1019 - In den Händen der Bruderschaft
seinen Schultern und funkelte aus blutunterlaufenden Augen den Betschiden an.
„Er hat tatsächlich eine Sprengladung angebracht?"
„Ja", erwiderte Surfo. „Ich habe sie entschärft. Du bist Lyrst, der Chef der Schutzgarde?"
„Nein. Ich bin Sorghyr, ein Freund und Kollege von Barkhaden", gab der Krane zurück und zog sich mühsam an der Bordwand hoch. „Und, so wie es jetzt aussieht, bin ich der einzige, der euch noch ein wenig schützen kann."
„Auch vor diesen Gleitern?" schrie Faddon und deutete schräg in den Morgenhimmel hinauf. Dort war eine Staffel von fünf Gleitern zu sehen, die in rasendem Flug heranschwebten und immer tiefer glitten.
„Schutzgarde ...? Vielleicht kann ich etwas verhindern...", sagte Sorghyr und hob seinen Helm wieder auf. Er fingerte an den Kontrollen des Funkgeräts herum, aber nachdem er merkte, daß er mit den Schwimmhandschuhen nichts ausrichten konnte, zog er sie aus und stellte die Schrauben und Schalter genau ein. Dann rief er laut und drängend seine Warnungen in das Mikrophon.
Es schien fast zu spät zu sein.
Die Gleiter rasten heran und eröffneten das Feuer auf das gepanzerte Schiff. Ihre Energiestrahlen durchfurchten das Wasser und ließen es in breite Dampfbahnen aufkochen. Über das Heck zog sich eine summende Glutspur und schmolz das Metall.
Funken sprühten auf, Rauch wurde vom Wind weggerissen. Sorghyr schrie aufgeregt in das Funkgerät. Der erste Gleiter hob die Schnauze und jaulte schräg über den Bug des Schiffes hinweg. Rund um die Bordwände schlugen Glutstrahlen ein und hüllten Deck und Aufbauten in weiße Dampfwolken. Schließlich dröhnte durch die Wolken eine Stimme auf, die aus einem Megaphon stammte.
„Wir haben verstanden. Macht euch bereit, Sorghyr. Wir bringen euch zu Lyrst. Er wurde eben aufgefischt. Achtung..."
Ein riesiger Gleiter krachte förmlich auf das Heck des Schiffes herunter. Einige Gardisten sprangen heraus und halfen den vier erschöpften Wesen, über das Deck zu tappen und in die Sitze des Gleiters zu fallen. Der Pilot schaute nicht ein einziges Mal zu ihnen hin; er hatte zu tun, die schwere Maschine auf dem wild tanzenden Deck zu halten.
Als zuletzt Surfo Mallagan hereingezerrt wurde und jemand hinter ihm die Tür zuwarf, startete der Gleiter. Ein Krane schraubte den Verschluß eines Thermowürfels ab und reichte ihn dem Jäger.
Sorghyr trank das heiße Zeug mit gierigen Schlucken und reichte den Würfel weiter. Die Betschiden tranken den Würfel leer, lehnten sich zurück und versanken übergangslos in einen Schlaf, der einer Ohnmacht ähnelte. Auch Sorghyr schloß die Augen und entspannte sich.
Sie waren in Sicherheit. Sorghyr wußte mit Bestimmtheit, daß die schöne Carderhör sie an ihrem nächsten Landeplatz erwarten würde.
Zwischen ihr und Lyrst würde der nächste Kampf toben. Aber auf keinen Fall war er tödlich für einen der Beteiligten. Nur für ihn, Sorghyr, war der Ausgang des Kampfes bereits klar: einer der großen Verlierer war er selbst.
*
Die Erschöpfung hielt Brether Faddon fest in ihrem Griff. Er registrierte die Vorgänge um ihn herum nur undeutlich und hatte jedes Zeitgefühl verloren. Zunächst, als der Gleiter der Schutzgarde landete, gab es einen erbitterten Streit zwischen ihrem Retter und einer Kranenfrau. Dann brachte man sie in das Hauptquartier der Garde. Überall waren die gekreuzten Symbole zu sehen. Carderhör, so nannte sich die Frau, stritt sich mit Lyrst und Sorghyr um die Betschiden. Man brachte sie in drei einzelne Zellen, die mit einem bescheidenen Luxus ausgestattet waren. Brether schlief wieder ein und träumte davon, in den Wellen zu ertrinken, er tauchte ein und schlug wild um sich, und er nahm nicht wahr, daß er von einem Kommando Gardisten weggebracht wurde.
Nach einer langen Fahrt kam er wieder zu sich. Männer in den Uniformen der Raumfahrer brachten ihm ein Tablett voller Essen. Er erkannte die typische Ausstattung des Raumschiffsgeschirrs. Auf dem Tablett stand MARSAGAN.
Er hob den Kopf und fragte: „Ihr habt uns auf ein Raumschiff gebracht?"
„Richtig. Breborn persönlich hat es veranlaßt. Er will euch sprechen - beeile dich."
„Breborn? Der Verantwortliche von Keryan?"
„Es gibt nur einen Breborn. Schnell!"
Faddon folgte dem Kranen. Als er außerhalb der Raumschiffskabine an einer spiegelnden Wandfläche vorbeikam, sah er, wie er auf Breborn wirken würde: abgerissen, schmutzig und mit verfilztem Haar. Er verstand um nichts im Kosmos, warum
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