1024 - Bestien aus Satans Garten
Hände. »Viel Glück, Mr. Sinclair. Ich wünsche Ihnen wirklich alles Glück dieser Welt. Finden Sie die kleinen Bestien, die meinen Mann so malträtiert haben. Auch Sie haben ja noch eine Rechnung zu begleichen. Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, daß die Bakers derartige Wesen züchten oder einfach nur mit ihnen zusammen leben. Ich bekomme das nicht in meinen Kopf. Das hat doch nichts mit der normalen Welt zu tun.«
»Hat es auch nicht, Mrs. Raspin.«
»Was ist es dann?«
Ich hob die Schultern. »Genaues kann ich Ihnen nicht sagen. Aber ich werde versuchen, es herauszufinden.«
»Passen Sie nur gut auf sich auf!« flüsterte die Frau und war etwas blaß geworden. »Ich kann mir vorstellen, daß diese Wesen Menschen sogar töten wollen.«
»Abwarten.« Selma Raspin bekam von mir keine Bekräftigung ihrer Vermutung. Was nicht bedeutete, daß ich ihr nicht zustimmte…
***
Ich hatte mich so verhalten, wie man mir geraten hatte. Der Rover stand jetzt nahe der beiden wirklich nicht zu übersehenden Trauerweiden, deren dünne Zweige weit nach unten hingen und mit schmalen Blättern bewachsen waren.
Die Straße führte weiter, und ich ging parallel zu ihr meinem Ziel entgegen. Zwar bewegte ich mich durch flaches Gelände, hatte aber trotzdem eine gewisse Deckung bekommen, denn die Straße lag etwas erhöht und ich ging jenseits eines schmalen Grabens entlang.
Der Boden unter mir war weich und wiesig. Das grüne Gras breitete sich aus wie ein Teppich, aus dem hin und wieder helle Sterne hervorschauten, die weißen Umrisse der Gänseblümchen. Eine schöne Gegend. Ruhig, idyllisch, nicht erdrückend wie manche Berglandschaften. Hier konnte der Mensch schon die Seele baumeln lassen.
Weit lag das Haus der Bakers nicht entfernt. Das Grundstück war bereits zu sehen. Natürlich nicht in seinen Einzelheiten, aber der Garten hob sich als dunkle Fläche vom Boden her ab. Wahrscheinlich wurde das Areal von Bäumen und hohen Büschen geschützt, um auch von der Rückseite nicht einsehbar zu sein.
Das Wetter hatte sich gehalten. Aus den dunklen Schichtwolken rieselte noch kein Wasser. Ich hoffte, daß es auch für eine Weile so blieb. Der Boden enthielt noch Feuchtigkeit. Meine Schuhe wurden naß und waren sehr bald von festklebenden Grashalmen entdeckt. An den Angriff der kleinen Bestien wurde ich ständig erinnert, denn in meinem rechten Ohr und dessen Umgebung zwickte es.
Ich behielt meinen Blick nach vorn gerichtet, konnte aber niemand sehen, der sich außerhalb des Gartens im freien Gelände aufhielt. Zudem hörte ich von der Straße her auch kaum Geräusche.
Zweimal nur war ein Auto vorbeigefahren. Ansonsten lag Stille über der Gegend, als wollte sie für ein großes Vergessen sorgen.
Allmählich nahm das Bild des Gartens Gestalt an. Ich konnte Einzelheiten erkennen und mußte mein Urteil revidieren, denn die Grenze des Grundstücks wurde nicht durch irgendwelche Bäume gebildet. Was da so mächtig und auch dicht zusammenwuchs, waren die großen und breiten Bambusgewächse. Sie standen dicht nebeneinander und bildeten praktisch eine Einheit. Sie schützten nicht nur den Hineinsehenden, auch den, der aus dem Garten ins freie Gelände schauen wollte.
Mrs. Raspin hatte von einem Eingang gesprochen. Da gab es bestimmt auch ein Tor.
Ich suchte es. Es war nicht einfach, da die Pflanzenwelt beinahe eine undurchsichtige Mauer bildete.
Die Bambusarten erreichten die doppelte Höhe eines normal gewachsenen Menschen. Sie waren zäh, sie überstanden auch Winter. Ihre langen Zweige mit den lanzenartigen und vorn spitzen Blättern wiegten sich im Wind.
Ein Tor war nicht da. Dafür sah ich eine schmale Lücke, und ich entdeckte auch, daß der Rasen an dieser Stelle etwas flach getreten war und sich noch nicht wieder aufgerichtet hatte. Dieser Weg war der Zugang zum Garten.
Ich blieb zunächst davor stehen und lauschte in die Stille hinein. Mich interessierte besonders der vor mir liegende Garten. Ich wollte erfahren, ob sich dort jemand aufhielt und sich auf die eine oder andere Weise bemerkbar machte.
Das war nicht der Fall. Der Garten strömte die gleiche Ruhe aus wie ein menschenleerer Friedhof.
Nicht einmal das Plätschern von Wasser war zu hören.
Ich betrat den Garten und ging schon sehr bald auf Stein, mit dem ein Areal bedeckt war. Die Grundfarbe des Materials war nicht mehr zu erkennen. Im Laufe der Zeit hatte sich eine leicht moosige Schicht gebildet. Selbstverständlich dachte ich auch an die kleinen
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