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1031 - Donnas zweites Leben

1031 - Donnas zweites Leben

Titel: 1031 - Donnas zweites Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit heißem Pech bedeckte Leiche mit den bloßen Händen anfassen. Um den Toten zu transportieren, wurden Greifzangen geholt, deren Eisenklammern den Körper an zwei verschiedenen Stellen umfaßten. Die Soldaten waren kräftig genug, um den Toten anzuheben. Sie schleppten den dampfenden und auch stinkenden Gegenstand auf das nahe Ufer zu und hinein und das dort wachsende Schilf.
    Es reichte noch nicht. Sie mußten hineinwaten, um an eine tiefere Stelle zu gelangen. Erst dort öffneten sich die Zangen wieder, so daß sich der Körper löste.
    Er klatschte in das schmutzige Wasser und war im Nu versunken.
    Die beiden Soldaten, die bis zu den Knien im Wasser standen, drehten sich herum. Sie wollten hören, was der Richter sagte. Der aber tat nichts. Er hockte leicht vorgebeugt im Sattel und schaute gedankenverloren auf das Wasser, als wäre ihm eine bestimmte Idee gekommen. Er fühlte sich unwohl, bewegte sich auf seinem Pferd, deutete mal nach vorn, zog den Arm dann wieder zurück und atmete tief durch.
    Einer der Soldaten wagte es, ihn anzusprechen. »Es ist alles so passiert, wie Ihr gewünscht habt, Euer Ehren.«
    »Ja, das habe ich gesehen.«
    »Sollen wir den Toten noch weiter in das Wasser hineinschieben? Noch ist es möglich.«
    »Nein, er wird schon von allein irgendwo verrotten, denke ich mir.« Der Richter war davon überzeugt, aber er wurde eines Besseren belehrt, als das schmutzige Wasser plötzlich an einer bestimmten Stelle aufgurgelte. Es warf Blasen, es fing an zu schäumen, und einen Moment später erschien ein Gegenstand, mit dem keiner gerechnet hatte.
    Es war der getötete Terrence!
    Niemand schrie. Die Menschen waren entsetzt und dadurch stumm geworden. Sie schauten zu, wie die mit Pech verklebte Leiche auf dem Wasser schaukelte und nicht mehr unterging. Sie sahen aber auch, wie sie sich bewegte, denn die Gestalt schaffte es tatsächlich, ihren rechten Arm anzuheben.
    Sie winkte den Leuten zu, und die Hand war plötzlich nicht mehr schwarz, sondern aufgerissen und blutig, denn die Haut fiel von ihr ab wie altes dünnes Papier.
    Finger bewegten sich, als sich das Gelenk drehte. Die Hand zeigte zum Ufer und zugleich auf einen Mann namens Henri Malcolm, der ebenfalls still war.
    Er ahnte, daß dieser Gruß ihm galt, und das Versprechen seines Bruders kam ihm wieder in den Sinn. Terrence war einen bestimmten Weg gegangen. Er hatte sich auf eine Position eingeschworen. Er wußte genau Bescheid, denn er hatte hinter die Dinge geschaut.
    Die Hand war eine Drohung. Sie und der Arm wollten einfach nicht sinken, während die Leiche von der Strömung erfaßt und immer mehr auf die Mitte des Flußarms zugetrieben wurde.
    Der Richter fluchte plötzlich. Sein Gesicht war hochrot angelaufen.
    Er wollte sein Pferd um die Hand treiben, um vom Ufer wegzureiten.
    Da hörte er das Lachen!
    Es schallte vom Fluß her zu ihm herüber. Ein böses, ein grausames Lachen, scharf wie eine Messerklinge, böse, grausam und gleichzeitig beschwörend.
    Henri Malcolm selbst reagierte nicht. Das übernahm sein Pferd.
    Bisher war es ruhig geblieben. Innerhalb einer Sekunde änderte sich dies. Es bockte plötzlich in die Höhe, und der Reiter schaffte es nicht mehr, sich zu halten. Die Zügel rutschten durch seine Hände, als wären sie mit Öl bestrichen worden. Er selbst wurde in die Höhe geschleudert, und auch der zweite Sprung des Schimmels erwischte ihn voll.
    Diesmal fiel er nicht zurück. Über den nach unten geneigten Kopf des Tieres hinweg purzelte er dem Boden entgegen, wo er mit dem Kopf zuerst aufschlug.
    Die Menschen waren stumm geworden. Stille hatte sich über das Gelände am Fluß gelegt.
    Um so deutlicher war das Knacken zu hören, das entstand, als das Genick des Richters brach.
    Euer Ehren, Henri Malcolm, war tot.
    Und über das Wasser hinweg schallte das Lachen des ebenfalls toten Bruders Terrence…
    ***
    Vorbei. Nichts mehr. Dunkelheit. Keine Gerüche, keine Menschen, keine Umgebung. Die magische Brücke war zusammengebrochen, und auch das Kreuz leuchtete nicht mehr nach.
    Donna und ich standen in der tiefen Finsternis und lauschten unseren Atemzügen nach.
    »John…?«
    »Alles klar, Donna, wir haben es überstanden. Wir sind wieder dort, wo wir hingehören.« Zum Beweis schaltete ich die Taschenlampe ein. Das Licht sorgte bei Donna für eine erste Beruhigung.
    Trotzdem schaute sie sich ängstlich um, aus Furcht davor, daß diese Reise womöglich noch weitergeführt wurde.
    In meiner anderen Hand lag das

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