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1019 - Das Vampirfenster

1019 - Das Vampirfenster

Titel: 1019 - Das Vampirfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zucken. Ich konzentrierte mich. Ich hörte den Wind jetzt lauter. Ich nahm auch die Gerüche des alten Fensters wahr, denn meine Sinne waren sensibilisiert worden. Den Schrei hatte ich mir nicht eingebildet. Er war aufgeklungen, nun stellte sich die Frage, wo er seinen Ursprung gehabt hatte.
    In einer anderen Dimension?
    Hier im Freien jedenfalls nicht. Zudem hätte ihn auch Gilian Kyle hören müssen. Sie zeigte keinerlei Reaktion. Demnach hatte sie ihn nicht mitbekommen.
    Ich drehte mich zur Seite und drückte ein Ohr gegen die Scheibe.
    Die Augen hielt ich dabei halb geschlossen. Ich war tief konzentriert.
    Es verstrichen einige Sekunden, bis ich mich an die neue Umgebung gewöhnt hatte. Die Scheibe war still, sie war ruhig, sie bewegte sich nicht, aber ich hörte trotzdem, daß da etwas war, das nicht in diesen Rahmen hineinpaßte.
    Ein sehr fernes Geräusch. Diesmal kein Schrei. Mehr ein Summen oder auch Stöhnen. So genau war es nicht zu unterscheiden. Jedenfalls irrte ich mich nicht. In dieser Scheibe mußte sich etwas festgesetzt haben, wobei ich den Schatten noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Alles lag in der Schwebe. Ich war davon überzeugt, erst am Anfang zu stehen.
    Das Kreuz berührte das Fenster nicht mehr. Ich wollte abwarten.
    Die Zeit war um. Ohne meine Haltung zu verändern, hob ich das Kreuz an und drückte es gegen das Fenster, Ohr und Kreuz berührten es jetzt!
    Der Schrei war wieder da!
    Gräßlich, voller Wut und Haß. Wie von einem Gefangenen stammend, der über lange Zeit hinweg in einem tiefen Kerker gelegen hatte. Ein furchtbarer Laut, der mir einen Schrecken einjagte, obwohl ich damit hatte rechnen müssen.
    Noch etwas geschah. Plötzlich traf mich der Kälteschock. Irgend jemand hatte ihn mir geschickt. Es war keine normale Kälte. Dafür eine dämonische, wie ich sie nicht zum erstenmal erlebte, und ich stellte auch eine Reaktion an meinem Kreuz fest, denn ein sanftes Strahlen drängte sich von ihm weg.
    Die Kälte verschwand. Die Schreie ebenfalls, aber ich war nicht glücklich über diese Stille. Gilian Kyle hatte recht gehabt. Irgend etwas existierte hier. Es hielt sich versteckt, es mochte ein Schatten sein, und ich ging zunächst einmal davon aus, daß es so stimmte.
    Eine andere Möglichkeit hatte ich nicht.
    Die Frau sah mir an, daß etwas geschehen war. Sie reckte ihr Kinn vor und fragte: »Was ist passiert?«
    »Da war etwas«, gab ich zu.
    »Was denn?«
    »In der Scheibe.«
    Für einen Moment weiteten sich ihre Augen. »Sie haben dort den Schatten gesehen?«
    »Nein, wie kommen Sie darauf? Den habe ich natürlich nicht zu Gesicht bekommen. Ich habe nur etwas gehört.«
    »Was denn?«
    »Einen Schrei, meine Liebe. Einen Schrei in der Tiefe des Fensters oder wo auch immer.« Ich sprach schnell weiter, bevor sie eine Frage stellen konnte. »Zugleich erwischte mich ein Schwall unnatürlicher Kälte, und ich sah auch, daß mein Kreuz reagierte. Folglich muß sich etwas in der Scheibe befinden, das Sie als Schatten gesehen haben. So und nicht anders sehe ich die Dinge.«
    Gilian wußte nicht, was sie sagen sollte. Zwar bewegte sie ihren Mund, aber ich hörte nichts. »Schreie? Kälte?« Sie zog die Schultern hoch, als würde sie selbst frieren. »Das habe ich noch nicht erlebt. Ich sah nur den Schatten.«
    »Mir hat er sich nicht gezeigt.«
    »Es ist auch noch hell.«
    »Dafür habe ich ihn gehört. Nur frage ich mich, ob Schatten schreien können. Was immer wir auch noch entdecken werden, normal ist es jedenfalls nicht.«
    Gilian Kyle hatte den Kopf gesenkt und nickte vor sich hin. »Ja, das ist wohl wahr.« Dann zuckte sie mit den Schultern. »Aber was ist hier schon normal?« murmelte sie. »Ich weiß es leider auch nicht, ich finde dafür keine Erklärung.«
    »Jedenfalls bin ich nicht grundlos hergefahren. Das ist auch schon etwas.«
    Sie gab sich erstaunt, als sie fragte: »Wollen Sie denn weitermachen, John?«
    »Natürlich, Gilian. Ich will ehrlich zu Ihnen sein. So richtig habe ich es nicht glauben können. Ich bin nur hergekommen, weil ich an diesem Wochenende nichts vorhatte. Jetzt aber ist mein Jagdfieber geweckt. Schließlich bin ich Polizist.«
    »Und ein besonderer obendrein!« erklärte sie.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Pardon, aber welcher Polizist trägt schon ein derartiges Kreuz mit sich herum?«
    »Wenige, in der Tat. Und ein derartiges Kreuz schon gar nicht. Ich bin jedenfalls froh darüber, daß ich es besitze. Es hat mir schon manchen guten Dienst

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