102 - Borro, der Zombie
hervor.
Er lebte wieder!
●
Der Vogel plusterte sich auf, schielte mit einem Auge
auf die Schlange, schlug mit den Flügeln und ging auf etwas unsicheren Beinen
auf den flachen Tisch zu.
Das Leben beider Tiere war ausgetauscht worden.
Mit einem Mal ahnte Larry, weshalb sie hier waren.
Kumu wollte etwas Neues wagen. Offenbar war er mit
dem, was er bisher angerichtet hatte, noch nicht zufrieden. Der Versuch mit dem
Papagei und der Schlange bewies jedoch, daß sein Experiment geglückt war.
Larry war dankbar, daß die Umgebung so düster war, und
er unbemerkt seine Fesseln abstreifen konnte, ohne daß Kumu und die beiden
anderen den geringsten Verdacht schöpften.
Sie steckten die Köpfe zusammen, nachdem sie den
Papagei in die Hand genommen und ihn eingehend betrachtet hatten.
Larry stieß den Captain vorsichtig in die Seite. »Pscht!«
zischte er.
»Lassen Sie sich nichts anmerken! Ich werde Ihnen die
Handfesselndurchschneiden.«
Mit zwei schnellen Schnitten fielen die Schnüre aus
Pflanzenfasern, mit einem Schnitt durchtrennte Larry Brent die Fessel an den
Füßen.
Keine Sekunde zu früh!
Kumu und seine Helfer schritten zu neuen Taten. »M’
gala omku nrgunruru«, sagte der Medizinmann, deutete mit dem Fetisch auf den
Captain und wischte damit dreimal durch die Luft. Danach tauchte er ihn in das
Gefäß mit dem Gift, das den Papagei das Leben gekostet hatte und trat auf den
Captain zu.
»Jetzt!« sagte Larry und reagierte sofort. Das
Überraschungsmoment war auf ihrer Seite. Wie ein Panther schnellte er auf den
Eingeborenen zu. Mit beiden Händen stieß er ihm gegen die Brust, daß dieser mit
einem gurgelnden Laut zurückflog. Nach einem weiteren gezielten Faustschlag
stolperte er genau gegen Kumu. Der Medizinmann kam aus dem Gleichgewicht, die
Schale mit dem Giftbrei segelte durch die Luft und klatschte gegen die
geflochtene Hüttenwand. Die dickflüssige Brühe rann langsam nach unten.
Kumu erholte sich schnell von dem
Überraschungsangriff, bückte sich und warf sich nach vorn.
Der Captain war nicht so erfolgreich wie Larry. Es kam
zu einem kurzen, erbitterten Handgemenge, wobei der Captain es schaffte, seine
Rechte krachend unter dem Kinn des Medizinmannhelfers zu setzen. Dessen Kopf
fiel schlaff zur Seite.
Kumu Lombgo kam heran, wollte den Schlag noch
verhindern. Sein Fetisch wischte wie ein Schwert durch die Luft.
X-RAY-3 stieß sich ab um einzugreifen. Als er sah, was
der Medizinmann beabsichtigte, blieb ihm kurz die Luft weg. Wenn dieser den
Captain mit dem giftgetränkten Federwisch berührte, würde das passieren, was
auch mit dem Papagei geschehen war.
Larry war aber nicht schnell genug, um es noch
verhindern zu können. Der Fetisch streifte über den Schopf des Captains, der
fiel langsam vornüber, bevor Larry bei ihm war.
»Captain!« rief er und packte ihn an der Schulter. Der
Medizinmann war die nächsten Sekunden keine Gefahr für ihn, da er ihn noch
hatte zurückschleudern können. Kumu krachte gegen die Bastwand und die runde
Hütte erbebte, als würde sie zusammenbrechen.
Aus starren Augen blickte der Captain den PSA-Agenten
an. Seine Mundwinkel sackten herab, sein Atem stand still. Der Captain war tot.
●
Larry Brent kam nicht zur Besinnung, denn nun ging es
Schlag auf Schlag.
Kumu Lombgo warf sich mit verzerrtem Gesicht herum,
versuchte, seinen Fetisch – der ihm aus der Hand gefallen war – zu erreichen,
um damit auch Larry Brent den Garaus zu machen.
Doch der Amerikaner war auf der Hut und riß den
Medizinmann herum. Es kam zu einem kurzen Schlagabtausch. Kumu war kräftig und
ein guter Kämpfer. Doch er wunderte sich, daß seine Schläge wirkungslos
verpufften. Ehe er sich versah, wurde er gepackt, flog über Larrys Schulter und
landete krachend auf dem Boden.
Doch Kumu Lombgo war hart im Nehmen. Er rollte sich
herum, kam wütend schnaufend auf seinen Gegner zu, wurde aber am Arm gepackt
und landete wieder auf dem Boden. Larry zerrte ihn darüber hinweg und versetzte
ihm noch einen Handkantenschlag. Langsam zog er Kumu zu sich herum. Mit der
anderen Hand riß er ein breites Buschmesser von der Wand, das zwischen
Pfeilspitzen und mehreren Speeren hing und setzte es dem Medizinmann an die
Kehle.
»Nun ist es genug«, stieß X-RAY-3 atemlos hervor. »Jetzt
sollten Sie ganz schnell überlegen, was Sie mir alles zu sagen haben.«
»Nichts«, stieß Kumu erregt hervor. Schweiß perlte von
seiner Stirn.
»Okay. Dann brauchen Sie auch Ihren Kopf nicht
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