1029 - Evitas Folterkammer
akzeptieren.«
Sheila lächelte. »Dabei bist du gar nicht dabeigewesen«, erklärte sie.
»Leider. John hat mich mal wieder außen vorgelassen.«
»Nicht extra«, sagte ich.
»Komm.« Suko winkte ab. »Ich kenne dich.«
»Nein, es war unsere Schuld«, sagte Bill schnell. »Wir haben John hergeholt und von unseren Befürchtungen gesprochen. Schließlich hat sich dieser Carella als Botschafter des Schwarzen Tods in einem Artikel ausgegeben. So etwas hat mich mißtrauisch gemacht, besonders, weil er dort lebte, wo Johnny campte.«
Suko lächelte. »Schon vergessen. Wo steckt euer Sohn eigentlich?«
»Ich habe sie vorhin weggehen sehen«, erwiderte Shao. »Sie waren satt und wollten ins Haus.« Sie senkte ihre Stimme. »Wenn mich nicht alles täuscht, hatte Johnny vor, mit Kathy zu telefonieren. Es muß ihn wirklich erwischt haben. Schön ist das«, fügte sie noch hinzu und warf mir einen fragenden Seitenblick zu. »Wann erwischt es dich eigentlich mal, John?«
Ich drückte mich zunächst vor einer Erklärung, indem ich einen Käsehappen aß. Außerdem nahm mir Bill Conolly die Antwort ab.
»Der bleibt der ewige Junggeselle.«
»Ist auch besser so«, meinte Sheila.
»Wieso?« fragte ich grinsend.
»Könntest du denn eine Frau glücklich machen?«
»Eine…?« dehnte ich.
Wir lachten. Es tat uns gut. Bill nutzte die Gelegenheit, um Gläser nachzufüllen. Allerdings nicht bei Suko, denn der hatte sich als Fahrer zur Verfügung gestellt und trank nur Wasser.
Es war ein wunderschöner Abend vom Wetter her. Der letzte vorerst, denn für den nächsten Tag war Regen vorhergesagt worden. In diesem Sommer konnte man die Abende tatsächlich zählen, die man mit Freunden im Garten verbrachte. Es waren verregnete Wochen gewesen, was der Natur und der Auffüllung der Stauseen allerdings guttat, da die letzten Jahre selbst auf der Insel zu trocken gewesen waren.
Wir saßen im Garten wie auf einer kleinen Insel. Auf das elektrische Licht hatten wir verzichtet. Breite Kerzen, Windlichter und auch Fackeln gaben genügend Schein ab, und der blasse Mond mit dem Sternenhimmel über unseren Köpfen wirkte beinahe schon kitschig.
So ließen sich eben die lauen Sommerabende genießen. Außerdem tat es uns nach dem Streß gut.
Ich schnitt ein anderes Thema an, nachdem ich einen kräftigen Schluck Rosé getrunken hatte. »Wolltet ihr nicht in Urlaub fahren?« wandte ich mich an die Conollys.
Sheila schüttelte den Kopf. »Wenn überhaupt, dann erst im September.«
»Wohin?«
»Vielleicht in die Staaten.«
»Sehr schön. Gebt aber acht, daß euch keine Trolle über den Weg laufen. Das kann gefährlich werden.« Mit dieser Bemerkung hatte ich auf meinen letzten Fall angespielt, der mich in die USA geführt hatte.
»Wir reisen ja nicht nach Nebraska«, klärte mich Bill auf. »Die Neuengland-Staaten wollen wir uns anschauen.«
»Im Herbst eine gute Sache.«
Shao stieß ihren Partner an. »Wäre das nicht auch mal etwas für uns, Suko?«
»Hm. Im Prinzip schon, aber du darfst mich nicht fragen, sondern Sir James.«
»Lieber nicht. Wenn der etwas von Urlaub hört, springt er an die Decke.«
»Das möchte ich sehen«, sagte Sheila lachend und nahm plötzlich eine steife Haltung an. Sie schaute zur offenstehenden Terrassentür hin, denn dort war Johnny erschienen. Er ging ziemlich schnell und schwenkte seine rechte Hand, in der er etwas hielt.
»Telefon für dich, John.«
Es war ein tragbares Gerät, das er mir in die Hand drückte.
»Wenn das Sir James ist, springe ich in den Pool«, sagte Bill. »Du kennst doch das Sprichwort. Wenn man vom Teufel spricht, ist er meist nicht weit.«
Johnny war wieder gegangen, ohne zu sagen, wer der Anrufer war. Die anderen am Tisch schwiegen, damit ich in Ruhe sprechen konnte.
»Sinclair!«
»Endlich erreiche ich dich, John!«
Der Anrufer brauchte sich nicht zu melden. Ich hatte ihn an der Stimme erkannt. »Abbé Bloch – du?«
»Überraschung?«
»Das kann man wohl sagen.«
Sein Lachen hörte sich nicht gut an, und die nächsten Worte ebenfalls nicht. »Du wirst noch überraschter sein, wenn ich dir sage, daß ich morgen Mittag in London landen werde. Ich bin allein, John.«
»Gibt es Probleme?« fragte ich. Daß der Templer hier Urlaub machen wollte, daran glaubte ich nicht.
»Ja.«
»Willst du darüber reden?«
»Nein, nicht jetzt. Aber es geht um Leben und Tod. Du weißt, daß ich nicht übertreibe.«
»Das allerdings. Wann genau landet die Maschine?«
Er gab mir die
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