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1019 - In den Händen der Bruderschaft

Titel: 1019 - In den Händen der Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich sofort ein Wirbel. Aus den Spalten der Decke schossen riesige Wasserstrahlen herunter und schwemmten Sand und Schutt heran. Ein ungeheurer Sog erfaßte alles, was sich in dieser Halle befand, und drängte es in den offenen Schlund der riesigen Röhre.
    Abermals ergriff nackte Todesangst jedes Wesen, das noch bei Bewußtsein war. Nur Surfo Mallagan hätte eine präzise Erklärung gehabt, aber er war bewußtlos. Das Luftkissen, auf dem sich Sargamec gerettet hatte, war nach dem Aufstieg in der Röhre am oberen Ende angelangt. Das Schott hatte sich, vermutlich dank einer Explosivladung, ruckartig geöffnet. Die zusammengepreßte Luft im Innern des Stützpunkts konnte entweichen, und der Druck jagte das Wasser wie durch einen Schlauch aufwärts.
    Es dauerte nur einige Sekunden, bis das Gemenge aus Wasser und Abfällen, Ausrüstung und toten Kranen, lebenden Schutzgardisten und Betschiden, Möbeln, Kissen und Gebrauchsgegenständen kreiselnd und drehend die Entfernung innerhalb der Fluchtröhre zurückgelegt hatte.
    Alles wurde in einer kleinen Fontäne ausgestoßen. Die Gestalten der Kranen und Betschiden fielen, vom Wasser umhüllt, an der Oberfläche des Ahyr-Meeres schwer zurück in die Wellen.
    Noch brannten die beiden Scheinwerfer. Sorghyr bemerkte, daß er instinktiv und ohne es zu wissen, Schwimmbewegungen ausführte. Er versuchte sich umzusehen, suchte nach den Verfolgten und nach Lyrst. Der einzelne Scheinwerfer schwamm auf ihn zu, er packte ihn und zog am Energiekabel. Lyrst befand sich nicht am anderen Ende.
    Und erst jetzt, als er durch das Helmvisier die Sterne seltsam klar sah, wußte der alte Jäger, warum ihm jede Bewegung so unendlich schwer fiel: Sie waren außerhalb des Schutzschirms, außerhalb der Wirkung der Gravitatoren!
    Er stöhnte auf und richtete mühsam den Scheinwerfer auf nähertreibende Gestalten. Es waren die Gesuchten. Sie schwammen und hielten sich gegenseitig fest. Nur ihre Köpfe ragten aus den Wellen des aufgewühlten Meeres.
     
    *
     
    Der Bereich auf Keryan, in dem die Bevölkerung lebte, und darüber hinaus Teile der Umgebung, lag im Wirkungsbereich des Schirmes und besaß die konstante Schwerkraft von einem und zwei Zehntel Gravos. Hier, im offenen Ahyr-Meer, außerhalb dieses Schutzes, befanden sich Verfolger und Verfolgte in der freien Natur des Riesenplaneten.
    Hier herrschen 1.85 Gravos. Zwar hob die Eigenschaft des salzigen Wassers, das die Körper mit zusätzlichem Auftrieb versah, den lebensfeindlichen Unterschied ein wenig auf, trotzdem fiel jede Bewegung schwerer und erfolgte langsamer und unter Anspannung aller Kräfte. Allein der Versuch, den Kopf aus dem Wasser zu stemmen, erforderte eine gewaltige Anstrengung. Die Oberfläche des Meeres lag in völliger Dunkelheit, und nur die weißen Schaumkronen der hohen Wellen waren schwach sichtbar. Ein starker Wind pfiff und heulte. Er wühlte das Wasser auf und riß den Schaum mit sich. „Verdammt!" stöhnte Sorghyr keuchend, „wo ist Lyrst?"
    Einige Kisten oder ähnliche hohle Elemente waren aus dem Stützpunkt hochgerissen worden. Sie schwammen zwischen den Betschiden und dem Jäger. Die starken Strahlen beider Unterwasserscheinwerfer tanzten hin und her und leuchteten einmal in die Augen der Deserteure, dann auf das graugrüne Wasser und auf die Behälter. Die schwimmenden Körper hoben und senkten sich im Rhythmus der Wellen. Es gelang Sorghyr, eine Kiste halbwegs unter seine Brust zu bugsieren und sich qualvoll langsam hochzuziehen. Er half den Betschiden, indem er weiterhin die Lichtstrahlen auf die Kisten richtete. Immer wieder mußte er Tang oder Schmutzpartikel vom Helmvisier wischen.
    Mit einiger Zufriedenheit sah er, daß die zwei männlichen Betschiden den Körper des weiblichen Flüchtlings auf einen schwimmenden Würfel geschoben hatten. Sie selbst hielten sich an beiden Seiten eines größeren, tonnenförmigen Gegenstands fest, der tief im Wasser lag.
    „Ich habe im Augenblick keine Möglichkeit, uns zu helfen", sagte Sorghyr über den Außenlautsprecher. „Könnt ihr mich verstehen?"
    Undeutlich erscholl eine bejahende Antwort vom Wellenkamm herunter.
    „Wir müssen warten, bis uns ein Gleiter der Schutzgarde entdeckt!" sagte Sorghyr und hoffte, in diesem Fall den Kranen bestechen zu können. „Ich gebe inzwischen Lichtsignale!"
    Die Antwort verstand er nicht, aber sie war eindeutig bejahend.
    Sorghyr versuchte, seine Situation und die Lage der drei Betschiden in den richtigen Bezügen zu sehen.

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