1038 - Der Seelen-Kerker
dann haben wir die Lösung, John.«
Durch mein Nicken gab ich Suko recht, stellte aber an den Abbé die Frage. »Hast du noch mehr in den alten Unterlagen über ihn gefunden, was wichtig sein könnte?«
»Nein, schon gar nichts, was seinen Tod angeht. Er war plötzlich nicht mehr da. Man ging wohl davon aus, daß der Vatikan ihn zurückgeholt hat. Seine Aufgabe war ja erledigt. Er hat hier eine verdammte Mordspur hinterlassen und die Abweichler sehr geschwächt. Zumindest sind die Ideen der Albingenser und Katharer nicht weiter in den Norden vorgedrungen. Es dauerte zudem nicht lange, da fingen die Albingenser-Kriege an, und da waren die großen Greuel an der Tagesordnung.«
Da sagte mir der Abbé nichts Neues. Ich selbst war durch eine Zeitreise in die Vergangenheit mitten hinein in diesen Krieg geraten, als ich auf der Suche nach dem Ursprung des Namens Sinclair gewesen war.
»Fakt ist, daß er jetzt wieder vorhanden ist und wir mit ihm rechnen müssen«, sagte Suko. »Wenn alles stimmt, was ich hier gehört habe, muß ich davon ausgehen, daß die Morde wieder beginnen. Diesmal vielleicht aus Rache, denn die Zeiten haben sich geändert. Es gibt diese alten Gruppen offiziell nicht mehr.«
»Aber es gibt die Templer«, sagte der Abbé.
Ich horchte auf. »Glaubst du, daß er sich nun gegen euch wenden wird?«
»Aus Spaß habe ich das nicht gesagt. Ich rechne damit, und ich möchte, daß ihr ebenfalls die Augen offenhaltet und in meiner Nähe seid, wenn ich ihn stelle.«
»Ho, was ist das denn? Du willst dich ihm stellen?«
»Ich bin nicht feige.«
»Wie denn?« fragte Suko.
»Indem ich den Ort besuche, den wir vorhin auf dem Film gesehen haben. Ich weiß ungefähr, wo wir mit der Suche anfangen müssen. Aber da gibt es noch Alexandre Capus. Wenn wir ihn gefunden haben, wird er uns auch hinführen können.«
»Nicht schlecht gedacht«, gab ich zu.
»Dann seid ihr also damit einverstanden?«
»Was sollten wir sonst sein?« fragte ich lachend und schlug auf das Leder der Sessellehne. »Wann sollen wir starten?«
Bloch dachte nach. »Das ist wirklich ein kleines Problem«, gab er zu.
»Warum?«
»Ich habe mich eigentlich auf Capus verlassen. Er wollte auch noch mal anrufen, aber er hat es nicht getan. Das beunruhigt mich.«
»Wenn der Krug nicht zum Brunnen geht, muß der Brunnen eben zum Krug gehen. Du kennst seine Adresse, denke ich mir. Also fahren wir zuerst zu ihm.«
»Das ist vielleicht das beste.«
»Wie sieht es mit einem Auto aus?«
»Ich habe mir einen Leihwagen besorgt. Er steht in der alten Garage neben dem Haus.«
»Aber du bist nicht selbst gefahren?«
»Nein, das habe ich Bruder Lionel überlassen. Er weiß übrigens nichts von dieser Sache. Ich möchte auch nicht, daß er eingeweiht wird. Aus diesem Grunde habe ich ihn fortgeschickt und…«
Mit einem scharfen, fast hektischen Klang meldete sich plötzlich das Telefon.
Für einen Moment waren wir alle wie erstarrt, dann drehte sich der Abbé herum. Sein Blick traf den Apparat, als wollte er ihn hypnotisieren. »Das ist er.«
»Capus?«
»Genau, John.«
»Dann heb ab.«
Der Abbé zögerte noch. Er sah aus wie jemand, der sich vor einer bestimmten Sache fürchtet und es trotzdem nicht erwarten kann, eine Nachricht zu hören. Schließlich bewegte er sich schnell. Die Hand faßte wie eine Klaue nach dem Hörer. »Ja, wer ist da?«
Suko und ich hörten eine schnell sprechende Männerstimme, die sich beinahe überschlug. Der Abbé hatte Mühe, den Anrufer zu beruhigen. Einige Male sprach er dabei auch dessen Namen aus. Es war Alexandre Capus.
Sehr lange dauerte das Gespräch nicht. Bloch versprach dem Mann einige Dinge, legte auf und holte tief Luft.
»Wie geht es weiter?« fragte ich.
»Capus ist in Paris!« Der Abbé lächelte knapp. »In seiner Wohnung. Er mußte einfach zurückkehren. Nur gut, daß ich ihm diese Telefonnummer hier gegeben habe.«
»Konnte es denn besser laufen?« fragte ich.
Damit war der Abbé nicht zufrieden. »Keine Ahnung, John, ob es hätte besser laufen können. Wie ihr schon gehört habt, ich habe mit ihm gesprochen. Alles klar. Trotzdem bin ich mir unsicher, denn ich hörte aus seiner Stimme die Angst hervor, mit der er zu kämpfen hatte. Ja, er leidet noch unter seiner Angst vor dieser Ausgeburt der Hölle. Capus hat es zwar nicht direkt gesagt, ich aber habe den Eindruck, daß er sich verfolgt fühlt. Und auch in seiner Wohnung kann er nicht sicher sein. So etwas merkt man einfach.«
»Will er
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