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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister
Autoren: Larry Brent
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Dach dreihundert Meter weit davon schleuderte und die massiven
Wände zerfetzte, hatte hier unten nicht mal eine Zeitung eingerissen. Dieser Widerspruch
war augenfällig. Larry Brent und Edward Higgins nahmen sich die einzelnen
Kellerräume vor. Larry stöberte in dunklen Ecken und Nischen, riss Kisten und
Schachteln auf und nahm Abdecktücher von alten Möbeln und Bildern, von denen es
selbst im Keller eine Menge gab, weil Leila Shelton an den Wänden ihrer Zimmer
dafür keinen Platz mehr hatte. Die Bilder befanden sich in bestem Zustand.
Offenbar hatte die Bewohnerin des Hauses ihre Gemälde von Zeit zu Zeit
ausgewechselt, um wieder mal neue Motive zu sehen. „Was ist das eigentlich für
ein Haus, Edward?“, fragte Larry unvermittelt. „Wie alt ist es, was weiß man
über seine früheren Bewohner, steht es in Verruf und ist es irgendwie schon mal
durch eine unangenehme Geschichte aufgefallen?“
    „Ich wusste,
dass Sie irgendwann diese Frage an mich richten würden. Ich habe in der letzten
Nacht noch einige ausführliche Telefonate geführt.“
    „Ist etwas
dabei herausgekommen?“
    „Wie man’s
nimmt... Professor Ballkens, ein bekannter Historiker, der die Geschichte
Englands wie kein anderer kennt, gerade auch lokale Vorgänge, die für die
Menschen einst von Bedeutung waren, sammelte, hat darüber kürzlich ein Buch
veröffentlicht. Erzählt darin sämtliche Privathäuser auf, in denen irgendwann
mal Spukerscheinungen auftraten, in denen Menschen verschwanden und nie
wiederkehrten, oder die sonst wie ins Gerede kamen. Darin soll auch eine
Passage über Leila Sheltons Haus stehen.“
    „Wie lautet
sie?“
    „Ich habe das
Buch selbst noch nicht gelesen und es mir heute Morgen noch nicht beschaffen
können. Ballkens hat mir den Text durchgegeben. Demnach war diese Gegend hier
vor rund dreihundert Jahren gefürchtet und verschrien. Hexenverfolgungen und
Hinrichtungen waren an der Tagesordnung. Im Shelton-Haus soll angeblich 1685
eine Frau namens Janette gelebt haben, die sich mit der Herstellung von
Kräutern, übersinnlicher Wahrnehmung und Zauberei befasste. Janette war als
Hexe verschrien und wurde eines Tages von einem Hexenjäger aufgespürt. Dieser
Mann, man nannte ihn nur Den Würger mit der Maske, war in jener Zeit besonders gefürchtet.
Keiner kannte seinen Namen, und erst recht nicht sein Gesicht. Er verbarg es
immer hinter einer schwarzen Maske. Was man von ihm sah, waren seine auffallend
großen und starken Hände. Ballkens hat herausgefunden, dass er seine Opfer
nicht erstach oder henkte, sondern grundsätzlich mit bloßen Händen erwürgte.
Der Professor hat in alten Schriften sogar eine weitere Bezeichnung für den
Würger mit der Maske entdeckt.“
    „Und wie
lautet die, Edward?“
    „Man nannte
ihn auch den Henker mit den Teufelshänden.“
    „Interessante
Geschichte“, murmelte Larry, während er ein Laken wegzog, unter dem weitere
Bilder gegen die raue Kellerwand lehnten. „Spukfälle aus alter wie aus neuer
Zeit haben erfahrungsgemäß oft eine gemeinsame Ursache. Meistens sind es die
ruhelosen Seelen durch Gewalt umgekommener Menschen, die den Lebenden als
Geister wiedererscheinen und sie piesacken. Oder andere furchtbare Ereignisse,
die sich in Häusern oder als gespensterhaft verschrienen Orten abspielten,
haben Spuren hinterlassen und sind verantwortlich für schreckliche Vorfälle,
die plötzlich unschuldige Menschen in ihren Bann ziehen. In Leila Sheltons Haus
scheint so etwas wie eine unsichtbare Zeitbombe getickt zu haben.“ Larry Brent
wollte noch etwas fragen, als er im Ansatz des Sprechens innehielt. Unter dem
Laken, das er wegzog, kam ein großer Bilderstapel hervor. Schon das vorderste
Motiv erregte sein Interesse. Ein Bild von einer derart starken dämonischen
Aussage hatte er noch nie gesehen. Es war in düsteren Farben gehalten und
zeigte eine phantastische Szene: Aus einem dunklen, wolkenverhangenen Himmel
ragten zwei riesige Hände. Sie waren von starken Adern und Sehnen durchzogen.
Von den gespreizten Fingern hingen schwarze, dünne Fäden herab. Und an diesen
Fäden waren unbekleidete Menschen befestigt. Wie überdimensionale Marionetten
zappelten sie unter den Titanenhänden, die mit ihnen spielten. Der Himmel
glühte düster über einem bizarren Bergmassiv. Edward Higgins und Larry Brent
starrten auf das Gemälde. X-RAY-3 nahm es zur Seite, um es besser betrachten zu
können. Das Bild war signiert, und unten rechts ließ sich mit einiger
Schwierigkeit das Jahr
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