1031 - Donnas zweites Leben
typischer Geruch ausgebreitet, den man auf vielen Toiletten erwarten konnte. Zu definieren war er nicht. Er roch streng und nach irgendwelchen Putzmitteln. Im Moment war sie die einzige Person innerhalb des Vorraums. Donna blieb stehen und blickte sich um.
Es gab die Toilette für die Ladies und für die Gentlemen. Wie immer. Nichts fiel aus der Reihe. Nur sie selbst benahm sich so ungewöhnlich, denn während sie auf die entsprechende Tür zuging, preßte sie eine Hand auf ihren Leib, als könnte sie so all das zurückhalten, was ihr Innerstes aufwühlte.
Donna drückte die Tür auf. Sie schob sich schon leicht stolpernd über die Schwelle und gelangte in einen Waschraum, in dem über den Waschbecken Spiegel hingen.
Eine Frau stand davor und malte sich die Lippen nach. Für Donna hatte sie keinen Blick. Sie sah nicht, daß die Polizistin wie von einer inneren Stimme getrieben auf eine der Toilettentüren zuwankte und Glück hatte, daß die kleine Kabine dahinter nicht besetzt war.
Donna stieß die Tür auf. Sie war froh, allein zu sein. Hinter ihr flog die Tür wieder zu. Donna lehnte sich gegen eine der Holzwände. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze, als sie Luft holte. Weit hatte sie den Mund dabei aufgerissen. Die Umgebung nahm sie kaum richtig wahr. Eine schleierartige Gardine hatte sich vor ihre Augen gelegt. Die Kabine kam ihr vor wie ein enges Gefängnis.
Nur langsam drehte sie sich herum. Jetzt lag die Toilettenschüssel vor ihr. Es war nicht mal ein Deckel vorhanden, und auch die Sauberkeit ließ zu wünschen übrig. Was man bei Toiletten in Biergärten des öfteren fand.
Die Frau hatte dafür keinen Blick. Ihr ging es um andere Dinge. Sie wollte diesen verdammten Druck im Magen loswerden. Er war dabei, sich immer mehr zu verstärken und hatte längst einen Punkt dicht unter der Kehle erreicht.
Donna würgte.
Sie hatte sich dabei gebückt. Mit ihrem Gesicht schwebte sie dabei über der ovalen Toilettenschüssel. Es mußte raus, was da in ihrem Körper klemmte und sich dabei immer weiter in die Höhe schob, als wollte es auch ihren Kopf erreichen, um diesen einfach zu sprengen.
Hinter der Stirn hämmerte es. Kleine Hammerschläge erwischten immer wieder empfindliche Stellen in ihrem Kopf, und wenn sie trafen, dann zuckten auch Blitze durch den Schädel.
Donna hielt den Mund weit offen. Sie wartete darauf, die Übelkeit ausbrechen zu können, und sie spürte, daß sich in ihr etwas bewegte. Gleichzeitig mußte die Frau feststellen, daß es nicht normal war, was da von ihr Besitz ergriffen hatte. Da steckte etwas in ihr, mit dem sie nicht mehr zurechtkam. Es war ein Klumpen und trotzdem keiner. Er fühlte sich zumindest nicht so an, denn dieses Fremde in ihrem Körper schaffte es tatsächlich, sich zu melden.
Im Kopf hörte sie eine Stimme.
Es waren nicht ihre eigenen Gedanken, die sich dort ausbreiteten.
Dafür etwas anderes und sehr Fremdes, mit dem Donna nicht zurechtkam. Ihr wurde eine Botschaft übermittelt. Jedes Wort bekam sie genau mit, so daß sie davon ausgehen mußte, in ihrem Körper etwas Lebendiges zu haben, das sich dort fortbewegte.
»Du entkommst mir nicht! Nein, ich bleibe bei dir. Ich habe es endlich geschafft! Wir gehören zusammen…«
Ein Lachen. Kichernd und voller Häme. Dann wieder die Stimme.
»Es ist lange her, aber ich gebe nie auf. Ich habe dich gefunden. Du bist die richtige für mich…«
Donna Preston würgte wieder. Etwas Flüssigkeit rann aus ihrem Mund hervor, das war alles. Das andere blieb in ihrem Körper und bewegte sich auch weiter.
Es rollte durch ihren Magen, drang in die Kehle hinein, und Donna zuckte genau in diesem Moment in die Höhe. Es war ein Reflex, denn die gebückte Haltung hatte für einen weiteren Schub der Übelkeit gesorgt. Beide Arme breitete Donna aus und stützte sich an den Seitenwänden der Kabine ab. Sie holte Luft durch den offenen Mund und stellte fest, daß es ihr sehr schwer fiel.
Das andere tanzte in ihren Mund hinein. Es hatte sich von unten her in die Höhe geschoben und füllte den Mund aus, ohne daß es für einen Erstickungsanfall sorgte. Es war weder zu schmecken noch zu riechen, sie spürte nur, daß es vorhanden war und plötzlich über die Mundöffnung hinwegglitt.
Etwas tanzte vor ihrem Gesicht!
Donna hielt die Augen wie unter einem inneren Zwang geöffnet.
Sie erkannte nicht, was da aus ihrem Körper gefahren war, weil es noch die Form einer zitternden Wolke aufwies. Aber diese Wolke nahm allmählich
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