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1031 - Donnas zweites Leben

1031 - Donnas zweites Leben

Titel: 1031 - Donnas zweites Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte es nicht geklungen, und es war auch etwas in den Augen der Polizistin gewesen, über das sie nachdenken mußte. Dieser Ausdruck gefiel ihr nicht. Er war fremd und zugleich wissend gewesen, so andersartig und nicht wie bei einer Person, der wirklich übel gewesen war.
    Ein Ausdruck der Angst!
    Das konnte es durchaus gewesen sein. Donna war von einer tiefen Angst befallen worden. Das Erlebnis in den letzten Stunden mußte sie einfach verrückt gemacht haben. Es war nicht so leicht zu verdauen gewesen. Darunter hätte jeder Mensch gelitten, und was Donna Preston erlebt hatte, das war nicht nur neu für sie gewesen, sondern auch schrecklich und ebenfalls unbegreiflich.
    Mit einem Papiertuch trocknete Donna ihr Gesicht ab. Sie lächelte Shao zu und meinte: »Ich mache euch nur Ärger, nicht wahr?«
    Die Chinesin schüttelte den Kopf. »Das ist Unsinn, Donna. Jedem kann es mal schlecht gehen, davon ist niemand ausgenommen. Au ßerdem darfst du nicht vergessen, was alles hinter dir liegt. Das ist schon ein Hammer gewesen.«
    »Stimmt auch. Und fertig bin ich damit nicht.«
    »Wir werden dir helfen. Laß uns wieder zu den anderen gehen.«
    »Okay, ist wohl am besten.«
    Shao hakte die Polizistin sicherheitshalber unter. Der Weg war jetzt frei, niemand störte sie, und so erreichten sie Suko und John ohne Schwierigkeiten.
    Donna lächelte etwas verlegen. Sie hob auch die Schultern und wollte sich entschuldigen, doch wir winkten sofort ab.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Suko. »Jedem kann einmal übel werden. Wichtig ist, daß es Ihnen besser geht.«
    »Ja, bestimmt, aber sagen Sie ruhig Du.«
    »Wird gemacht.«
    Ich hatte mich bisher zurückgehalten und Donna nur prüfend angeschaut. Für mich waren vor allen Dingen die Augen wichtig gewesen. Darin hatte ich einen Ausdruck entdeckt, der mir nicht gefiel. Angst, Wissen, leichte Panik?
    Ich wußte es nicht. Alles konnte zusammen kommen. Ich glaubte auch nicht, daß die Übelkeit einen körperlichen Grund gehabt hatte, der lag tiefer, seelischer. Er mußte mit dem Erlebnis zusammenhängen, das wir beide hinter uns hatten.
    »Möchtest du noch bleiben?« fragte ich.
    Donna schüttelte heftig den Kopf. »Nein, hier… entschuldigt, aber ich bin nicht mehr in der richtigen Stimmung.«
    Dafür hatten wir Verständnis und auch schon vorher damit gerechnet, denn die Rechung war schon beglichen worden.
    »Dann laß uns gehen«, sagte Suko. Er rutschte als erster von der Mauer. Shao blieb bei ihm, während sich Donna an meiner Seite hielt und beim Gehen den Kopf senkte.
    »Das Erlebnis steckt noch zu tief in dir – oder?« fragte ich sie leise.
    »Ja, das kannst du sagen, John. Es ist schlimm. Mir wurde wirklich übel, und ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte. Das kam einfach über mich wie eine große Woge. Ich konnte nicht dagegen angehen, aber jetzt ist es vorbei.«
    »Tatsächlich?«
    Nach meiner Frage blieb sie stehen. Dicht vor der Terrassentreppe, die Shao und Suko schon hinter sich hatten. Das bunte Licht malte ihr Gesicht farbig an, und selbst die Augen hatten einen anderen Ausdruck bekommen.
    »Was soll das, John?«
    Ich hob die Schultern an. »Entschuldige. Ich könnte mir vorstellen, daß es nicht vorbei ist. Dieses Erlebnis war einfach zu einschneidend für dich. Muß es gewesen sein, Donna, denn nicht jeder verkraftet eine derartige Reise.«
    »Ja, da hast du schon recht. Ich werde auch weiterhin darüber nachdenken.«
    »Was heißt das?«
    »In den folgenden Stunden.«
    »Davon gehe ich aus. Aber du wirst nicht allein sein. Wenn immer es dir schlecht geht, werden wir…«
    »John, einen Moment noch.«
    Ich war schon vorgegangen, blieb stehen und drehte mich auf der Treppenstufe um. Donna schaute mich an. Ihr Lächeln wirkte verkrampft und unecht. »Also, John, sei mir nicht böse, aber ich habe es mir überlegt, ehrlich.«
    »Was denn?«
    »Ich möchte doch für mich bleiben. Bei mir zu Hause, verstehst du? Ich verspüre einfach den Drang, allein zu sein. Würdest du das akzeptieren?«
    »Ungern, Donna. Du bist eine erwachsene Frau, das steht fest. Ich kann dir auch keine Vorschriften machen, aber den Schutz hast du eigentlich nur bei uns.«
    »Das ist schon wahr. Dennoch ist es mein Problem, und ich muß allein damit fertig werden.«
    »Sicher, wenn du es so siehst, hast du recht.«
    »Außerdem bin ich Polizistin«, gab sie mit einem gezwungenen Lächeln zu. »Da ist man etwas gewohnt. Da sollte man sich doch von den anderen Menschen abheben. Das

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