusperte sie sich und flüsterte: »Er muß eine Gestalt der Nacht sein, etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen, glauben Sie mir.«
    »Wir warten bis zur Dunkelheit.«
    Gilian drehte den Kopf. »Ja, das werden wir tun, John. Es dauert ja nicht mehr

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