1037 - Zurück aus dem Jenseits
blitzschnell mit dem rechten Fuß aus und trat gegen ihre Beine.
Jamina fiel. Fit war sie längst nicht. Der Fall drückte wieder die Schmerzen durch ihren Kopf, und sie wäre noch einmal mit ihm aufgeschlagen, hätte sie sich nicht durch eine reflexartige Bewegung soeben noch abstützen können.
Für einen Moment lag sie auf der Seite, was dem Henker nicht gefiel. Er drückte ihr den Fuß gegen den Körper. Jamina rollte auf den Bauch. So mußte sie liegenbleiben, denn sie spürte den Fuß des Mannes wie ein Stück Eisen im Rücken.
»Nicht bewegen!« flüsterte er rauh. »Rühr dich nicht. Es kann nur dein Vorteil sein. Manchmal lasse ich mir gewisse Dinge einfallen, die mir gerade in den Kopf kommen. Noch halte ich mich zurück. Versprechen allerdings kann ich nichts.«
Die Frau schwieg. Ihr Kinn berührte den Boden. Den Kopf hatte sie leicht angehoben. Sie wollte atmen können und nicht mit den Lippen auf den Holzbohlen liegen.
Der Druck in ihrem Rücken verschwand. Dafür meldeten sich die Schmerzen im Hinterkopf zurück. Dieses harte Stechen verschiedener spitzer Gegenstände.
Sie bekam auch mit, daß sich der Killer neben ihr bewegte. Dann wanderte etwas über ihren Rücken hinweg. Ein harter Gegenstand, mit dem sie nicht zurechtkam. Erst als Jamina den Druck im Nacken spürte, wußte sie Bescheid.
Es war die Mündung der Waffe, die der Mann gegen ihr Fleisch gedrückt hatte.
»Spürst du es?« fragte er lachend.
Sie schwieg. Es tat weh. Daran wollte sie nicht denken. Ihr Kopf war mit anderen Gedanken gefüllt, und mit einer leisen, kaum verständlichen Stimme fragte sie: »Warum soll ich sterben?«
»Du weißt es nicht?«
»Nein – nein…«
»Dann will ich es dir sagen. Es ist beschlossene Sache, daß du nicht mehr leben sollst. Du bist eine Verbündete der alten Psychonauten-Hexe. Und genau sie hassen wir. Verstehst du? Wir hassen diese Hexe, die es einmal gegeben hat und jetzt wieder gibt. Wir haben uns wieder gefunden, um euch zu jagen.«
»Wer ist denn wir?«
»Das ist egal. Wir sind nicht von hier. Wir stammen aus einem anderen Land. Lange haben wir nichts mehr von uns hören lassen, aber jetzt sind wir wieder da. Es hat einige Vorgänge in der Vergangenheit gegeben, die uns nicht gefallen können. Du und andere Psychonauten haben sich wieder aus ihren Verstecken hervorgetraut. Wie ist das noch gewesen, als plötzlich die UFOs erschienen, um euch zu holen?«
»Davon weiß ich nichts.«
»Aber wir haben es erfahren, Jamina. Wir sind besser als viele andere Menschen – klar?«
Jamina wußte nichts zu fragen. Es war ihr alles zuviel. Ein Gebäude stürzte über ihr zusammen, und sie fühlte sich wie darunter begraben.
Etwas anderes stellte sich ebenfalls ein. Durch ihren Kopf strahlten Hitzewellen. Sie waren wie eine sich bewegende Glut, die nichts ausließ.
Jamina wußte, daß es mit ihrem dritten Auge zusammenhing. Es meldete sich auf seine Weise. So konnte es geschehen, daß sich ihre Sinne schärften. Die normale Angst trat etwas in den Hintergrund zurück. Dafür nahm sie die Umgebung schärfer wahr. Nicht die sichtbare, sondern die Dinge, die das sichtbare Feld abstrahlte.
Sie roch das Holz und den leichten Wachs, mit dem die Dielen eingefettet waren. Auch die Nähe des Teppichs nahm sie wahr. Sie roch das Tier, das seine Wolle für diesen Gegenstand gegeben hatte. Zugleich nahm sie noch etwas wahr.
Feuer!
Ein Brand.
Qualm und Rauch…
Nicht hier. In ihrem Haus brannte nichts. Dennoch war der Geruch derartig intensiv, als läge sie mitten in dieser Insel aus Feuer und Rauch und würde einfach wegtreiben. Die Augen brannten plötzlich. Den Mund hielt sie weit offen. Als sie die Luft einatmete, spürte sie ein Brennen im Hals.
Er war da. Aber er war nicht zu sehen. Der Geruch befand sich auf dem Weg zu ihr. Er wurde von jemand gebracht, und sie merkte plötzlich, wie intensiv ein gewisser Ausschnitt auf ihrer Stirn anfing zu brennen und zu glühen.
Das dritte Auge entstand, und Jamina schaute damit nicht in die Gegenwart hinein, sondern in die Vergangenheit. Oder war es doch die Gegenwart?
Denn sie war da – Marianne!
Die Psychonauten-Hexe kehrte zurück. Sie war nicht tot, obgleich die Kugel in unzählige Stücke zerbrochen war. Sie befand sich auf dem Weg, sie war der Schutz.
»He, he!« Die Stimme des Killers unterbrach ihre Gedanken. »He, was hast du?«
Jamina schwieg.
Sie hörte den Mann fluchen. Er kniete noch immer neben ihr, und auch seine Waffenmündung
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