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1035 - Sphinx

Titel: 1035 - Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er wieder aufblickte, sah er Sri davonschweben. Um sie herum standen Passanten, Raumfahrer und Extraterrestier auf dem Band - und Srimavo war der Mittelpunkt ihres Interesses.
    Ellmer rannte los. Parnatzel mußte erst seine Beine verlängern, um mit ihm Schritt halten zu können. Sie bewegten sich am Rand des Bandes, das mit der doppelten Laufgeschwindigkeit eines Menschen dahinglitt.
    „Sri!" schrie Jakob Ellmer, als sie das Mädchen allmählich einholten. „Warte auf uns, Sri!"
    Es kam Ellmer in den Sinn, daß er für alle, die ihn beobachteten, ein höchst merkwürdiges Bild bot, aber das war ihm egal. Er sprang aufs Band, kaum, daß er in einer Höhe mit dem Mädchen angekommen war. Sie sah ihn an, verwundert und mißbilligend zugleich. Ellmer rang nach Atem und versuchte, die neugierigen Blicke der Passanten zu ignorieren.
    „Was hast du vor?" keuchte Ellmer.
    Sie blickte in Richtung des Raumhafens.
    „Vielleicht verlasse ich die Erde", sagte sie.
    „Wie stellst du dir das vor?" fragte Ellmer fassungslos. „Man kann diese Welt nicht so einfach verlassen, ohne Ausrüstung, ohne Ziel, ohne Geld."
    „Oh, das macht mir nichts aus", sagte sie ruhig.
    Mit Parnatzels Hilfe zog Ellmer sie vom Gleitband. Der Lärm des Raumhafens war jetzt deutlich zu hören; all die Geräusche vermischten sich zu einem einzigen, und es hörte sich an, als summe dort drüben ein zorniges Rieseninsekt. Ab und zu sanken Raumschiffe wie blauschwarze Federn auf ihren Antigravpolstern herab oder stemmten sich auf ihren unsichtbaren Energiesäulen beinahe lautlos in den Himmel. Ein Mensch, der diese Szenerie erblickte, kam sich unwillkürlich verloren vor, und Jakob Ellmer, der sich vorstellte, Srimavo könnte an Bord eines dieser Schiffe verschwinden, schauderte bei diesem Gedanken zusammen.
    „Du bist nicht von der Erde, was?" brachte er schließlich hervor.
    Völlig unerwartet für Ellmer klammerte sich das Mädchen plötzlich an ihn und hielt ihn umschlungen. Ellmer glaubte sie schluchzen zu hören. Zögernd strich er ihr über das Haar. Es war zum erstenmal, daß sie so reagierte, und es verwirrte den Raumfahrer noch mehr als alles andere, was sie bisher getan hatte.
    „Ich weiß nicht, wohin ich gehöre", murmelte sie erstickt, das Gesicht gegen seine Jacke gepreßt. „Meine Kraft macht mir Angst."
    Ellmer hielt es für das beste, wenn er jetzt schwieg. Er ahnte, daß das, was er gerade gehört hatte, der höchste Vertrauensbeweis war, den er von diesem seltsamen Kind erwarten konnte. Tatsächlich machte sie sich gleich darauf los und sah Ellmer fast zornig an. Ihre Augen waren Abgründe. Zum erstenmal empfand Ellmer das schwarze Feuer, das in der Gegenwart dieses Kindes in seinem Bewußtsein loderte, als schmerzhaft.
    „Wir müssen nachdenken", sagte Ellmer schließlich.
    Sie suchten ein kleines Automatenrestaurant, das kaum besetzt war und ließen sich an einem Ecktisch nieder. Srimavo beachtete Ellmers Rat und hielt den Kopf gesenkt, so daß sich die Aufmerksamkeit der anderen Gäste in Grenzen hielt oder fast ausschließlich auf Parnatzel konzentrierte, der wie das Zerrbild eines Menschen aussah.
    Ellmer drückte Sandwiches mit Ei und Schinken und Kaffee für Srimavo und sich, während Parnatzel, wie immer bei solchen Gelegenheiten, leer ausging. Die beiden Portionen erschienen im Ausgabeschlitz des Tisches, nachdem Ellmer seine Karte auf ein Lichtplättchen gelegt und die Bestellung durchgegeben hatte.
    Der Kaffee war heiß und schmeckte schal. Während Ellmer ihn schlürfte, versuchte er, seine Gedanken zu ordnen und einen Plan auszuarbeiten.
    Schließlich sagte er: „Es ist sicher falsch, dich irgendwo abzugeben, Sri. Du mußt mit den richtigen Leuten zusammengebracht werden."
    Sie blickte ihn über den Tisch hinweg an. Ihre Augen loderten. In diesem Blick lag stumme Verzweiflung, aber auch eine, unheimliche Kraft, die Ellmer erschreckte.
    Es ist eine Krise! dachte er und bewegte sich unruhig auf seinem Sitz.
    Parnatzel beugte sich über den Tisch und stierte aus zwei Stielaugen neidisch auf die Teller. Er murmelte etwas von „Schlemmerei" und ließ sich wieder zurücksinken. Ellmer beachtete ihn kaum.
    „Zunächst", sagte Ellmer leise, „müssen wir alles von dir wissen, kleine Sphinx."
    Die beiden Teller auf dem Tisch kristallisierten. Ellmer wußte nicht, woraus sie bestanden (vermutlich aus Kunststoff), aber er sah, daß sie ihre Farbe änderten und gleich darauf eine Maserung annahmen, als wären sie von

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