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1019 - Das Vampirfenster

1019 - Das Vampirfenster

Titel: 1019 - Das Vampirfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war er frei. Jetzt konnte er tun und lassen, was er wollte. Er hatte sich bereits ein Opfer geholt.
    Gilian und ich waren zwar keine Freunde geworden, aber es würde mir verdammt schwerfallen, das zu tun, was einfach getan werden mußte. Ich würde sie endgültig töten müssen, um mich dann auf die Suche nach meinem eigentlichen Feind zu machen.
    Das Erlösen wollte ich hinter mich bringen, ohne daß es Aufsehen erregte. Also nicht durch einen Schuß aus der Waffe. Die geweihte Silberkugel konnte ich mir sparen. Da würde mein Kreuz die gleiche Pflicht erfüllen.
    Ich stand neben dem Bett und betrachtete ihr Gesicht. Seine Züge waren nicht entspannt, sondern eher angespannt und trotz des geschlossenen Mundes leicht verzerrt.
    Vampire brauchen nicht zu atmen. Auch hier war nicht der leiseste Hauch zu spüren.
    Das Kreuz steckte in meiner rechten Tasche. Ich umklammerte es für einen Moment und holte noch einmal tief Atem.
    Da öffnete Gilian Kyle die Augen!
    ***
    Damit hatte sie selbst mich überrascht. Ich hätte nicht gedacht, daß sie so schnell wieder erwachen würde, und ich stand für einen Moment unbeweglich auf der Stelle, den Blick einzig und allein auf das Gesicht der Frau gerichtet.
    Sah sie mich?
    Bestimmt. Sie würde mich auch riechen können. Vampire konnten manchmal wie Hunde sein, die jemand auf eine bestimmte Spur gesetzt hatte. Bei mir hieß die Spur Blut.
    In ihren Augen schimmerte kein Erkennen. Wahrscheinlich mußte sie erst mit sich selbst und ihrem neuen Zustand zurechtkommen, und die Zeit ließ ich ihr. Zudem hoffte ich, daß sie sprechen konnte, denn es waren noch einige Fragen offen, und mir fehlten die entsprechenden Antworten.
    Sie war steif. Es gab Schwierigkeiten, wenn sie sich bewegte. Sehr mühsam zog sie die Beine an und bewegte auch ihre Arme. Dabei zuckten die Finger, deren Nägel über das straff gespannte Laken hinwegglitten. Eine erste Regung, der die zweite folgte, denn sie versuchte jetzt, ihren Kopf hochzustemmen. Um sich dabei zu unterstützen, mußte sie die Arme anwinkeln. So konnte sie sich mit den Ellbogen aufstemmen. Sie bewegte den Kopf in meine Richtung.
    Ich behielt ihr Gesicht im Auge und suchte in den Pupillen nach einem Erkennen.
    Da war nichts zu entdecken. Sie blieben glanzlos. Dafür bewegte Gilian ihren Mund und auch die Zunge, denn sie fuhr mit der Spitze über die leicht veränderte Zahnreihe im Oberkiefer hinweg. So konnte sie sich auf ihren neuen Zustand konzentrieren, und so würde sie auch damit fertig werden.
    »Gilian…« Leise hatte ich gesprochen, darauf hoffend, daß ihr Gehör okay war.
    Ja, sie hatte mich verstanden, denn sie war für einen Moment zusammengezuckt.
    »Was ist passiert, Gilian?«
    Sie lachte. Kein normales Lachen. Aus ihrer Kehle drang ein kratziges Geräusch. Danach hob sie einen Arm an, um nach mir zu fassen. Ich ließ es geschehen, daß sie mit ihrer Hand mein Gelenk umklammerte. So bekam ich die Kälte zu spüren, die bereits durch ihren Körper gekrochen war.
    Wie abgekühlter Teig. Kein Zittern der Finger. Alles war so starr an ihr, und sie versuchte, durch mich als Stütze in eine sitzende Haltung zu gelangen.
    Es klappte nicht so recht, da ich Gegendruck ausübte, der sie wieder zurückschob.
    Sie knurrte mich dabei an.
    Dieser Laut bewies mir, daß sie schon wieder etwas mehr Kraft gesammelt hatte. Sie würde mich bald anfallen, zuvor aber mußte sie mir noch Rede und Antwort stehen.
    »Wer war es? Wer ist gekommen?«
    Als Antwort grinste sie nur.
    »Du kannst sprechen, nicht?«
    »Was willst du?«
    Ja, es war ihre Stimme, auch wenn sie anders geklungen hatte und sehr dunkel gewesen war. Aber ich hatte sie verstanden.
    »Ich will alles wissen«, erklärte ich Gilian. »Von Anfang an, verstehst du?«
    »Dein Blut…«
    »Wirst du nicht bekommen.«
    »Ich habe es schon!« Die vier Worte drangen wie ein Schrei aus ihrem Mund. Damit hatte sie mich in Verlegenheit gebracht. Ich glaubte nicht, daß sie mich hatte belügen wollen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie mein Blut besaß.
    »Ich behalte es, Gilian.«
    »Es war damals, als wir uns trafen. Im Supermarkt habe ich dich erwischt. Du mußt dich erinnern. Mit der Scherbe konnte ich dich verletzen.« Jetzt lachte sie wieder. »Dabei floß Blut. Ich habe es in meinem Taschentuch gesammelt. Ich habe es in meiner Wohnung verdünnt und es auf die Scheibe geschmiert, um ihn zu erwecken, der so lange schon darin gefangen gewesen war.«
    Jetzt wurde mir blümerant zumute.

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