1033 - Die Hamiller-Tube
Die Kombinationsgeschütze aus Transform- und Konstantriß-Nadelpunktkanonen hätten eine bessere Wirkung erzielen müssen."
„Das spricht nur für die Defensivstärke des Gegners", vermutete Javier. „Wir müssen uns eine ganz andere Taktik einfallen lassen. Bei den Größenordnungen, die dieser Gegner auffährt, scheint es mir besser zu sein, wenn wir ein paar Zwei-Mann-Jäger zur näheren Erkundung dieses Sonnensystems ausschicken. Es muß irgendwo auf den Planeten Kraftwerke und Steuerzentren geben, die den systemumspannenden Energieschirm aufbauen und versorgen."
Der Vorschlag wurde kurz diskutiert, und die Führung der BASIS war schließlich einhellig einverstanden.
Genau in diesem Augenblick meldete sich wieder die Hamiller-Tube.
„Ich freue mich, daß Sie sachlich und gründlich argumentieren und nach einem Ausweg suchen. Die vorgesehene Maßnahme, das Ausschleusen von kleinen Einheiten, kann ich jedoch leider nicht zulassen. Deshalb habe ich alle Hangarschleusen vorsorglich verriegelt."
Waylon Javier blickte sich unwirsch im Konferenzraum um. Ein Lautsprecher oder etwas Ähnliches war nicht zu erkennen.
„Nur keine Panik, Leute." Er kratzte sich auf seinem haarlosen Schädel. „Wir können die Schleusen auch aufsprengen."
„Wir können die ganze Hamiller-Tube in die Luft jagen", behauptete Leo Dürk grimmig.
„Ich bitte Sie, meine Herren", säuselte die Positronik. „Mit solch lächerlichen Versuchen würden Sie nur Ihre Zeit und Ihre Kräfte vergeuden. Ich möchte Ihnen wirklich nicht drohen. Wenn Sie sich jedoch zu solchen Gewaltmaßnahmen entschließen sollten, so werden Sie mir bitte gestatten, daß ich mich wehre. Die Folgen können Sie sich selbst ausmalen. Ich würde keine drei Minuten benötigen, und die gesamte Besatzung der BASIS wäre paralysiert."
„Auch dagegen gibt es Möglichkeiten." Javier wollte die Positronik noch mehr reizen, um dadurch Neues zu erfahren.
„Ich würde es nicht darauf ankommen lassen, Herr Kommandant."
„In Gegenwart einer verrückten Positronik komme ich mir eher wie ein Komödiant vor.
Hamiller-Blechkiste", fauchte Javier. „Wenn du schon so neunmalklug bist, dann kannst du uns sicher auch verraten, wie wir aus dem Schlamassel herauskommen, den du uns eingebrockt hast."
Sofort wurde die Stimme der Positronik kühl. „Das ist allein Ihr Problem. Ich führe nur eine lose Überwachung durch. Außerdem bin ich im Augenblick mit meinen Eigentests beschäftigt. Einen kleinen Fehler habe ich schon gefunden. Darauf werde ich später zurückkommen."
„Einen kleinen Fehler?" Der temperamentvolle Miztel sprang auf. „Du bist alles in allem ein einziger Fehler, Positronik. Besinne dich endlich, und gib uns unsere volle Handlungsfreiheit wieder."
Die Hamiller-Tube antwortete nicht.
Javier nahm einen kleinen Zettel und kritzelte etwas darauf. Unauffällig schob er das Papierchen Leo Dürk zu.
Bombe, stand darauf. Sprengen.
Der Waffenmeister stand auf. „Ich werde hier nicht mehr benötigt."
Während er hinaus ging, nickte er seinem Kommandanten kurz zu.
*
Für Olivier wurde die Sache langweilig. An der Besprechung der Erwachsenen durfte er nicht teilnehmen. Da sein Vater nicht in der Hauptzentrale war, führte jetzt Sandra hier das Wort. In ihrer üblichen Manier sorgte sie für Ordnung und Disziplin.
„Olivier", sagte sie streng. „Räume deinen Stuhl etwas weiter zurück. An den Steueranlagen deines Vaters hast du nichts verloren."
„Bäh!" machte der Junge, und aus purem Trotz hieb er auf eine der Sensortasten.
Sandra Bougeaklis stieß einen spitzen Schrei aus. Sie sprang zu Olli-Bolli und riß ihn zurück. Ihre Augen flogen über die Kontrollanzeigen.
Sie hatte genau gesehen, daß der Junge die Taste zum Auslösen eines ständig programmierten Notprogramms berührt hatte. Normalerweise müßte die BASIS jetzt beschleunigen und eine Überlicht-Etappe von zehn Lichtjahren durchführen.
Die Anzeigen signalisierten jedoch nichts.
„Da hast du noch einmal Glück gehabt, du Wurm", schimpfte sie. Sie nahm an, daß Olli die Taste doch nicht richtig berührt hatte, obwohl sie es eigentlich genau gesehen hatte.
„Wie oft soll ich dir noch sagen, daß du deine Schmutzfinger von den Bedienungselementen lassen mußt?"
„Bäh!" sagte der Junge noch einmal und streckte der Frau die offenen Handflächen entgegen. „Meine Hände sind sauberer als deine."
Dann drehte er sich um und stapfte mit beleidigter Miene aus der Zentrale.
Draußen
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