1033 - Schlangenfluch
Inhalt bestand aus einer kleinen Apotheke. Fläschchen, Tabletten, aber auch Einwegspritzen hatten dort ihre Plätze gefunden.
Der Professor nahm zwei Spritzen hervor und drückte sie uns in die Hände. »So, Gentlemen, tragen Sie dieses Gegengift immer bei sich, solange Sie sich mit diesem Fall beschäftigen. Es könnte sein, daß Sie es einmal sehr dringend brauchen. Dieses Serum ist ausgezeichnet und könnte sie retten.«
Wir bedankten uns und steckten die Spritzen ein. Der Professor begleitete uns bis zur Tür seines Instituts und kam auch mit nach draußen. Er blieb stehen und saugte die Luft ein. »Ein herrlicher Morgen«, freute er sich. »Wunderschöner Sonnenschein, warme Temperatur und trotzdem mit einem Hauch von Herbst durchwoben.«
»Bravo, Professor«, lobte ich. »Sie sind ja so etwas wie ein Poet.«
»Das gehört zum Leben.«
Wir verabschiedeten uns per Handschlag. Professor Denning wünschte uns alles Gute und viel Erfolg. »Und geben Sie trotzdem auf die Schlangen acht, Gentlemen.«
»Keine Sorge, das tun wir.«
***
»So sieht also die Person aus, die mir meine alte Freundin Sarah Goldwyn empfohlen hat«, sagte Ada Gilmore und schaute Jane Collins an, die etwas verlegen vor der im Rollstuhl sitzenden alten Dame stand und nicht wußte, was sie darauf erwidern wollte.
Aber Ada Gilmore hatte recht. Den Auftrag hatte Jane eigentlich nur angenommen, weil Lady Sarah sie gedrängt hatte, denn beide alten Damen waren locker befreundet. Nur ging es der Horror-Oma wesentlich besser als der Frau im Rollstuhl.
Dennoch war alles vorbereitet. Die beiden saßen später im Wohnzimmer zusammen, tranken Tee, knabberten Gebäck, und Jane erfuhr auch, um was es ging.
Sie sollte einen Mann suchen. Einen gewissen Peter Gilmore, den Neffen der Frau. Er war einfach nicht aufzutreiben, hatte zumindest Ada Gilmore gemeint. Dabei brauchte sie ihn dringend, denn es ging um ein Testament, und Ada hatte schon einiges zu vererben.
»Deshalb ist es wichtig, daß Peter gefunden wird, Jane.«
»Gibt es denn eine Spur? Wissen Sie, wo er zuletzt gewohnt hat, Mrs. Gilmore?«
»Nein, das weiß ich leider nicht. Er muß aber in ein Haus gezogen sein, mehr ist mir nicht bekannt.«
»Hat er es gebaut?«
»Weiß ich nicht. Kann aber sein. Peter ist nicht unvermögend. Er ist nur ein wenig komisch.«
»Wie meinen Sie das?«
»So genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Er war schon immer ein Einzelgänger. Auch in seiner Kindheit, später in der Jugend, und er ist es als Erwachsener auch geblieben. Peter ging seinen eigenen Weg. Er brauchte kaum Freunde, hatte auch keine, so war er sich eigentlich immer selbst genug.«
»Was tat er denn?« Jane hob die Schultern. »Es ist schwer vorstellbar, daß ein Mensch keine Freunde hat. Er muß doch mit jemand gesprochen haben. Gab es denn keine sozialen Kontakte zwischen Ihrem Neffen und anderen?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Hat er einen Beruf?«
»Tja, die Frage ist schwer zu beantworten.« Ada Gilmore trank einen Schluck Tee, drehte dann den Kopf und schaute aus dem Fenster. »Er hat zumindest damals ein Studium angefangen.«
»Das ist immerhin etwas. Wissen Sie, was er studierte?«
»Nein, Miß Collins, nicht genau. Er interessierte sich immer für die Naturwissenschaften. Ob er sich nun ein Lieblingsfach dort ausgesucht hatte, entzieht sich meiner Kenntnis.«
»Dann haben Sie keinen Kontakt mehr gehabt?«
»So ist es.«
»Gab es Gründe?«
Die Frau im Rollstuhl lachte etwas kieksend. »Nicht von meiner Seite. Peter wollte es nicht mehr. Er war eben der typische Einzelgänger, der auch kein Interesse für seine Verwandtschaft hatte. Peter wollte für sich bleiben und seinen eigenen Interessen nachgehen. Ich habe nicht mehr lange zu leben, das weiß ich. Deshalb mache ich mir Gedanken über das Erbe. Ich möchte meinen Neffen finden, denn ich besitze ein kleines Vermögen. Nicht viel für manche, doch es gibt bestimmt unzählige Menschen auf der Welt, die froh über das Erbe wären.«
»Darf ich fragen, wieviel es ist?«
Ada Gilmore gab sich etwas verlegen. »Nun ja, als Bargeld rund eine halbe Million Pfund.«
»Das läßt sich hören.«
»Es kommen noch einige Aktien und Beteiligungen hinzu, die mir mein Mann hinterlassen hat. Außerdem befinden sich zwei Mietshäuser in meinem Besitz.«
»Das lohnt sich schon.«
»Ja, das meine ich auch.«
»Und Sie wollen alles an Ihren Neffen vererben, obgleich Sie ihn so lange nicht mehr gesehen haben?«
»Er ist
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