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103 - Das Geheimnis der Maske

103 - Das Geheimnis der Maske

Titel: 103 - Das Geheimnis der Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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völlig kahl.
    „Führ mich zu Tomoe, Marzi!" sagte ich befehlend.
    Der Alte nickte demütig und wies auf eine Tür.
    „Sperr sie auf!" sagte ich.
    „Das ist mir verboten, Herr“, flüsterte er.
    Unwillig schob ich ihn zur Seite.
    „Nicht, Herr, ich muß sonst die Wachen rufen."
    Ich blieb stehen. „Darf ich mit ihr sprechen?"
    „Das dürft Ihr, Herr."
    Ich öffnete die Klappe in der Tür und blickte in die Zelle, die von zwei Fackeln erhellt wurde. Tomoe saß auf einer Holzpritsche und stierte die Wand an. Wahrscheinlich hatte sie schon mit dem Leben abgeschlossen.
    „Tomoe?" sagte ich laut, doch sie reagierte nicht. „Hörst du mich, Tomoe?"
    Langsam wandte sie den Kopf um.
    „Wie geht es dir, Tomoe?"
    „Laß mich allein, Tomotada! Ich will nicht mit dir sprechen. Ich will nichts hören. Laß mich allein! Bitte!"
    Wütend knallte ich die Klappe zu.
    Der Alte kicherte leise.
    Rasend vor Wut griff ich nach meinem Schwert und riß es aus der Scheide. Der Alte hob abwehrend die Hände und torkelte einen Schritt zurück.
    „Nicht, Herr!" keuchte er. „Ich habe nicht über Euch gelacht, Herr. Ihr müßt mir glauben, Herr!" „Worüber hast du gelacht, alter Idiot?" fragte ich uninteressiert und schob das Schwert in die Scheide zurück.
    Meine Wut war verraucht. Es wäre sinnlos gewesen, sie an diesem alten Mann auszulassen. Sein Tod hätte meine ganze Situation nur verschlechtert.
    „Mir fiel eine alte Geschichte ein, Herr", sagte der Alte. „Es ist schon viele Jahre her. Ich hatte damals einen Gefangenen hier, der Michele da Mosto genannt wurde. Er war nach Japan gekommen, um mich zu befreien, denn ich war sein Freund und Diener gewesen. Sagt Euch der Name Michele da Mosto etwas. Herr?"
    „Nein. Wovon sprichst du eigentlich, Marzi?"
    „Der Name O-Yuki ruft auch keine Erinnerungen wach, Herr?"
    „Was soll dieser Unsinn?" fragte ich ungehalten.
    „Ihr solltet Euch zu erinnern versuchen, Herr! Es könnte wichtig für Euch sein."
    Ich wandte mich verärgert ab. Der Alte war nicht mehr ganz richtig im Kopf. Ich glaubte, mich zu erinnern, daß meine Mutter O-Yuki genannt wurde. Sie war eine Mujina gewesen, eine Gesichtslose, die aber über die Fähigkeit verfügt hatte, für kurze Zeit ein menschliches Gesicht ganz nach ihrem Wunsch zu formen. Diese Fähigkeit hatte ich nicht mehr; sie war verlorengegangen. Mein Gesicht befand sich auf der Innenseite der Maske, während mein Kopf glatt und rund wie ein Ei war.
    „Erinnert Euch an Euer Leben als Michele da Mosto, Herr!" schrie mir der Alte nach.
    Ich hörte die Worte, nahm sie aber nicht richtig in mir auf.
    Erst als ich in mein Zimmer trat, wurde mir der ungeheuerliche Sinn dieser Worte klar. Was sollte das heißen, daß ich mich an mein Leben als Michele da Mosto erinnern sollte? Das würde doch bedeuten, daß ich schon einmal gelebt hatte?
    Der Glaube an Reinkarnation war weit verbreitet.
    Die Worte des Alten wollten mir nicht aus dem Sinn. Ach was! sagte ich mir nach einiger Zeit. Es war nur dummes Geschwätz.
    Ich legte mich nieder und nahm die Maske ab. Aber ich konnte nicht einschlafen. Immer wieder dachte ich über die Ereignisse des Tages nach. Alles verwischte sich, wurde unwirklich.
    Erinnert Euch an Euer Leben als Michele da Mosto, Herr!
    Der Satz ließ mich nicht los.
    Wie so oft in den vergangenen Nächten träumte ich von seltsamen Begebenheiten. Ich sah merkwürdige Länder und Menschen und erlebte in meinem Traum die unwahrscheinlichsten Abenteuer.

    Ich erwartete, daß mich der Kokuo zu sich rufen ließ, doch niemand kümmerte sich um mich. Den Gedanken an Flucht hatte ich einstweilen aufgegeben. Zu viele Samurais befanden sich in der Burg. Einige hätte ich töten können, doch dann wäre ich sicherlich überwältigt worden. Flucht war keine Lösung.
    Und wieder fielen mir die Worte des Alten ein. Einige Minuten kämpfte ich einen stillen Kampf mit mir, doch dann siegte die Neugierde.
    Als ich den Kerker betreten wollte, versperrten mir die Wachen den Weg. Drohend richteten sie ihre Lanzen gegen meine Brust.
    „Laßt mich durch!" sagte ich scharf.
    „Befehl vom Herrscher", sagte einer der Krieger. „Du darfst ab sofort nicht den Kerker betreten."
    Der Kokuo war natürlich über meinen gestrigen Besuch im Gefängnis informiert worden; und er wollte nicht, daß ich Tomoe sah.
    „Darf ich mit Franca Marzi sprechen, Sugura?"
    „Das darfst du. Er ist aber nicht im Kerker. Der Kokuo hat ihn zu sich gerufen."
    Ich wandte mich ab und stieg

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