1031 - Donnas zweites Leben
stört Sie die Gleichheit der Vornamen?«
»Ich weiß es nicht, Sir. Es hängt noch alles in der Schwebe. Nichts muß, aber alles könnte sein.«
»Was denken Sie? Ich könnte den Richter warnen.«
»Nein, dazu wäre es zu früh. Wir wollen nicht die Pferde scheu machen, Sir.«
»Einverstanden, Sie haben den besseren Überblick. Aber bedenken Sie eines, John. Dem Mann darf nichts passieren, nicht auf eine spektakuläre Art und Weise. Er ist sehr wichtig für die Justiz. Auch sein Einfluß darf nicht unterschätzt werden. Beste Beziehungen zu den höchsten Kreisen. Sie verstehen, was ich damit meine.«
»Alles klar, Sir, das verstehe ich sehr gut. Aber es hat mich noch nie gestört, wie Sie wissen.«
»Lassen Sie die Ironie mal weg.«
»Und ich wäre dafür, daß wir bis morgen warten, bevor wir etwas unternehmen.«
»Es ist Ihr Fall, John.«
»Dann noch einen schönen Abend, Sir. Wir sitzen auch am Wasser und schauen uns die Themse an.« Bevor er etwas erwidern konnte, hatte ich die Verbindung gekappt.
Suko grinste mich an. »Hast du ihn sauer gemacht?«
»Glaube ich nicht. Er wird nur nicht mehr so entspannt auf seinem Stuhl hocken.«
Neben mir atmete Donna so schwer, daß es mir auffiel. »Was hast du? Probleme?«
»Ich weiß es nicht.« Sie hob die Schultern. »Aber seltsam ist mir schon zumute.«
»Wie äußert sich das?« fragte Suko.
»Ich glaube, ich… ich … entschuldigt, aber ich muß wohl mal zur Toilette.«
»Soll ich dich begleiten?« fragte Shao.
»Nein, nein, das schaffe ich schon, vielen Dank.« Sie gab sich einen Ruck und verließ uns. Ihr Gesicht war schweißnaß geworden und glänzte, als sie durch den Schein einer Lampe schritt.
»Ist das normal?« fragte Suko.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das bezweifle ich. Deshalb wäre es schon besser, Shao, wenn du ein Auge auf sie hältst.«
»Geht in Ordnung«, erwiderte die aparte Chinesin und nahm die Verfolgung auf…
***
Der Schrei zerriß beinahe ihren Kopf! Oder war es ein Gefühl von Schmerz, das durch den Schädel raste wie eine große Säge mit verschiedenen Armen? Zumindest der Schrei mußte in der Umgebung gehört worden sein, doch keine andere Person hatte von ihm Notiz genommen, abgesehen von einer, Donna Preston.
Sie blieb stehen. Den Weg bisher hatte sie glatt und sicher geschafft. Es hatte keinerlei Schwierigkeiten gegeben, obwohl sie Schlimmes befürchtet hatte, denn schon beim Sitzen auf der Mauer war diese Übelkeit in ihr hochgestiegen. Es war ihr nicht einfach schlecht geworden, nein, in ihr steckte etwas, über das Donna nicht hinwegkam. Sie konnte es nicht beschreiben. Es war eine Übelkeit, die mit einer normalen nicht zu vergleichen war.
In ihrem Körper steckte etwas. Wie ein Fremdling, der sich einfach gebildet hatte und sich jetzt auch nicht mehr vertreiben ließ. Er war in ihr, er blieb in ihr, und er wühlte weiter wie ein sich immer schneller drehender Bohrer.
Donna hatte den anderen nichts davon gesagt. Sie wollte sich auch nicht lächerlich machen oder sich wegen jeder Kleinigkeit beschweren, denn hart im Nehmen war Donna schon immer gewesen. Wichtig war jetzt, daß sie für einige Zeit allein blieb, um selbst mit dem Problem fertig zu werden. Deshalb wollte sie auch zu den Toiletten, um sich dort möglicherweise übergeben zu können.
Die sanitären Einrichtungen waren in einem kleinen Haus untergebracht. Es stand neben dem Eingang zum Biergarten, war erleuchtet, und sein Mauerwerk bestand aus rötlichen Ziegelsteinen mit grauen Mörtelstreifen dazwischen.
Donna Preston hatte das kleine Haus noch nicht betreten. Sie stand neben der Tür und drückte ihren Kopf vor. Ihre erhitzte Stirn hatte sie gegen das Mauerwerk gepreßt, was ihr keine Kühlung brachte, denn die Steine hatten die Hitze des Tages gespeichert.
Sie starrte vor ihre Füße. Das Brennen in ihrem Innern blieb auch weiterhin bestehen. Der Druck bewegte sich auf die Kehle zu. Er war noch nicht so stark, als daß er sich freie Bahn hätte verschaffen müssen. Sie war in der Lage, ihn zurückzuhalten.
Durchatmen. Oder es zumindest versuchen. Mal durch die Nase, dann durch den Mund.
Es klappte. Donna richtete sich wieder auf. Jetzt klebte der Schweiß kalt auf ihrem Gesicht und verteilte sich ebenfalls über den gesamten Körper. Ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich.
Donna betrat die Anlage mit unsicheren Schritten. Es war kühler in diesem kleinen Haus. Allerdings auch feuchter. Zwischen den gefliesten Wänden hatte sich ein
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