1020 - Das Viren-Experiment
ist das dein neuer Leibwächter?" erkundigte er sich.
Sie schaute in Richtung des Fremden, der still dastand und sie beide anstarrte.
„Er kam plötzlich herein", stammelte sie. „Ich glaube nicht, daß er bösartig ist. Ihm ist etwas widerfahren, etwas Schlimmes. Ich glaube, er ist völlig verwirrt."
„Wir müssen von hier weg und die Behörden alarmieren", sagte Terrel entschieden und richtete sich vollends auf.
„Es tut mir leid", sagte der Extraterrestier in diesem Augenblick. „Ich wollte niemanden verletzen, schon gar keinen Menschen. Ich bin Quiupu."
„Woher kommst du?" fragte Terrel.
„Von Terrania", antwortete Quiupu bereitwillig.
„Aber du bist kein Mensch, du kommst von einem anderen Planeten", stellte der Raumfahrer fest. „Ich bin Bordastronom auf einem Schweren Holk der Kosmischen Hanse. Ich bin viel herumgekommen, aber von der Existenz solcher Wesen, wie du eines bist, habe ich noch nie gehört."
„Ja", sagte Quiupu, sich nach allen Seiten umblickend, als erwarte er jede Sekunde einen Überfall, „das glaube ich."
Terrel ergriff seine Freundin am Arm und zog sie behutsam mit sich in Richtung des Ausgangs. Sie sträubte sich.
„Du siehst doch, daß er Hilfe braucht", flüsterte sie Kadek zu. „Wenn wir Alarm schlagen, kommt es vielleicht zu Zwischenfällen, die wir später bedauern. Man weiß nie, wen die Behörden schicken, vielleicht jemand, der im Umgang mit Fremden völlig ungeübt ist."
„Und was sollen wir tun?"
„Uns zunächst selbst um ihn kümmern."
Terrel rieb sich das Kinn und sagte beziehungsvoll: „Du hast keine von ihm abbekommen."
„Es tut mir leid", beteuerte Quiupu noch einmal. „Ich war wie von Sinnen. Ich habe es gesehen und wußte nicht, daß es so böse ist."
Terrels Augen verengten sich.
„Wovon redest du überhaupt?"
„Von dem Viren-Experiment", sagte Quiupu.
Terrel sah die Pädagogin fest an und machte ein unmißverständliches Zeichen mit einem Zeigefinger zur Stirn.
„Es hat keinen Sinn, wenn wir uns mit ihm befassen", sagte er. „Damit bürden wir uns etwas auf, was unsere Möglichkeiten übersteigt. Ich will auch nicht die Ursache kosmischer Verwicklungen sein. Kosmopolitik ist ein überaus kompliziertes Feld, auf dem sich schon mancher ..."
„Ach, hör doch auf!" unterbrach sie ihn ärgerlich. „In Wirklichkeit bist du nur wütend, weil er dich verletzt hat."
Quiupu, der der Unterhaltung aufmerksam zugehört hatte, mischte sich ein.
„Ihr müßt mir helfen!" flehte er. „Kommt schnell, bevor ein Unglück passiert."
„Was sollen wir tun?" erkundigte sich Margo Ogden. „Wir kennen nicht einmal deine Probleme."
„Begleitet mich!" forderte der Außerirdische auf. „Wenn ihr es seht, werdet ihr mir glauben."
Terrel holte tief Luft.
„Du siehst doch, daß er sich in einer psychischen Streßsituation befindet. Er ist verwirrt und weiß vermutlich nicht, was er sagt. Wir müssen ihn so schnell wie möglich loswerden."
Im Grunde genommen, davon war Margo überzeugt, hatte Kadek recht. Aber sie fühlte sich auf eine schwer erklärbare Weise von diesem seltsamen Geschöpf angezogen. Ihr weiblicher Instinkt verriet ihr, daß Quiupu Hilfe brauchte. Wenn sich die Behörden einschalteten, wurde vielleicht ein nicht mehr wiedergutzumachender Fehler begangen.
„Wir können die zuständigen Stellen immer noch verständigen", sagte sie zu dem Raumfahrer. „Im Augenblick jedoch sind wir für ihn verantwortlich."
Er verzog das Gesicht.
„Bist du dir darüber im klaren, daß mich das meinen Job kosten kann. Raumfahrer der Kosmischen Hanse haben bestimmte Regeln zu beachten. Die meisten davon betreffen den Umgang mit Fremdintelligenzen. Wir dürfen uns nicht in Konflikte hineinziehen lassen."
Sie musterte ihn kritisch. Ihr Argwohn, Terrel interessiere sich in erster Linie nur für seine Arbeit im Raum, hatte neue Nahrung gefunden. Auch jetzt, dachte sie verdrossen, ist er nur mit halbem Herzen hier. Ein Teil von ihm befand sich immer im Raum.
Sie deutete auf Quiupu.
„Das sieht nicht nach einem Konflikt aus, sondern nach einem Notfall."
Entweder war der Fremde dieses Streites überdrüssig geworden oder er hatte aus anderen Gründen einen Entschluß gefaßt - er machte jedenfalls kehrt und stürmte mit einem schrillen Aufschrei aus dem Gebäude.
Margo blickte ihren Begleiter an.
„Worauf warten wir noch?" fragte sie. „Schnell, hinter ihm her."
Kadeks Gesicht spiegelte den Wettstreit der Gefühle wider. Einerseits hielt er
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