1031 - Donnas zweites Leben
geschossen. In diesem Sommer hatten die Wirte noch nicht viel verdienen können, doch jetzt, da die Sonne seit einer Woche schien, hatte sich das Bild verändert.
Die Gäste strömten in die Gärten, und es war immer schwerer, einen freien Platz zu finden.
Auch auf der Terrasse sah es auf den ersten Blick so aus, als würden wir nichts finden. Die Menschen saßen auf klobigen Stühlen und um klobige Tische herum. Zudem gab es Bänke oder kleine Mauern, auf denen die Gäste ebenfalls Sitzplätze finden konnten.
Ein paar Laternen überstrahlten zusätzlich noch das bunte Licht der Girlanden. Es war auch nötig, um die Speise- und Getränkekarten lesen zu können.
Der Blick auf die Themse war fast unbezahlbar, aber Donna und ich hatten andere Sorgen. Wir suchten Shao und Suko, die in dem dichten Gedränge schlecht auszumachen waren.
Da Donna sich nicht umgezogen hatte und auch weiterhin ihre Polizistenuniform trug, wurde ihr manch komischer Blick zugeworfen, aber angesprochen wurde sie nicht.
Es gab einen Mittelweg, der vor allen Dingen für das Personal offengehalten werden mußte, aber auch ankommende Gäste benutzten ihn, so wie wir beide.
Von meinen Freunden sah ich nichts, aber sie entdeckten uns, denn plötzlich winkten uns zwei Arme heftig zu. Shao und Suko hatten an einem der Tische keinen Platz mehr gefunden und saßen auf der Mauer, ein Gitter als Stütze im Rücken.
Ich winkte zurück, nahm Donna an die Hand und dirigierte sie auf die Mauer zu. Man hatte die Tische und Stühle dicht zusammengestellt, um möglichst viele Gäste bewirten zu können. Dementsprechend schwer war es für Neuankömmlinge, sich irgendwohin durchzukämpfen, was bei uns der Fall war.
Aber wir schafften es. Beide standen auf. Neben ihnen waren tatsächlich noch zwei Plätze frei. Die Reservierung hatte Shao und Suko Nerven gekostet, wie sie sagten.
Ich stellte Donna vor, und Suko wunderte sich darüber, daß ich mit einer uniformierten Kollegin kam. »Shao sprach davon, daß es dienstlich ist. Jetzt, wo ich Donna sehe, glaube ich es auch.«
»Leider.«
Wir hatten uns gesetzt, was auch von einem Kellner beobachtet worden war. Er trug ein helles T-Shirt, kurze Hosen, aber an der Vorderseite eine breite grüne Schürze, die ihm bis zu den Knien reichte.
Donna wollte ihren ersten Durst mit Wasser löschen. Ich aber entschied mich für einen Krug Bier. Sogar Shao und Suko hatten sich für dieses Getränk entschieden.
»Von Donna hast du mir nie etwas erzählt«, sagte Suko.
»Wir kennen uns auch noch nicht lange.«
»Und nur dienstlich?«
»Bestätige du es, Donna.«
»Ja.« Sie nickte. »Es ist eine dienstliche Angelegenheit und überhaupt nicht zum Lachen.«
Suko warf mir einen fragenden Blick zu, den ich mit einem kurzen »Ja« beantwortete.
»Was steckt dahinter?«
»Man kann von einer teuflischen Wiedergeburt sprechen.«
Suko runzelte die Stirn ebenso wie Shao. Ein Zeichen, daß beide mit der Antwort nicht zurechtkamen.
Gemeinsam klärten Donna und ich sie auf. Zwischendurch wurden die Getränke gebracht, wir genossen sie auch, aber Fröhlichkeit wollte nicht aufkommen.
»Das ist natürlich ein starkes Stück«, sagte Suko. »Ich kann verstehen, daß Sie Angst vor der Nacht haben.«
»Und wie.«
»Ist denn sicher, daß etwas passieren wird?« erkundigte sich Shao.
»Das kann ich nicht sagen. Die Träume haben mich in den letzten Nächten schon geschockt, und jetzt dieses schreckliche. Erlebnis, das hinter uns liegt, das alles hat mir gezeigt, daß sich gewisse Dinge noch verdichten.«
»Glaubst du denn daran, daß dieser Terrence Malcolm in Donna wiedergeboren ist?« fragte mich Shao.
»Das kann ich beim besten Willen nicht sagen. Nach allem, was sie allerdings erlebt hat, können wir davon ausgehen. Wobei man zwischen der Wiedergeburt und ihren Träumen unterscheiden muß. Ich habe den richtigen Zusammenhang noch nicht herausgefunden.«
»Was steckt dahinter?«
Ich hob die Schultern, was Suko auch nicht glücklicher machte. Er schaute über das Wasser, auf dem sich die erleuchteten Schiffe abzeichneten, und kam mir dabei sehr nachdenklich vor. Es konnte sein, daß er über den Fall grübelte, aber ich wollte es genau wissen und erkundigte mich nach seinen Gedankengängen.
»Mir will da etwas nicht aus dem Kopf, John.«
»Was?«
»Der Name Malcolm.«
»Hör auf, den gibt es oft genug hier in London. Damit kommst du bestimmt nicht weiter.«
»Ich würde dir ja zustimmen, wenn es nicht etwas gäbe, an
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