103 - Die Rache des Höllenfürsten
trinken. Sie reichte mir eine Steinschale, und ich nippte an der goldfarbenen Flüssigkeit.
Überrascht stellte ich fest, daß dieses Getränk intensiv nach frisch gepreßten Trauben schmeckte. Rasch leerte ich den Steinbehälter.
»Möchtest du mehr davon haben?« fragte mich die Teufelin.
»Jetzt nicht«, erwiderte ich, griff nach ihrer Hand und zog sie neben mich.
Mirsa schmiegte sich an mich.
»Wenn ich von dir ein Kind bekomme… Wie soll es heißen?« fragte die Teufelin.
Ich sah sie überrascht an. »Glaubst du, daß du…«
»Es könnte sein.«
»Nun, einer Tochter geben wir deinen Namen…«
»Und unser Sohn soll Tony heißen. Oder Marbu?«
»Tony-Marbu«, sagte ich. »Oder Mirsa-Marbu. Denn genaugenommen hätte es zwei Väter: Marbu und mich.«
Mirsa hob ruckartig den Kopf. Ich wollte wissen, was sie beunruhigte, doch sie legte mir rasch die Hand auf den Mund. Dann sprang sie auf, griff zum Schwert und lief davon.
Es würde noch eine Weile dauern, bis meine Sinne so geschärft waren wie jene der Teufelin. Noch war mir Mirsa überlegen. Sie registrierte Gefahren viel schneller als ich, doch bald würde ich diesbezüglich so gut sein wie sie, wenn nicht besser.
Marbu war ständig im Wachsen…
***
Loxagon folgte den UNA-Drillingen. Sie hatten die Sache geschickt eingefädelt. Zu Loxagons Freude über Asmodis' Tod kam seine Überzeugung, daß es niemand wagen würde, ihm nach dem Leben zu trachten.
Bedenkenlos entfernte er sich vom Lager. Nicht einmal Caynomm sagte er Bescheid.
Er hatte die Absicht, die UNA-Drillinge auf eine ganz besondere Art zu belohnen: Töten würde er sie! Mit dem Höllenschwert! Sie hatten Asmodis hintergangen und würden das irgendwann auch bei ihm tun. Es war klüger, sie rechtzeitig unschädlich zu machen.
In Loxagons Augen waren die UNA-Drillinge ahnungslose Narren, die mit seinem Dank rechneten. Nun, sein Dank würde sie alle drei das Leben kosten.
Der Lärm, der aus dem Lager drang, blieb hinter ihnen zurück, und bald herrschte Stille. Loxagon ließ sich von Urenar, Neson und Arkelan genau erzählen, wie Asmodis gestorben war, und er ergötzte sich an den grausigen Details.
Sie erreichten drei Steine. Mannshoch waren sie, und sie waren von den UNA-Drillingen so angeordnet worden, daß sie, wenn man sie mit Linien verband, ein starkes magisches Zeichen ergaben.
Im Zentrum dieses Zeichens lag etwas auf dem Boden.
»Asmodis' Kopf!« sagte Loxagon begeistert.
Er betrat das Zeichen. Die UNA-Drillinge folgten ihm nicht. Sie hatten es jetzt sehr eilig. Jeder rannte zu ›seinem‹ Felsen, ohne daß es Loxagon merkte.
Zum erstenmal in seinem Leben war Loxagon zu arglos. Eine bessere Wahl hätte der Höllenrat nicht treffen können. Den UNA-Drillingen konnte gelingen, was sie sich vorgenommen hatten!
Urenar kletterte auf seinen Stein.
Wenig später stand Neson auf dem gegenüberliegenden Felsen.
Und dann erschien Arkelan.
Sie aktivierten heimlich ihre Magie, setzten sie aber noch nicht ein. Die eine würde auf Loxagon, den Schakal, die andere auf Loxagon, den Teufel, und die dritte auf Loxagon, das Monster, einwirken.
Hinzu kam, daß die Falle zweischichtig angelegt war. Loxagon würde eine feindliche Magie direkt unter sich, und die andere direkt über sich haben. Das verhinderte von vornherein seine Kraftentfaltung.
Wie leblose Figuren standen die UNA-Drillinge auf den Steinen und warteten. Loxagon näherte sich dem auf dem Boden liegenden Kopf. Worte in der Dämonensprache, laut und guttural, kamen über seine Lippen. Er wollte damit den Kopf des Höllenfürsten beleben.
Irritiert stellte er fest, daß der Kopf nicht reagierte. Hatte er zuwenig Kraft eingesetzt?
Er rief dieselben Worte noch einmal, doch nun mit wesentlich mehr magischem Nachdruck. Der Kopf schwebte einen Meter hoch, blieb ein paar Sekunden in der Luft hängen, fiel dann zu Boden - und zerbrach.
Plötzlich begriff Loxagon, daß die UNA-Drillinge falsch gespielt hatten.
»Lehm!« brüllte er, daß die Steine, auf denen die UNA-Drillinge standen, erbebten. »Ihr habt mir einen Kopf aus Lehm gebracht!«
***
Yollogs Höhle war ein Labyrinth. Mirsa sah sich aufmerksam um. Sie wurde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Tony Ballard hatte ihr ausführlich von Cuca und Mr. Silver erzählt. Mirsa hoffte, daß die beiden die Höhle nicht entdeckt hatten.
Der Silberdämon war ein Feind, den sie fürchten mußte. Hinzu kam, daß er sie auch noch mit seinem Höllenschwert angreifen
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