1023 - Monster-Queen
auch davon, wie es mit uns beiden wohl weitergehen würde.«
»Sehr schön. Alles korrekt und normal. Jetzt brauchst du nicht mehr zu träumen.« Sie deutete auf das Bett. »Gleich wirst du all das, was du dir in deinen Träumen vorgestellt hast, verwirklichen können.«
»Alles?« hauchte er.
»Ja – alles, Joel. Aber jetzt solltest du dich ausziehen…«
***
»Hm!« machte Suko nur und wiederholte das Geräusch.
»Was meinst du damit?« fragte ich.
»Tja, das weiß ich selbst nicht so recht. Ich muß darüber nachdenken, ob unser Chef, Sir James, allmählich in das Rentenalter hineingerät, denn was er da gesammelt hat, das ist…«
»Was hat er denn gesammelt?«
Suko grinste mich an. »Werde ich dir gleich sagen, aber wenn du dich nicht in der letzten Woche im fernen Schottland herumgetrieben hättest, um dich mit einer gewissen Jane Collins zu vergnügen, brauchte ich dich nicht aufzuklären.«
»Ich habe mich nicht vergnügt. Ich bin froh, London überhaupt heil und gesund erreicht zu haben.«
»Ja, das weiß ich ja alles. Ich habe auch deinen Frust erlebt, als du versucht hast, einem gewissen Chadwick etwas anzuhängen, was dir ja nicht gelungen ist.«
»Wäre es dir auch nicht.«
»Kann ich nicht sagen. Jedenfalls ist hier in London auch etwas passiert.«
»Und was?«
»Das hat Sir James gesammelt, mir übergeben, und ich halte es hier in der Hand.«
»Ein Blatt Papier.«
»Aber nicht leer, John, sondern bedruckt mit Aussagen verschiedener Zeugen.«
»Worum ging es da?«
»Um ein Monster!«
Jetzt hatte es Suko gesagt, und er wartete auf meinen erstaunten Blick, der auch nicht ausblieb. »Ein Monster?« wiederholte ich. »Wie nett. Wo ist es denn gesehen worden?«
»Hier in London?«
»Noch schöner. Wie sieht es aus?«
»Schattenhaft, riesig, wie ein Gorilla, wie King Kong, wie Godzilla, wie Gorgo oder wie ein Braunbär.« Suko schleuderte den Wisch auf den Tisch. »Alles, was du dir vorstellen kannst, ist auf diesem Zeugenschrieb verewigt. Jetzt bist du an der Reihe, mein Lieber. Sollen wir beide das Monster jagen?«
»Das imaginäre, meinst du?«
»Sir James meinte, wir sollten uns darum kümmern.«
Ich schaute mit einem nahezu strengen Blick auf den Kalender und damit auf das Datum. Was Suko natürlich auffiel, denn er fragte: »Ist was Besonderes heute?«
»Nein, wir haben den 23. 6. 1997.«
»Das weiß ich auch. Ich hätte es dir auch sagen können. Deshalb hättest du nicht so zu starren brauchen.«
»Stimmt. Es hatte einen anderen Grund.«
»Den du mir sicherlich gleich erklären wirst.«
»Mach ich glatt.« An unserer Unterhaltung war zu hören, daß wir beide keine große Lust hatten, aber Suko wartete auf eine Antwort, und die sollte er auch bekommen. »Ich überlege nämlich, ob nicht schon das Sommerloch begonnen hat. Ob nicht die Zeit für Monster reif ist. Ich denke da an das Ungeheuer von Loch Ness, das doch auch bald wieder auftauchen müßte, damit die Journalisten etwas zu schreiben haben…«
»Du warst ja in Schottland. Hast du es denn nicht gesehen?«
»Ich war nicht am Loch Ness.«
»Hatte ich ganz vergessen«, sagte er grinsend. »Dann glaubst du also nicht an das Monster, das von den Zeugen gesehen wurde?«
»Zeugen«, murmelte ich.
»Die Sir James durchaus ernst nimmt.«
»Oder ernst nehmen muß.«
»Was auf das gleiche herauskommt. Jedenfalls haben sie es behauptet. Immer in der Nacht haben sie es gesehen. Mal auf der Stra ße, mal in einem Hinterhof, dann wieder auf einem Dach oder auf Dächern. Es tauchte stets für einen Moment auf, um ebenso schnell wieder zu verschwinden, als hätte es sich aufgelöst oder wäre in eine andere Welt abgetaucht. Mehr kann ich dir dazu auch nicht sagen.«
»Hat es Spuren hinterlassen? Womöglich auch Tote?«
»Nein, das wohl nicht.«
»Also nur das Monster?«
»Ja.«
Ich verdrehte die Augen. »Wenn man es hier in London gesehen hat, wo ist das passiert?«
»In Southwark.«
»Nicht gerade eine feine Gegend.«
»Zudem dicht besiedelt.«
»Es hat keine Spuren hinterlassen?«
»Nein.«
»Dann ist es ja gut.«
»Nicht für uns. Sir James meint, daß wir mal dort spazieren gehen sollen. Uns einen Tag um die Ohren schlagen. Zudem vielleicht noch eine Nacht.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wie kommt er denn darauf? Das ist doch sonst nicht seine Art.«
»Das weiß ich auch. Ich habe den Eindruck, daß man ihn schwer genervt hat.«
»Wer?«
»Die Meldungen. Sie sind ja nicht nur von den Zeugen direkt
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