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1038 - Der Verräter von Kran

Titel: 1038 - Der Verräter von Kran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Transformation einer archaischen Melodie von Cordos-Lysk dar, dem Heimatplaneten der schweigsamen, düsteren Lysker.
    Die Sinfonie war mehr als jede andere Art akustischer Untermalung geeignet, ebenso uralte Bewußtseinsinhalte - sogenannte archetypischen Relikte - in den Kranen wachzurufen.
    Dieser zweite Teil der Versuche, den Verräter zu finden, war auf den Sektor beschränkt, in dem die Herzöge wohnten.
    Kein anderer Krane des riesigen Nestes sollte Schaden nehmen.
    Auch kein Angehöriger der Hilfsvölker.
    Das Nest, Heimatbasis für fünfzehntausend Schiffe, war inzwischen bis auf die Rumpfmannschaft der Stammbesatzung leer.
    Durch die Wandungen hallte trotz der schweren Isolierung das dumpfe Dröhnen der lyskischen Melodien. Die Mähnen der Kranen, die undeutlich dieses Rumoren hörten, sträubten sich, als stünden sie unter Hochspannung. Was auch immer die Besatzung des Nestes dachte - keiner von ihnen hielt dies alles für Spielerei. Verrat am Orakel war ein Sakrileg. Auch Mord war ein nicht vorstellbarer Verstoß gegen alles, das Kranen etwas bedeutete. Die Versuche, den Verräter zu finden, waren mehr als Selbstquälerei, die Gedanken daran hinterließen ätzend scharfes Unbehagen.
    Trotzdem mußte diese Arbeit getan werden.
    Ununterbrochen drangen die fremdartigen Klänge in lastender Schwere aus den Lautsprechern.
    Dann schaltete sich die Stimme des Nestcomputers in die Darbietung ein. Sie zitierte langsam lange Passagen aus den gesammelten Grundsatzausführungen des Orakels und passende Passagen aus uralten Schriften des Krandhor-Systems. Jeder Text war vom Computer selbst aus dem Bibliotheksspeicher des Nestes herausgesucht worden. Die Worte und Sätze mochten alt sein, und auch die Hochsprache tat einiges dazu, daß sie altertümlich wirkten, aber sie wiederholten nur, was innerste Gedanken aller Kranen waren. Gerechtigkeit wurde angesprochen, Treue gegenüber den Prinzipien, die als richtig und wertvoll erkannt worden waren, Treue zum Orakel, das erst den beispiellosen Aufstieg dieses Sternenvolks ermöglicht hatte.
    Zusammen mit der Musik der Lysker schlugen die Worte wie Geschosse ein. Nicht wie es der Computer ausdrückte, sondern was er ausgewählt hatte, erinnerte jeden Kranen daran, daß er sich selbst gegenüber, sozusagen, einen Treueeid abgelegt hatte.
    Möglicherweise hilft die Musik den Worten, und das Gas in der Luft hilft uns allen, den Verräter zu finden.
    Seltsam, dachte Aljaka schweigend, daß niemand von uns denkt, daß sich das Orakel irren könnte!
    Sie verzichtete darauf, ebenso wie der Zweite Überprüfer Ciryak, die Herzöge zu beobachten. Sie wollten sich nicht am Zustand der drei Männer weiden.
    Nach zwei Stunden der ununterbrochenen und lauten Darbietung des Computerprogramms befanden sich die Herzöge in einem Zustand, den sie bisher nicht kennengelernt hatten. Herzog Gu hatte alles versucht.
    Die Augen zu schließen, um die hypnotisierenden und krankmachenden Lichteffekte der Beleuchtung und der Bildschirme nicht zu sehen, war leicht. Die Krallen in die Gehöröffnungen zu rammen, um den Klängen und den ununterbrochenen Anklagen heraus schleudernden Lautsprechern zu entgehen, half nichts. Die Wände und der Boden vibrierten mit und verstärkten die Schallwellen. Es war sinnlos, Stücke der Einrichtung nach den Bildschirmen zu werfen, ebenso brachte es keinen Erfolg, mit harten Gegenständen zu versuchen, die Leitungen aus den Wänden zu reißen. Herzog Gu sah sich der Folter ausgesetzt, dem hallenden Chaos der niederdrückenden Musik und der großen Worte aus längst vergessenen Schriften.
    Er kauerte auf einer Sitzmatte, hatte den Oberkörper nach vorn gekrümmt und versuchte, seinen Verstand zu kontrollieren. Er versuchte ebenso, seine Umgebung zu ignorieren und sagte sich immer wieder vor, daß er von geistiger Gesundheit war, stabil und in der Lage, die Qual zu ertragen.
    Der Körper des Herzogs war hart, jeder Muskel bis zum Bersten angespannt. Die Krallen traten weit aus den Endgliedern hervor und bohrten sich in die Haut. Gu hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und klammerte sich an den Schultern fest. Seine Mähne war schweißnaß, als habe Gu seinen Kopf ins warme Wasser gehalten. In Gu tobten Wut, Enttäuschung, ungerichtete und ziellose Aggression und einige andere Stimmungen. Es gab keinen greifbaren Gegner. Hätte sich einer gezeigt, würde Gu ihn angegriffen haben, allein deshalb, um seine unerträgliche innere Spannung explosionsartig loszuwerden.
    Ein

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