1022 - Der Held von Arxisto
nennen soll - angetreten sind."
„Beruhige dich wieder, Saul."
„Du glaubst, ich spinne. Aber dem ist nicht so, Eleva. Zuerst glaubte ich auch, daß ich Wahnvorstellungen hätte. Aber ich bin ganz klar bei Verstand. Und ich bin zu der Einsicht gekommen, daß ich mit dem Verlust meiner Augen die Fähigkeit eines anderen Sehens bekommen habe."
„Meinst du?" sagte sie mit belegter Stimme.
„Ja", sagte er fest. „Ich kann es nur so erklären, daß durch den intensiven Kontakt mit diesen Biestern, deren Gift meine Augen verbrannt hat, etwas auf mich übergesprungen ist. Es ist doch klar, daß sie aus einer anderen Welt gekommen sind, ebenso wie die Masseberge. Sie wurden über eine Dimensionsbrücke oder durch einen Dimensionstunnel nach Arxisto geschleudert - kannst du mir folgen? Diese Verbindung besteht noch immer, und über sie kann ich in dieses Anderswo sehen. Und ich sehe, daß dort noch unbeschreibliche Schrecken lauern. Du mußt Staball zu mir schicken, Eleva! Ich muß ihn warnen!"
„Ich... werde ihn sofort aufsuchen", versprach Eleva und verließ eilig sein Krankenlager, um sich durch ihre Gefühlsregungen nicht zu verraten. Sie suchte Doc Lorghen auf, der versprach, sich sofort um Saul zu kümmern.
„Was sind das für Visionen, über die du deiner Freundin erzählt hast, Saul?" fragte der Arzt seinen Patienten bei der folgenden Visite.
„Du mußt mir glauben, Doc", sagte Saul. „Ich sehe..."
*
Haß!
Aschantatscht hatte soviel davon in sich angestaut, daß er fast platzte. Er mußte ihn loswerden, und so schleuderte er ihn den Krummen Knarrern entgegen. Er tat es durch Worte und durch Gesten.
Was seid ihr Krummen Knarrer für nichtsnutze Geschöpfe. Man kann mit euch nicht reden und nicht streiten. Man kann euch nicht einmal verspeisen, denn ihr seid einfach ungenießbar. Wozu seid ihr auf der Welt? Man muß euch hassen und töten, so sagen es die Feinen Atzt. Und deren Wille ist Gesetz.
Aschantatscht schrie es. Aschantatscht zeigte es durch Gesten und Gebärden an. Er sprang immer höher über den Abgrund hinaus und brachte sich durch ekstatisches Flügelschwirren auf den festen Boden zurück. Erschlug drohend seine Waffen zusammen, warf sich mit den Standbeinen während des Schwirrflugs in die Rüstung, daß es laut hallte. Aber das berührte die Krummen Knarrer nicht.
Sie harrten bewegungslos aus, obwohl die Krieger auf der Anhöhe immer wilder wurden, immer wagemutiger und immer herausfordernder.
Aschantatscht merkte, daß sie kaum mehr an sich halten konnten. Sie wollten kämpfen, sie mußten es, und wenn er, Aschantatscht verhindern wollte, daß sie sich gegenseitig zerfleischten, dann mußte er zum Angriff blasen.
Wieder hatten sich einige Krieger zu weit über den Abgrund hinausgewagt und segelten nun in die Ebene hinunter. Sie landeten inmitten der Krummen Knarrer. Sofort kam Leben in diese Scheusale. Als sich das Gewirr in der Ebene legte, war von den Kriegern nichts mehr übriggeblieben, außer den unverdaulichen Rüstungen und den Waffen. Die Krummen Knarrer hatten sie mit Haut und Flügeln verschlungen.
Das war zuviel.
Aschantatscht stürzte sich mit einem schaurigen Kriegsruf in die Ebene hinab. Das war für seine Krieger das erlösende Zeichen zum Angriff.
Tod den Krummen Knarrern!
6.
Der Ibson entsprang tief in den Farrad-Bergen und bahnte sich seinen Weg durch schroffe Schluchten in die südlichen Ausläufer des Tafelgebirges, an dessen Fuß Arxisto-Park errichtet worden war. Der Fluß schlängelte sich entlang der grünen Hügel der Vorberge und verlor sich dann in der weiten Dschungelebene des Nordkontinents Tobal.
Der Raumhafen war parallel zum Fluß angelegt, den man aus diesem Grund auf einer Strecke von vierzig Kilometern hatte regulieren müssen. Denn so lang war die Piste des Raumhafens, der zudem noch eine Breite von 20 Kilometern hatte.
Aus der Luft boten die Anlagen gar keinen so üblen Anblick, fand Arger Staball, wenn die geometrischen Strukturen der um den Raumhafen angelegten Verwaltungsgebäude und die geradlinigen Reihen der Lagerhäuser, die sich zur Stadt hinstreckten, das Antlitz des Planeten auch sehr verfremdeten. Aber Arxisto-Park sah aus dieser Höhe fast schmuck aus, die Nüchternheit der Wohngebäude war aus dieser Höhe nicht zu erkennen.
Aber die Probleme der 28.000 Bewohner waren Staball nicht fremd, und er wußte, daß die Bürgersprecherin Linde Heafen in vielen Punkten recht hatte. Es mußte etwas zur Hebung der
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