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1037 - Gefangene der SOL

Titel: 1037 - Gefangene der SOL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mehr", fuhr Mallagan fort. „Ich fordere Tomason und Tanwalzen auf, die Reparatur der beschädigten Anlagen mit Hochdruck zu betreiben. Um die Arbeitsmoral zu fördern, werde ich in gewissen Bezirken des Schiffes die Frischluftzufuhr abstellen. Ende."
    Zufir murmelte einen Fluch.
    „Dieser Lump schreckt vor keiner Schandtat zurück", sagte er wütend. „Wenn ich mir vorstelle, daß er irgendwo im Schiff eine Gruppe dazu verurteilt, langsam zu ersticken..."
    Er und Gashta sahen sich an.
    „Es könnte unsere Gruppe sein", sagte Gashta.
    Zufir schluckte. Irgendwie hatte er die Möglichkeit, daß eine solche Terrormaßnahme ihn persönlich betreffen könnte, weit von sich geschoben.
    „Natürlich", sagte er langsam. „Es könnte auch unsere Gruppe betreffen. Klar, auch uns könnte es angehen, theoretisch."
    Gashta schluckte und stand auf. Die Eingeschlossenen sahen die Technikerin an, als sie sehr langsam hinüberging zu einem jener Lüftungsschlitze, durch die die Frischluft in die Räume gelassen wurde. Gashta zündete ein Stück Plastikfolie an.
    Der Rauch stieg senkrecht auf und blieb so in der Luft stehen. Aus den Dachschlitzen kam kein Molekül Atemluft mehr.
    „Nicht theoretisch", sagte Gashta mit erstaunlicher Ruhe. „Es betrifft uns."
    Schweigen breitete sich aus.
    Jedermann dachte jetzt die gleichen Gedanken, und jeden befiel die Angst, den einen stärker, den anderen schwächer.
    „Wie lange können wir es aushalten?"
    Gashta vermaß mit den Augen die Räume, die zu der Luftblase gehörten. Es war erstaunlich viel Platz vorhanden - aber er würde nicht ausreichen.
    „Einige Stunden", sagte sie mit heiserer Stimme. „Höchstens einen Tag, dann ist es vorbei."
    Sie kannte sich nicht aus, sie wußte nicht, wie der Tod kommen würde - vielleicht als allmähliches Einschlafen, vielleicht in harter, grauenvoller Form, vielleicht gar als Kampf aller gegen alle um die letzten Atemzüge. Es war eine jener Situationen, die sich der Vorherkalkulierbarkeit entzogen. Auf Augenblicke wie diese gab es kein irgendwie geartetes Training.
    Im Hintergrund begann ein Mann leise zu weinen. Neben ihm saß eine ältere Frau und stieß Verwünschungen an Mallagans Adresse aus. Beides half in dieser Lage wenig.
    Gashta spürte, wie die Angst heiß in ihrem Magen aufstieg und sich als Druck auf die Brust legte. Ihr Atem ging schwer. Sie versuchte, das Gefühl herabzudrücken, es verschwinden zu lassen, aber die Angst war da, und sie blieb.
    Gashta streckte die Hand aus, betrachtete ihre Finger. Seltsam, sie zitterte nicht. Die Angst hatte Gashta fast erstarren lassen. Sie wandte den Kopf und sah Zufir an. Es tat gut, ihn in der Nähe zu wissen, aber auch diese Erleichterung half wenig gegen die immer stärker werdende Angst.
    „Wenn wir ruhig bleiben", sagte Zufir, „verbrauchen wir weniger Sauerstoff."
    „Möglich", sagte einer. „Aber dann werden wir verrückt." Zufir trat an den Interkom. Er stellte eine Verbindung zur Zentrale her.
     
    *
     
    Kommandant Tomason sah den Techniker an. Der Mann machte einen vergleichsweise ruhigen Eindruck.
    Gerade hatte er Tomason erklärt, daß seine Gruppe keinen Sauerstoff mehr von der Klimaanlage geliefert bekam.
    „Ihr seid die einzigen", sagte Tomason. Tanwalzen trat näher. „Wir haben uns schon gewundert, daß sich niemand gemeldet hat."
    „Zufir", sagte Tanwalzen. „Welche Räume umfaßt eure Luftblase?"
    Rasch zählte der Techniker die Räumlichkeiten auf.
    „Dann müßtet ihr eine Bordapotheke erreichen können", sagte Tanwalzen. „Und dort müßtet ihr einen hinreichenden Vorrat an Beruhigungs- und Schlafmitteln finden. Ich schlage vor, daß ihr diese Mittel verteilt - auch damit kann der Luftvorrat gestreckt werden."
    Aus den Lautsprechern kam meckerndes Gelächter. Mallagan verhöhnte seine Opfer.
    „Und dann?"
    Tanwalzen biß sich auf die Lippe.
    „Vielleicht fällt uns etwas ein" sagte er. „Wir werden euch unterrichten."
    Der Techniker fixierte Tanwalzen.
    „Wir können mit den Medikamenten die ganze Gruppe betäuben", sagte er mit erstaunlicher Ruhe. „Aber wenigstens einer von uns muß hellwach bleiben damit die Verbindung nicht abreißt."
    Eine junge Frau, Tanwalzen konnte sich für einen Augenblick nicht an den Namen erinnern, schob sich ins Blickfeld.
    „Das werden wir beide sein", sagte die junge Frau.
    Tanwalzen nickte. Er wußte, was sich hinter dieser Aussage verbarg. Während die anderen körperlich und auch geistig zur Ruhe kommen würden,

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