1020 - Das Viren-Experiment
die Hütte.
Er ist ja noch ein halbes Kind! schoß es Quinton durch den Kopf. Die Frau ist ein paar Jahre älter als er.
Unwillkürlich grinste er, als er sich bewußt wurde, wie unsinnig seine moralischen Überlegungen in diesem Augenblick waren.
„Wir holen noch unsere Sachen", sagte Carl Pusek.
„Später", verwarf Quinton diesen Wunsch. „Dazu haben wir jetzt keine Zeit mehr. Wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden."
Die Frau begann zu schluchzen und klammerte sich an Quinton. Pusek betrachtete die Szene betroffen. Trotz leuchtete in seinen Augen auf.
Um Himmels willen! dachte Quinton. Er wird doch jetzt nicht den Gockel spielen wollen!
Er wandte sich ab und ging in Richtung des Gleiters davon, um der sich anbahnenden Entwicklung Einhalt zu gebieten. Adylein Cont blieb dicht bei ihm. Deerno und Pusek stolperten hinter ihnen nach.
Sie hatten kaum ein paar Schritte gemacht, als sich im talwärts gelegenen Wald etwas rührte. Es hörte sich an, als sei ein gewaltiger Körper im Begriff sich aufzurichten. Die vier Menschen erstarrten in ihren Bewegungen.
„Dort unten ist es!" Deerno winselte förmlich, so daß Quinton fürchtete, der andere würde vollends die Beherrschung verlieren und etwas Verrücktes tun. Quinton spürte, daß ihm der kalte Schweiß ausbrach. Sein Herz schlug bis zum Hals.
„Weiter, weiter", flüsterte er.
Er zog die sich sträubende Frau in Richtung der Maschine.
Ein schmatzendes Geräusch ertönte. Es klang so, als würde sich etwas, das fest an einer glatten Fläche festgesaugt war, nun davon lösen. Deerno kreischte auf. Ein dunkles, unförmiges Etwas schwang sich aus dem tiefer gelegenen Wäldchen und überquerte in einem gewaltigen Satz die Lichtung. Ungläubig und dem Wahnsinn nahe sah Quinton einen hausgroßen Klumpen in der Luft, der die Sterne verdunkelte und seinen mächtigen Schatten auf die Lichtung warf.
Die Zeit schien stillzustehen, und Quintons gemarterter Verstand fragte sich, ob das Ding für ewig dort oben hängen bleiben würde, wie ein an seinem Anker befestigter Riesenballon.
Doch da krachte das Gebilde mit der Wucht eines Berges auf die Stelle nieder, an der Quinton den Gleiter gelandet hatte. Die zum Zerreißen gespannten Sinne des Piloten nahmen wahr, daß die Landestützen zersplitterten wie morsches Holz. Sein Verstand begann sich zu weigern, das, was ihm Augen und Ohren übermittelten, anzuerkennen.
Der Gleiter war vollständig unter dem monströsen Objekt begraben. Quinton hatte den Eindruck, daß das Ungeheuer, was immer es war, rhythmisch pulsierte. Wie eine überdimensionale Kröte hockte es dort drüben am Rand der Lichtung und schien zu ihnen herüber zu lauern.
Mit schier übermenschlicher Anstrengung krächzte Quinton: „Zurück in die Hütte!"
9.
Wenn man ihn mitten in der Nacht weckte, mußte der Anlaß ein sehr gewichtiger sein, denn Reginald Bull war als ein Mann bekannt, der sich in seinen Ruhepausen nicht gern stören ließ. Einige Menschen sagten ihm sogar ein nicht geringes Maß an Bequemlichkeit nach. Damit taten sie dem untersetzten Mann mit den rostroten Haaren natürlich unrecht.
Als Bully diesmal von der Rufanlage aus dem Schlaf gerissen wurde, setzte er eine sauertöpfische Miene auf, die sich auch nicht wesentlich aufhellte, als er sah, daß der nächtliche Anrufer Galbraith Deighton war.
Deighton lächelte, als er Bulls zerknittertes Gesicht auf dem Bildschirm erblickte.
„Hallo, Reg", grüßte der Gefühlsmechaniker. „Tut mir leid, daß ich um diese Zeit stören muß."
Sein Gesicht strafte seine Worte Lügen.
Bully strich sich über die Haare.
„Was ist denn los?" fragte er schlaftrunken. „Kann ein anständiger Bürger denn nicht in Ruhe ausschlafen, ohne daß ihn gewissenlose Leute aus dem Bett holen?"
„Perry befindet sich auf Luna, und Tiff ist gerade nicht zu erreichen, deshalb melde ich mich bei dir", versetzte Deighton ungerührt.
„Ja", sagte Bull und wurde „allmählich munter. „Worum geht's denn?"
„Ich glaube", sagte Deighton, nun wieder ernst, „wir haben ihn."
Bully blinzelte verwirrt.
„Wen?" brummte er mürrisch „Wen habt ihr? Den Erfinder eine„ neuen Schlankmachers?"
Deighton lächelte nachsichtig. Um diese Zeit konnte man schließlich auch von Bully keine originelleren Sprüche erwarten.
„Quiupu", sagte er. „Unser kosmisches Findelkind."
Bully rang nach Worten, um seine Entrüstung in die entsprechenden Worte zu kleiden.
„Das war wohl zu
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