1037 - Gefangene der SOL
verfiel sie gleichsam zur Panzerung und ermordete ihren Träger durch Stoffwechselvergiftung. Die Hautatmung, die bei Buhrlos in der Atmosphäre ebenso anzutreffen war wie beim Menschen oder Kranen, brach zusammen, wenn sich die Buhrlohaut in einen undurchdringlichen Panzer verwandelte. Der Tod, der diesem Verhängnis folgte, war langsam und qualvoll.
Und genau mit dieser Tatsache spekulierte Surfo Mallagan offenkundig.
*
„Jetzt ist jeder Widerstand zwecklos geworden", sagte Hyhldon. „Gegen diese Erpressung weiß ich keinen Rat mehr."
Tomason machte eine abwehrende Geste.
„Mallagans Frontwechsel gibt uns Zeit", sagte er leise. „Nicht viel, das weiß ich - aber wenigstens Zeit."
„Ein paar Stunden, nicht mehr", stieß Tanwalzen hervor. „Und das zählt nicht angesichts der Bedrohung. Muß ich dich..."
Tomason winkte ab.
Man brauchte ihn nicht an die besonderen Umstände dieses Falles zu erinnern. Sie waren in gewissen Kreisen bekannt und dort Gegenstand ernster Sorgen.
Es gab nur noch sehr wenige Buhrlos - nur dreihundertzwanzig. Und diese Buhrlos waren meist recht alt, dazu gezeichnet von Niedergeschlagenheit, Resignation, Verzweiflung.
Mit den Buhrlos aber stand und fiel die Spoodie-Versorgung des Herzogtums von Krandhor.
Der ganze Machtapparat des Herzogtums stützte sich auf die Hilfe der Spoodies. Die wiederum konnten nur von diesem Schiff mit dieser Erntemannschaft besorgt werden - von eben den Buhrlos, deren Leben nun von Surfo Mallagan bedroht wurde.
Tomason sah, wie Zia Brandström die Hände bewegte. Sie deutete eine Explosion an.
Tomason machte eine Gebärde des Unwillens.
„Keine weiteren..."
„Warum nicht?" fragte Tanwalzen leise. „Wir müssen ihn beschäftigen - allein schon, um die Buhrlos in Sicherheit bringen zu können."
„Ausgeschlossen", wehrte Tomason ab. „Mit den Buhrlos wird nicht herumexperimentiert."
„Haben wir andere Möglichkeiten?" fragte der High Sideryt. „Entweder kapitulieren wir, oder wir leisten Widerstand. Sollte Mallagan seinen aberwitzigen Plan durchführen können und das Orakel tatsächlich angreifen, dann ist - man verzeihe diesen gräßlichen Ausdruck - das Leben der Buhrlos ohnehin nicht mehr viel wert. Ohne die Hilfe des Orakels..."
„Das sagt natürlich ein Orakeldiener", bemerkte Tomason spitz. „Einer von denen, die Zutritt haben zum Orakel - wir dürfen bekanntlich nicht zu ihm."
„Für diese Tatsache gibt es gute Gründe", sagte Tanwalzen trocken. „Ich wiederholte: Ohne die Hilfe des Orakels, ohne die Spoodies, ist das Herzogtum in seiner jetzigen Ausdehnung nicht erweiterbar, vielleicht nicht einmal konsolidierbar. Wenn Mallagan sich tatsächlich an den Buhrlos vergreift, oder wenn er sich am Orakel vergeht - in jedem Fall trifft er das Herzogtum am Lebensnerv."
„Das braucht man mir nicht zu sagen", knurrte Tomason. „Niemand weiß das besser als ich."
Ein Offizier kam mit einer Botschaft. „Wir haben versucht, eine der kleineren Schleusen zu öffnen, durch die man Reparaturtrupps entläßt.
Sie sind verriegelt worden, man kann sie von Hand nicht mehr öffnen."
Tomason stieß ein Knurren aus. Auch damit hatte er gerechnet. Die Lage hatte sich nach den äußeren Gegebenheiten völlig umgedreht - sie war aber um keinen Deut besser geworden.
„Wo stecken diese Betschiden?"
„Sind auf dem Weg zu uns", berichtete Hyhldon. „Sie hatten sich bereits zum Mittelteil durchgeschlagen."
Tomason sah Tanwalzen an.
„Keine Schnüffler, keine Saboteure", sagte er hart „Nur ganz normale Solaner-Nachkommen. Diese beiden schnüffeln dort herum, wo sie nichts zu suchen haben, der dritte überwältigt SENECA."
„Damit haben wir nichts zu tun", entgegnete Tanwalzen scharf „Oder soll hier die Loyalität der Techniker und Orakeldiener in Zweifel gezogen werden?"
„Selbstverständlich nicht", sagte Tomason begütigend. „Verzeiht mir."
Tanwalzen machte eine heftige Geste.
„Es ist vergessen", sagte er. „Was wir in dieser Lage brauchen, ist Zusammenarbeit."
Hyhldon machte eine Geste der Zustimmung.
„Zusammenarbeit", meinte er. „Das hört sich gut an. Es fragt sich aber, was wir überhaupt tun sollen?"
Damit war die kurze Unterhaltung wieder beim Kernproblem angelangt. Was konnte getan werden, um aus dieser entsetzlichen Zwickmühle herauszukommen?
„Wir müßten kämpfen", sagte Tanwalzen nachdenklich. „Wenn wir den Buhrlos einen Weg in den freien Raum bahnen, dann müssen wir diesen Weg gegen Mallagan
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