1033 - Die Hamiller-Tube
konnten sie noch keine Auskunft geben.
„Bitte laßt sie in dem Schrein", verlangte Roi. „Er muß eine bestimmte Bedeutung haben."
Die Roboter transportierten den Sarg in das Innere des Gebäudes. Roi und Gucky folgten schweigend.
Die Ärzte baten nun darum, daß man sie allein ließe. Roi blickte dem entschwindenden Sarg betreten hinterher.
„Ich bleibe bei dir", sagte Gucky treuherzig. „Dann bist du nicht so allein."
Sie warteten über eine Stunde, dann kam einer der Ärzte zu den beiden. In seinem Gesicht stand Verwirrung.
„Ich kann dir nicht viel sagen, Roi", meinte der Mediziner. „Sie lebt. Das ist sicher. Aber sonst wissen wir nichts. Es ist keine Hypnose oder etwas Ähnliches. Es hat den Anschein, daß sich deine Frau aus eigenem Willen in diesen Zustand versetzt hat. Es kann sein, daß es dafür einen äußeren Anlaß gegeben hat, aber das ist nur eine Vermutung. Ihre Gedankentätigkeit ruht vollkommen. Ihr körperliches Befinden ist normal, wenn man von dem Koma absieht."
„Wie lange wird sie in diesem Zustand bleiben", fragte Roi, „ohne Schaden zu erleiden?"
Der Arzt zuckte mit den Schultern. „Da durch das Koma alle internen Prozesse ebenfalls ruhen, kann dieser Zustand theoretisch unendlich lange andauern. Es gibt Fälle in der Medizin, in denen Menschen nie mehr aus dem Koma erwachten, und die viele Jahre in diesem Zustand lebten."
„Sie hatte Angst, plötzlich zu altern", sagte Danton. „Kann ihr Koma damit etwas zu tun haben?"
„Vielleicht", lautete die vage Antwort. „Sie alterte bislang sowieso nicht. Und jetzt erst recht nicht."
Roi sah ein, daß er hier nichts Entscheidendes erfahren würde.
„Das hat alles keinen erkennbaren Sinn", murmelte er.
„Was soll mit ihr geschehen?" fragte der Arzt.
„Ich nehme sie wieder mit", entschied Roi. „Sobald alles klar ist, schaffe ich sie zur BASIS. Vielleicht ändert sich etwas mit ihrem Zustand, wenn wir die Erde verlassen haben."
„Mit der BASIS gibt es im Augenblick großen Ärger", behauptete Gucky. „Ich lese es aus den Gedanken von vielen Menschen hier im HQ."
*
„Es ist alles vorbereitet, Chef." Leo Dürk grinste zufrieden. „Ich bin gespannt, was sich die Blechkiste jetzt einfallen läßt."
Sie hatten den Besprechungsort gewechselt. In diesem kleinen Raum, der besonders abgesichert war, sollte die Hamiller-Tube sie nicht hören können.
Waylon Javiers Plan stand fest. Zuerst mußte er die volle Gewalt über die BASIS zurückbekommen. Der Waffenmeister hatte dafür die notwendigen Maßnahmen getroffen.
Der Raum mit der Hamiller-Tube war durch ein autarkes Sperrfeld vollkommen abgeriegelt worden. Das Aggregat für das Energiefeld stand in einem versiegelten Nebenraum, der durch Roboter gesichert wurde, die keine Kommunikationsmöglichkeiten mehr zu den positronischen Systemen des Schiffes besaßen.
Der Sprengsatz lag unter der Hamiller-Tube, getarnt als harmlose Werkeugkiste.
Nach Beendigung des Grundübels Blechkasten, wie Javier die Hamiller-Tube bezeichnete, wollte er mit einem gewaltsamen Versuch das Sonnensystem der blauen Zwillingssterne verlassen.
„Wir schalten den Grigoroff hoch", erläuterte Javier, „und dazu die HÜ- und Paratronschirme. Bevor wir die Energiemauer erreichen, gehen wir in den Hyperraum. Leo kann aus allen Rohren feuern. Und auf alles, was sich bewegt. Nur die Planeten müssen verschont bleiben. Ich will kein kosmisches Spektakel heraufbeschwören. Wir brauchen Kontakt zu Rhodan, der GAVÖK und der LFT. Dort soll entschieden werden, was mit dem wildgewordenen Bluesvolk geschehen soll."
Das Nicken seiner wichtigsten Mitarbeiter zeigte ihm an, daß man einverstanden war.
Sogar Sandra Bougeaklis, die sich gern mit ihm anlegte, hatte diesmal keinen Widerspruch bereit.
Schweigend gingen sie zurück in die Hauptzentrale.
Ein kleines Kästchen, das Javier an sein linkes Handgelenk gebunden hatte, enthielt den Auslöser für den Sprengsatz unter der Hamiller-Tube.
Javier nahm in seinem Pilotensessel Platz.
„Sie sind etwas unaufmerksam", meldete sich die Hamiller-Tube. „Achten Sie auf die Belastung der Schutzschirme."
Die Anzeigemarke stand kurz vor der Auslösung eines Alarms.
„Ortung", rief Sandra. „Was geht da vor?"
In diesem Augenblick löste sich der Alarm aus.
„Wir sind zu tief in der Sonnenkorona", vermutete Javier. Seine Gedanken faßten nach den Steuer- und Triebwerkssektoren.
„Unsere Position ist unverändert", kam es aus der Ortungszentrale.
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