1031 - Donnas zweites Leben
Gestalt an. Sie verlor ihre Formlosigkeit und zeichnete ein Gesicht nach, das schrecklich aussah. Es schien aus zahlreichen Trümmerstücken zusammengesetzt zu sein, und es wies auch eine besondere Farbe auf. Rötlich und grau, als wären Teile der Haut von diesem Gesicht einfach abgezogen worden.
Wie verbrannt…
Das war es.
Verbrannt!
Donna dachte daran, was sie erlebt hatte. Die Hinrichtung des anderen. Das heiße Pech, das über den Körper gekippt worden war.
Der Wurf in das Wasser. Die erhobene Hand mit den gespreizten Fingern, die wie ein Mahnmal gewirkt hatte. Ein Zeichen, daß der Mann wieder zurückkehren würde und die Dinge noch nicht beendet waren.
Das war er. Das war der Tote! Der Verbrannte und auch der im Wasser Versenkte.
Schweiß strömte über Donnas Körper. Wie Bachwasser rann er aus den Poren, aber Donna hatte nur Augen für das schreckliche Gebilde dicht vor ihrem Gesicht.
Ein zweites Gesicht!
Ein zerfetztes, ein verbranntes, ein blutiges. Darunter zeichnete sich ein Hals ab, der ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden war. Auch dort war die meiste Haut verbrannt, und die Reste hingen in Streifen nach unten.
Augen gab es nicht. Statt dessen schimmerten blanke Flecken in den Höhlen. Durch Donnas Mund drängte sich immer mehr von dieser Gestalt hervor. Donna mußte sich vorkommen wie eine Mutter, die etwas Schreckliches auf die Welt brachte.
Wenn sie atmen wollte, dann nur mehr durch die Nase. Auch das fiel ihr schwer. Im Kopf breitete sich das dumpfe und bedrückende Gefühl immer weiter aus, und sie spürte es sogar an ihren Ohren, wo der Druck beinahe die Trommelfelle sprengen wollte.
Schließlich schwebte der gesamte Körper vor ihr. Er zeichnete ein Bild des Schreckens. Zerfressen vom heißen Pech. Eine Resthaut, die aus Fetzen bestand. Rötlich schimmernd, aber nicht tot, sondern noch lebend, was Donna auch nicht fassen konnte.
Er war es. Es gab für sie keinen Zweifel. Terrence Malcolm war auf eine schreckliche und unerträgliche Art und Weise zurückgekehrt.
Und er hatte sich sie ausgesucht. Er war in ihr wiedergeboren worden. Anders konnte Donna es nicht sehen.
Und er lebte.
Sein Mund verzog sich in die Breite. Häßlicher konnte man nicht grinsen. Zudem schien von ihm ein Geruch nach verbranntem Fleisch auszugehen, der Donna schwer auf den Magen drückte. In ihrem Kopf hämmerte es. Sie hatte das Gefühl, bald selbst die Haut zu verlieren, anders konnte sie sich das Brennen nicht erklären.
Und sie hörte die Stimme. Zischend wehte sie durch Donnas Kopf.
»Ich bin jetzt da. Ich bin zurück. Du hast mich geholt. Du hast das Richtige getan. Die Brücke ist geschaffen worden. Ich bin das Monster, du bist der Mensch, die Frau. Aber wir sind trotzdem gleich, das werde ich dir bald beweisen, Donna.«
Er kannte sogar ihren Namen. Das aber registrierte sie wie nebenbei. Ansonsten hatte sie kaum noch das Gefühl, ein normaler Mensch zu sein. Sie steckte in der Klemme und fühlte nur ihre Schwäche, denn die Beine versagten ihr.
Donna drehte sich noch, um sich an der Wand abzustützen. Langsam sank sie in sich zusammen, während über ihr das Monstrum schwebte und breit grinste.
Ein Geschöpf der Hölle, des Teufels. Ein Dämon, wie er schlimmer nicht sein konnte.
Sein Körper sah normal aus und wirkte trotzdem wie flaschenförmig in die Länge gezogen, als er sich bückte und ihr entgegenfloß.
Die krallenartigen Hände berührten sie, und das verbrannte Gesicht befand sich dicht vor ihrem.
»Ich werde immer ein Versteck finden, Donna. Ich werde mich immer verstecken können, hast du gehört? Ich werde in dich hineingleiten, denn du bist mein Gastkörper. Ob Monster oder Mensch – irgendwann sind wir gleich, Donna. Irgendwann…«
Mehr hörte sie nicht, denn urplötzlich war die Gestalt verschwunden. Sie hatte sich kurzerhand aufgelöst. Donna wußte nicht, welchen Weg sie gewählt hatte, denn sie hatte in den letzten Sekunden die Augen geschlossen gehabt.
Eines stand fest.
Es gab das Monster.
Und es war frei!
Donna Preston schluchzte auf, als sie daran dachte und bekam nicht mit, daß die Tür der Toilette geöffnet wurde…
***
Shao wußte zwar, wo die Polizistin hingegangen war. Trotzdem war es für sie nicht einfach, die Verfolgung aufzunehmen, denn gerade jetzt strömten wieder Besucher auf die Terrasse. Sie waren schon leicht angetrunken oder guter Stimmung, man konnte es sehen, wie man es wollte, jedenfalls versperrten sie ihr den Weg und hielten sie
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