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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister
Autoren: Larry Brent
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1680 oder 1689 ausmachen. „Das kann doch unmöglich
sein“, entfuhr es Higgins, als Larry auf die Jahreszahl deutete. „Es kann sich
kaum um ein Original handeln.“ Die Farben wirkten frisch, als wären sie erst
kürzlich aufgetragen worden.
    „Sie haben
mir vorhin etwas von dem Henker mit den Teufelshänden erzählt, Edward“,
murmelte X-RAY-3 nachdenklich. „Er soll im siebzehnten Jahrhundert hier sein
Unwesen getrieben haben. Offenbar ist es Leila Shelton gelungen, ein Motiv aus
jener Zeit, das diese Hände zeigt, aufzutreiben. Die Hände des Hexen-Würgers.
Zwischen seinen furchtbaren Fingern waren die Opfer nichts weiter als
Spielzeuge.“ Die Leinwand und selbst der Rahmen wirkten frisch, doch wurde
Larry Brent das Gefühl nicht los, als würde das Bild aus jener Zeit stammen, in
der es signiert worden war. Insgesamt waren es neun Gemälde, die Leila Shelton
hier unten aus Platzmangel im Keller aufbewahrt hatte. Die anderen zeigten
ebenfalls Motive aus alter Zeit, hauptsächlich handelte es sich dabei um
Landschaftsbilder. „Leila Shelton scheint eine besondere Vorliebe für diese
Gegend gehabt zu haben“, führ Larry Brent unvermittelt fort. „Es handelt sich
nur um Bilder, die die Chiltem Hills zeigen.“ Auf einem war ein castleähnliches
Gebäude zu sehen ... mit starken Mauern und einem runden Turm. Dieses Bild
unterschied sich, wie das mit den furchtbaren Händen aus dem Himmel, auf den
ersten Blick von den anderen. Es vermittelte das Gefühl des Unheimlichen.
Länger als auf die anderen Landschaftsbilder starrte Larry auf das
Castle-Motiv, das sich düster und bedrohlich wirkend gegen den glosenden
Abendhimmel abhob. Das Bild war ebenfalls 1680 oder 1689 gemalt, und wiederum
war die Jahreszahl so verschnörkelt zwischen breiten Pinselstrichen versteckt,
dass sie sich nicht einwandfrei entziffern ließ. „Kennen Sie das Castle,
Edward?“, wollte Larry Brent wissen.
    „So sehen
viele aus. Ich bin kein Fachmann für alte Gebäude ... Nein, tut mir leid, Ihnen
hierzu nichts sagen zu können.“
    „Versuchen
Sie alles über die beiden Bilder, über den Maler, über dieses Castle und über
das Haus Leila Sheltons in Erfahrung zu bringen. Mich interessieren Herkunft
und Geschichte.“
    „Dann ist
Ballkens genau der Richtige. Wenn einer darüber eine Aussage machen kann, dann
sicher er. Ich lasse die Bilder sofort nach London bringen.“ Er wandte sich um
und wollte die nach oben führende Treppe benutzen, als Sergeant Kilby, der mit
dem Suchtrupp mitgekommen war, am oberen Rand der Mauer auftauchte und Higgins
zuwinkte.
    „Anruf aus
dem Yard, Chief-Inspector. Ich habe die Meldung entgegengenommen: Leila
Sheltons Wagen wurde gefunden.“
    Larry, der
die halblauten Worte mitbekam, sprang herum. „Wo?“, wollte er wissen.
    „Zehn Meilen
von hier in Richtung Aylesbury, Mister Brent.“
    „Dann nichts
wie hin! Das Auto, das in der letzten Nacht von einem Geist gesteuert wurde,
sehen wir uns aus der Nähe an.“
     
    ●
     
    Als Betsy
King die Augen aufschlug, wusste sie im ersten Moment nicht, wo sie sich
befand. Dann erkannte sie, dass sie in einem Hotelzimmer lag und die Sonne voll
durch die vorgezogenen Gardinen schien. Die Reporterin blinzelte und richtete
sich ruckartig auf. Alles, was in der letzten Nacht gewesen war, fiel ihr
blitzartig wieder ein. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und zuckte
zusammen. „Schon zehn“, entfuhr es ihr erschrocken, in einer Viertelstunde
hatte sie geduscht, sich gekämmt und angezogen. Dann eilte sie die Stufen
hinunter in den Frühstücksraum. Schon auf der Treppe warf sie einen suchenden
Blick über das Geländer in der Erwartung, irgendwo an einem der Tische Leonhard
M. Kelly zu finden. Doch er war nirgends zu sehen. Betsy King wählte einen
Tisch, von dem aus sie den ganzen Frühstücksraum überblicken konnte. Insgesamt
hielten sich sieben Leute darin auf. Die Frau erkundigte sich beim Kellner, der
ihre Bestellung aufnahm, nach dem Filmproduzenten. Der Mann stutzte und sagte,
dass er darüber nicht Bescheid wisse. Als Betsy ihren Begleiter von gestern
Abend beschrieb, wusste der Angestellte auch nicht Bescheid.
    „Ich werde an
der Rezeption für Sie nachfragen, Madame.“ Drei Minuten später kam er zurück.
„Tut mir leid, Madame“, sprach er die Reporterin an. „Ein Mann mit dem von
Ihnen genannten Namen ist nicht eingetragen.“
    „Aber ... das
muss ein Irrtum sein. Ich habe mit Mister Kelly doch gestern Abend noch an der
Bar gesessen.
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