1022 - Der Lockvogel
entgegen. Seine Hände krallte er in Glenns Schultern und hielt sich dort eisern fest. Er war stumm, als er sich nach vorn warf und seinen Mund dabei so weit aufriß wie möglich, damit die Zähne ihr Ziel fanden. Glenn merkte, wie stark die Kraft des anderen war. Er kam dagegen nicht an und wurde dicht an Buddy herangezogen.
»Eddie – jetzt!« würgte er noch hervor.
Sheen hatte ihn verstanden. Er ging weiter nach vorn. Genau zwei Schritte brauchte er, um die beiden zu erreichen und dachte nicht mehr daran, daß er sich nicht zu schnell bewegen durfte.
Der Luftzug löschte die Flamme.
Plötzlich war es wieder stockfinster.
Eddie heulte wegen seines eigenen Fehlers auf. Er hätte sich selbst irgendwohin treten körinen, aber das hatte keinen Sinn. Verpatzt, die Sache war verpatzt.
»Bist du irre, Eddie?« Aus diesem Schrei war deutlich die Angst herauszuhören, die Simpson durchlitt, denn Buddy hatte ihn nicht losgelassen, er wollte das Blut.
Eddie zitterte. Ihm kam es vor, als würde er auf einer bebenden Erde stehen. Er versuchte verzweifelt, die Flammen wieder zu entfachen. Zweimal rutschte sein Daumen an dem verdammten Rädchen ab. Beim drittenmal endlich klappte es.
Dicht neben sich sah er das Schreckliche.
Buddy hatte sich sein Opfer geholt. Er hielt es umkrallt. Er gab ihm nicht die Spur einer Chance, sich zu befreien. Wie eine Klette hing er mit seinem Körper an ihm und hielt eine kalte Totenhand breitfingerig in Simpsons Gesicht gekrallt, wobei er den Kopf zur Seite drehte, um freie Bahn für seinen Biß in den Hals zu haben.
Um Eddie konnte er sich nicht kümmern.
Sheen kam an ihn heran. Auch nahe genug, um die Flamme an die Kleidung halten zu können.
Hoffentlich ist sie trocken genug, dachte er. Hoffentlich brennt das Zeug.
Der Saum der staubigen Jacke fing Feuer. Das Innenfutter ebenfalls, und plötzlich hatten die Flammen Nahrung bekommen. Das Zeug mußte wirklich trocken sein, denn so leicht ließ sich ein Stoff nicht in Brand setzen. Hier gelang es, und beide Männer hatten das Glück des Tüchtigen.
Auch Glenn Simpson sah, daß sein Feind in Flammen stand. Der Anblick gab ihm Mut. Zudem spürte auch er die Hitzewelle, und er wollte nicht ebenfalls in Flammen stehen.
Es gelang ihm, sein Knie hochzureißen. Er wuchtete es in den Unterleib des Blutsaugers, der den Treffer nicht auspendeln konnte und zurückgestoßen wurde. Zum Glück hatte er seinen Griff bereits gelockert. So kam Simpson frei, und er konnte dabei auch zurückweichen, weg von dem brennenden Blutsauger, bei dem die Flammen immer höher stiegen. Das Feuerzeug brauchten die Männer nicht mehr. Sie hatten jetzt genügend Licht.
Der Vampir war eingehüllt von diesen tanzenden Zungen, die aus zahlreichen in der Dunkelheit um ihn herum versteckten Mäulern drangen und nach ihm schnappten.
Sie wuchsen hoch, sie fraßen sich weiter, und Buddy ruderte verzweifelt mit den Armen, wobei er versuchte, die Flammen auszuschlagen.
Das gelang ihm nicht. Er wirkte innerhalb des Szenarios wie ein tanzender Irrwisch, der alles einsetzte, um sich aus seiner Lage zu befreien, es aber nicht schaffte.
Das Feuer war zu stark. Es beschränkte sich nicht nur auf seine Kleidung. Er griff weiter zu. Es erfaßte die Haut, es brannte ihm das Haar ab, wo es plötzlich aufsprühte, als wären Wunderkerzen angezündet worden.
Unter den Flammen sah die Haut rosig aus, dann düsterte sie ein und zog sich zusammen wie altes Papier.
Buddy schrie nicht.
Was aus seinem Maul drang, hörte sich an wie ein Blubbern, als wäre eine Flüssigkeit dabei, nach oben zu steigen. Und nach oben wuchtete er auch seine Arme.
Die Hände zuckten noch einmal, aber da gab es nichts über seinem Kopf, an dem er sich hätte festhalten können.
Buddy brach zusammen.
Das Feuer war noch vorhanden. Funken sprühten, als der Untote sich auf dem Boden beinahe zusammendrückte, als hätte er Schläge auf den Kopf bekommen.
Beide Männer schauten zu. Ungläubig. In ihren Augen spiegelte sich der Rest des Feuers als Licht. Da tanzten Funken und Schatten, als wollten sie schnell wechselnde Bilder schaffen.
Beide Männer war nicht in der Lage, sich zu unterhalten. Sie schauten nur zu. Ihre Blicke klebten an dem immer mehr zusammenschrumpfenden Körper. Sie spürten auch den stinkenden Rauch nicht, der durch ihr Gefängnis wehte und für eine wesentlich schlechtere Luft sorgte. Sie konnten es noch immer nicht fassen, daß es ihnen gelungen war, einen Blutsauger zu
Weitere Kostenlose Bücher