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1031 - Donnas zweites Leben

1031 - Donnas zweites Leben

Titel: 1031 - Donnas zweites Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hervor.
    Henri Malcolm war zufrieden. Er nickte und starrte zugleich auf seinen Bruder nieder. »Ich werde zuschauen«, sagte er, »denn ich will sichergehen, daß er auch stirbt. Unkraut wie er muß vernichtet werden. Dafür gibt es keine andere Lösung! Fang an! Führt ihn der gerechten Strafe zu! Und ihr«, wandte er sich an das Volk, »werdet ebenfalls zuschauen, damit auch klar wird, daß man sich nicht gegen den König und die Kirche stellen darf. Nicht ungestraft!« Er nickte sich selbst zu, lächelte und schaute zu, was weiterhin passierte…
    ***
    Aber nicht nur der Richter oder das Volk waren als Zuschauer zusammengekommen, auch wir standen da und hatten alles mitbekommen. Donna schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht fassen, daß Menschen so grausam sein konnten.
    »Dabei sind sie doch Brüder«, sagte sie.
    »Hier geht es um andere Dinge. Die beiden Machtfaktoren Kirche und Staat können sich nicht leisten, daß an ihren Grundfesten gerüttelt wird. Nicht nur für England typisch, sondern für das gesamte Europa. Hexenverfolgungen, Hexenverbrennungen, es hat alles stattgefunden, aber das brauche ich dir wohl nicht zu erzählen.«
    »Nein, darüber weiß ich Bescheid. Das habe ich auch gelesen. Aber daß ich selbst einmal Zeuge dessen werden würde, will mir nicht in den Kopf.«
    Wahrscheinlich hätte sich Donna gern zurückgezogen, aber diese Zwischenwelt war wie eine mächtige Zange, die uns von zwei Seiten beinahe erdrückte.
    So blieben wir auch weiterhin unsichtbare Zeugen eines schrecklichen Vorgangs.
    Die beiden Soldaten hatten den Verurteilten nicht losgelassen. Sie zerrten ihn zur Seite, damit er direkt vor dem Kübel mit dem heißen Inhalt zu stehen kam.
    Sie taten es nicht zu erstenmal, das sahen wir ihren Bewegungen an. Durch den Druck auf beide Schultern sorgten sie dafür, daß Terrence Malcolm in die Knie sank. Er plumpste zu Boden und wäre nach vorn gekippt, hätte man ihn nicht gehalten.
    Der Richter schaute von seinem Pferd aus ruhig zu. Das Volk war auch näher an den Ort herangekommen. Niemand traute sich jetzt noch, ein Wort zu sprechen. Sie schlichen wie Diebe näher. Das Entsetzen hatte sie stumm werden lassen.
    Die auf der anderen Seite des Wagens stehenden beiden Soldaten hoben den Kübel an. Sie wuchteten die Stangen dabei hoch, und als der Kübel einen bestimmten Winkel erreicht hatte, kippte er nach vorn.
    Aus der Öffnung löste sich der Strom aus heißem Pech. Das Zeug sah aus wie eine gewaltige schwarze Zunge, die sich ins Freie schob und dabei auf ein Ziel zuglitt.
    Die Soldaten sprangen zurück. Keiner hatte Lust, von dem heißen Pech getroffen zu werden.
    Terrence Malcolm aber blieb knien. Er kippte noch nicht. Er starrte dem Pech entgegen, das auf ihn zufloß und sich in dem Augenblick über ihn ergoß, als er nach vorn schlug.
    Die kochendheiße, schwarze Masse hüllte ihn ein. Wir alle hörten seinen schrecklichen Schrei, der wirklich nichts Menschliches mehr an sich hatte.
    Es war ein furchtbarer Laut, der selbst den Zuschauern, die einiges gewöhnt waren, das Blut in den Adern gefrieren ließ. Nur kurz brandete er auf, dann erstickte das über den Körper rinnende Pech jeden Laut des Mannes.
    Es zischte, als sich die Masse ausbreitete. Dampf trieb in Wolken in die Höhe. Ein widerlicher Gestank breitete sich aus, und in den Geruch des Pechs mischte sich der von verbranntem Fleisch und auch verkohlten Haaren.
    Unter der schwarzen Masse zuckte der Körper noch einige Male.
    Die Arme streckten sich. Der Rücken stemmte sich in die Höhe, dann brach der Körper wieder ein.
    Er blieb liegen, ohne sich zu rühren. Das dunkle, heiße Pech umgab ihn wie ein tödlicher Umhang, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte.
    Terrence Malcolm starb auf dem Boden und auf dem Bauch liegend. Er verbrannte und erstickte zugleich, und alle schauten zu, besonders zufrieden Henri Malcolm.
    Der Kübel wurde wieder hochgekippt. Letzte Pechreste rannen an seiner Außenhaut entlang und klatschten dampfend zu Boden.
    Henri Malcolm war zufrieden. Das deutete er durch ein kräftiges Nicken an. »Was geschieht jetzt mit dem Kadaver?« fragte er.
    »Wir werden ihn in den Fluß werfen, Euer Ehren!« antwortete einer der Soldaten.
    »Ja, das ist gut!«
    »Wollt Ihr noch bleiben?«
    »Sicher, ich schaue zu!«
    Und auch wir blieben, ob wir wollten oder nicht. Das Kreuz hatte durch seine Kraft die Brücke um einiges verstärkt, und es lag an ihm, wann sie wieder zusammenbrach.
    Niemand konnte die

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