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1019 - Das Vampirfenster

1019 - Das Vampirfenster

Titel: 1019 - Das Vampirfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Metallgeländer gesichert. Das Gerüst war nach dem Baukasten-System aufgestellt worden.
    Sie trug flache Schuhe mit geriffelten Sohlen, die ihr beim Hochklettern den nötigen Halt gaben.
    Sie dachte daran, daß noch Freitag war. Ein Wochenende lag vor ihr und auch vor den Arbeitern, die hier in den nächsten beiden Tagen nicht renovieren würden.
    Freie Bahn!
    Sie lächelte wieder zuckend, als sie sich drehte und ihren linken Fuß auf das Querbett setzte. Plötzlich schlug ihr Herz schneller, das Blut hatte sich erhitzt, rötete ihre Haut, und auf dem Rücken glitt der kalte Hauch entlang.
    Mit beiden Händen hielt sich Gilian am Geländer fest, als sie auf die Mitte des Fensters zuging.
    Von unten sah es schmal aus. Eine leichte Täuschung, durch seine Höhe begründet. Aber so schmal war es nicht, wie Gilian wieder feststellen mußte. Sie hielt ihren Blick gegen die dunkle und schmutzige Scheibe gerichtet. In der Dunkelheit war nichts von einer Farbe zu sehen, hier war alles grau.
    Noch eine Minute.
    Gilian Kyle war in der Mitte des Fensters stehengeblieben. Sie hatte den Kopf zurückgelegt, um auch in den Spitzbogen schauen zu können. Das Ende war mehr zu ahnen als zu sehen. Der dunkle Schatten der Mauer hatte es geschluckt.
    Gilian brauchte nur die Hände vorzustrecken, um die Scheibe zu berühren. Das Glas war dick. Man hatte die einzelnen Teile damals so fest wie möglich zusammengefügt, und Gilian spürte unter ihren Fingern die Wülste der Kittmasse.
    Sie fror plötzlich und wußte den Grund dafür selbst nicht. Eigentlich hätte sie sich freuen müssen, denn diese Nacht war entscheidend.
    Sie schaute auf die Uhr.
    Der Zeiger lief weiter.
    Sekunde reihte sich an Sekunde. Nur noch sehr kurze Zeit bis zur Tageswende.
    Sie zählte mit. »Sieben, sechs, fünf…« Luftholen – dann das entscheidende Wort. »Jetzt!«
    Mitternacht – Tageswende. Seine Zeit!
    Gilian Kyle hielt den Atem an, ohne das Fenster dabei aus den Augen zu lassen. Sie bewegte ihren Kopf, damit sie es fast in seiner gesamten Länge sehen konnte. Sie wußte, daß sich etwas tat, sie hatte es schon einige Male erlebt, aber es war ihr nie möglich gewesen, es genau mitzubekommen. Dabei war sie auch bei Tageslicht schon auf dem Gerüst herumgeklettert. Das hatte man ihr erlaubt, nur hatte sie nichts entdecken können. Das Fenster war stumm geblieben.
    Und jetzt?
    Sie schaute wieder hin. Allein stand sie auf dem Gerüst und umgeben von tiefer Stille. Nirgendwo war ein Geräusch zu hören. Kein fernes Glockenlauten, kein Wagenmotor, nur eben die Stille, die wie eine geheimnisvolle Macht an der Außenwand der Kirche in die Höhe gekrochen war.
    Ihr wurde kalt. Die Kälte drang von vorn auf sie zu, direkt aus der Scheibe.
    Gilian Kyle zog die Schultern hoch. Plötzlich wußte sie, daß sie Glück gehabt hatte. Es war so eingetroffen, wie sie es sich erhoffte und auch immer wünschte. Man hatte sie als Mensch angenommen, das war das größte überhaupt.
    Bisher hatte das Fenster in völliger Bewegungslosigkeit vor ihr gelegen. Das änderte sich nun. Sie sah die einzelnen Scheibenstücke nicht mehr als harte, gläserne Masse. Sie hatten sich in ein welliges Meer verwandelt. Sie drangen auf Gilian zu. Sie schwangen, sie zitterten, sie blähten sich, aber es brach nichts aus dem alten Gefüge hervor.
    Gilian staunte.
    Sie kannte das Phänomen, dennoch war sie davon immer wieder fasziniert, und auch jetzt hielte sie die Augen weit offen, um nur nichts zu verpassen. So weit wie möglich war sie zurückgewichen, damit der Blickwinkel optimal wurde. Mit dem Rücken stützte sie sich am Geländer ab. Sie schaute dabei am Fenster hoch und mußte sich eingestehen, daß sie nichts begriff, aber fasziniert war.
    Die Bewegung blieb. An der Scheibe, in der Scheibe, ob außen oder innen, es war von ihr nicht genau festzustellen, aber jetzt sah sie den Schatten.
    Er schob sich in die Höhe. Vielleicht kam er auch von oben. So genau war es nicht zu erkennen, aber er war sehr hoch, sehr groß, wirkte kompakt trotz seiner relativen Schlankheit und nahm deshalb beinahe die gesamte Fensterbreite ein.
    Ja, ein Schatten. Ein menschlicher Umriß. Sehr düster, weil er in dunkler Kleidung steckte. Es war für Gilian nicht genau zu erkennen, ob er eine Kutte oder einen Mantel trug, jedenfalls reichte das Kleidungsstück bis hinab zu seinen Füßen.
    Der Schatten beherrschte das Fenster. Er hatte es eingenommen, aber er war auch gefangen und würde sich aus eigener Kraft

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