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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht zu Fuß gehen.
    Kathrin Dill war bis auf die Straßenmitte zurückgetreten. »Gehen Sie vor, Mr. Sheen.«
    »Wohin denn?«
    »Zunächst bis an den Straßenrand. Ich bleibe hinter Ihnen. Ich möchte Ihnen der Fairneß halber auch noch sagen, daß ich eine Waffe trage. Also versuchen Sie es erst gar nicht. Sie würden immer den kürzeren ziehen, Mr. Sheen.«
    »Das weiß ich.«
    »Sehr vernünftig.«
    Er ging dorthin, wo die Frau es wollte. Weg von der Straße, die an beiden Seiten keinen Rand aufwies, denn die Natur wuchs bis dicht an die Fahrbahn heran. Hohes Gras, Unkraut, hin und wieder Kopf und Stengel einer Blume.
    Dahinter wuchs das Gebüsch hoch. Wild und dicht. Auch so hoch, daß man dahinter einen Polizeiwagen verstecken konnte, deshalb rechnete Sheen damit, daß er den Wagen und auch Kollegen von dieser Frau dort treffen würde.
    Sein Herz klopfte schneller. Furcht ließ ihn zittern. Nicht einmal vor der eigentlichen Kontrolle, der gesamte Ablauf kam ihm unnormal vor. Er paßte einfach nicht zu den Regeln der Polizei. Das Gefühl, etwas zu erleben, was ihn in große Schwierigkeiten bringen konnte, verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde.
    »Wo soll ich denn hingehen?« wollte er wissen, als er die Straße verlassen hatte und weichen Boden unter den Schuhen spürte.
    »Geradeaus.«
    »Wie? In das Gebüsch?«
    »Genau dorthin.«
    Sheen tat es nicht und lachte. »Das ist doch nicht wahr? Ich glaube nicht, daß ich hier eine Polizeikontrolle erlebe. Hören Sie, das können Sie mir nicht weismachen.«
    »Was erleben Sie dann?«
    »Keine Ahnung, aber keine normale Polizeikontrolle.«
    »Gehen Sie weiter!«
    »Nein!« Sheen wußte selbst nicht, woher er den Mut zu diesem Protest nahm. In ihm hatte sich etwas aufgebaut, das einfach rausmußte. Er wollte nicht nachgeben. Er drehte sich statt dessen um.
    Die Frau stand direkt hinter ihm. Die Mütze hatte sich noch weiter zurückgeschoben, so daß er jetzt ihr Gesicht so deutlich wie nie erkennen konnte. Harte Züge, kalte Augen, in denen sich nichts bewegte. Als würde darin eine dünne Eisschicht kleben.
    Kathrin reckte ihr Kinn vor. »Und?« fragte sie mit leiser, aber scharfer Stimme.
    »Sie sind keine Polizistin.«
    Die Antwort ließ sie kalt. Sie lächelte sogar, was ihr Gesicht etwas weicher machte. »Wieso kommen Sie darauf?«
    »Keine Polizistin benimmt sich so wie Sie. Das ist mir alles völlig neu und fremd.«
    »Wir sind hier in Schottland.«
    »Das weiß ich selbst, verdammt.« Er schüttelte den Kopf. »Sie machen die Kontrolle allein, wie?«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich keinen Kollegen von Ihnen sehe und auch kein Wagen da ist. Das hier ist eine verdammte Abzocke oder wie auch immer.«
    »Wie auch immer?«
    »Klar!« Er wollte weitersprechen, aber ihr Lächeln irritierte ihn.
    Dann sagte sie:
    »Drehen Sie sich um!«
    »Wieso?«
    »Tun Sie es, Sie wollten doch den Wagen sehen!«
    Eddies Gefühl war dagegen. Er hörte nicht darauf. Er drehte sich nach rechts, denn dort ragte die Wand aus Buschwerk auf. Dahinter sollte der Wagen angeblich stehen.
    Der Schlag seitlich gegen das Kinn war furchtbar. Plötzlich funkelten Sterne vor seinen Augen. Er hörte noch am Kinn etwas knacken oder brechen, dachte dabei an einen Schlagring, der ihn erwischt hatte, dann war für ihn die Sache erledigt.
    Seine Beine gaben nach. Er fühlte sich, als hätte er einen Stoß bekommen und fiel wie ein langes Brett auf den weichen Boden, wo er regungslos liegenblieb…
    ***
    Kathrin Dill lachte. »Idiot«, sagte sie leise, als sie auf den Bewußtlosen herabschaute. »Wolltest so schlau sein. Zu schlau, das bekommt manchen Leuten nicht.« Sie ging einmal um ihn herum, dann bückte sie sich und überprüfte ihn.
    Ja, wieder einmal konnte sie mit ihrem Schlag zufrieden sein. Er hatte gesessen, genau den Punkt getroffen. Und es war auch das richtige Opfer für sie gewesen.
    Er mußte nur noch eine Weile in diesen Zustand bleiben, denn Kathrin wollte die Spuren verwischen. Nichts sollte darauf hinweisen, daß sie hier aktiv gewesen war.
    Die falsche Polizistin ließ den Mann liegen und ging zurück auf die Straße. Neben dem Auto blieb sie stehen. Es sah so aus, als wollte sie einsteigen, das hatte sie auch tatsächlich vor. Zunächst dachte sie an ihre Sicherheit.
    Weit und breit war kein Licht zu sehen. Der nächste Ort lag einige Kilometer entfernt. In dieser Gegend sagten sich Fuchs und Hase Gute Nacht. Hier schien der Begriff Einsamkeit seine Geburtsstunde

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