Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Wir wollten uns heute Morgen hier zum Frühstück treffen.“
    Betsy King
war überzeugt davon, dass es sich nur um ein Missverständnis handeln konnte.
Wenn Kelly hier seinen richtigen Namen nicht angegeben hatte, dann einzig und
allein aus dem Grund, um seine Identität nicht zu verraten. Die Reporterin
beschloss, nach dem Frühstück selbst zur Rezeption zu gehen, alle Hebel in
Bewegung zu setzen und herauszufinden, in welchem Zimmer Kelly heute die Nacht
verbracht hatte. Noch ein anderer Gedanke zuckte plötzlich in ihr auf. Hatte
Kelly vielleicht gegen ein gutes Trinkgeld an der Rezeption die Weisung
erteilt, jede Aussage zu verweigern? Wurde sie absichtlich an der Nase
herumgeführt? Wollte Kelly nicht, dass er mit ihr in Verbindung gebracht wurde?
Hatte er den Mut verloren, mit ihr noch mal das seltsame Wachsfigurenkabinett
George Hunters aufzusuchen oder war er allein hingefahren und hielt sie für
eine Spinnerin? Aber schließlich hatte er selbst die Sache mit dem Reverend
erlebt. Betsy King merkte, wie sie wieder ins Grübeln kam. Die Verwirrung, in
die sie gestern Abend nach den mysteriösen Vorfällen geraten war, machte sich
wieder breit. Während sie wartete und immer noch die Hoffnung hegte, dass Kelly
doch noch auftauchte, betraten neue Besucher das Restaurant. Es handelte sich
um zwei Männer und eine junge, ausgesprochen hübsche Frau, die schwarzhaarig
war und große dunkle Augen hatte. Die Neuankömmlinge befanden sich in bester
Stimmung. Bei ihnen handelte es sich offenbar um Durchreisende, die hier
Station machten. Der Zufall wollte es, dass die drei unweit des Tisches, an dem
Betsy King saß, Platz nahmen. Der jüngere Mann und die dunkelhaarige Frau
wendeten ihr den Rücken zu. Der zweite Mann, groß, grauhaarig, eine
interessante Erscheinung, weckte ihr Interesse. Der Fremde war glattrasiert,
wirkte sehr männlich, und sein Äußeres imponierte der Reporterin. Dieser Mann
wusste, was er wollte, obwohl er im Gespräch mit seinen beiden Begleitern eher
eine zurückhaltende Rolle einnahm. Der Mann mit dem dichten grauen Haar hatte
gleichmäßige Zähne und Grübchen an den Wangen, wenn er lachte. Er schien viel und
gern zu lachen. Betsy schloss dies aus seiner lustigen Art und den zahllosen
Lachfältchen um die Augen. Die Reporterin nippte an ihrem Kaffee. Unlustig
knabberte sie ihren Toast an. Betsy hatte keinen Appetit. Sie bekam beiläufig
mit, dass der Kellner, der ihren und den Tisch weiter rechts mit den drei
Neuankömmlingen bediente, an die Rezeption gewinkt und ihm etwas mitgeteilt
wurde. Der Rezeptionist hielt noch den Telefonhörer in der Hand. Der Kellner
kam in den Frühstücksraum zurück, sprach zuerst einen Mann an einem der
vorderen Tische an, und Betsy King sah, wie der Angesprochene den Kopf
schüttelte. Mit halblauter Stimme fragte der Angestellte dann in die Runde:
„Mister Leonhard M. Kelly, Telefon für Mister Leonhard M. Kelly ...“
    Die
Reporterin hob den Kopf und fuhr wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als
sie sah. wie der Mann am Nebentisch sich erhob. Der sympathische Grauhaarige -
war Leonhard M. Kelly?
    Betsy King
vergaß zu kauen und starrte dem hochgewachsenen Regisseur und Produzenten nach,
der an der Rezeption vom das Gespräch in Empfang nahm. Die Reporterin wusste
nicht mehr, was sie von allem halten sollte. Sie ließ den Grauhaarigen nicht
aus den Augen, als er wieder an den Tisch zurückkehrte. „Anruf aus den Studios“,
vernahm die Frau die halblauten Worte. „Perry macht Ärger.
    Er ist
betrunken zu den Aufnahmen erschienen, die Lissy mit ihm nachdrehen sollte.
Wenn der Bursche so weitermacht, streiche ich ihm sämtliche Szenen raus und
besetz' die Rolle mit einem anderen Schauspieler.“
    Betsy King
erhob sich und näherte sich dem Nachbartisch. „Entschuldigen Sie bitte, wenn
ich Sie anspreche. Ich bin Betsy King von den Weekly Impressions“
    Der
grauhaarige und doch so jugendlich wirkende Mann, den sie ansah, lachte. „Vor
der Presse ist man nirgends sicher ... Eigentlich hatte ich gehofft, hier im
Shed inkognito absteigen und in Ruhe frühstücken zu können. Ich gebe Ihnen
allerdings gern ein Interview ... Wollen Sie an unserem Tisch Platz nehmen?
Darf ich vorstellen? Das ist Miriam Brent, die Hauptdarstellerin in meinem
neuen Film ... Es ist übrigens ihr erster. Merken Sie sich das Gesicht gut. Man
wird es sicher noch öfter auf der Leinwand sehen.“
    „Ich würde
gern ein Interview machen. Das ist eine einmalige Gelegenheit.“ Betsy
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher