1038 - Der Verräter von Kran
werden die Belästigungen augenblicklich aufhören. Die Herzöge kennen die Befehle des Orakels. Nur rückhaltslose Ehrlichkeit vermag die Fortsetzung der Prüfungen zu verhindern."
Zapelrow hatte seine Selbstsicherheit wieder zurückgewinnen können. Er rief in die Richtung des größten Bildschirms: „Das Orakel irrt! Die Anschuldigungen entbehren jeder Grundlage. Keiner von uns ist ein Verräter."
„Die Informationen aus dem Wasserpalast lauten anders!" beharrte der Nestcomputer.
„Wir haben keine Gelegenheit gehabt, unsere Unschuld beweisen zu können!" schrie Herzog Carnuum aufgebracht. Sofort erwiderte die Computerstimme: „Ihr zieht es vor, euren Standpunkt ohne Zeugen kundzutun? Einverstanden. Zieht euch in eure Kabinen zurück!"
Carnuum und Zapelrow verständigten sich mit einem schnellen Blick. Ein letztes Zeichen des Einverständnisses, das jahrzehntelang zwischen ihnen geherrscht und die Basis der Zusammenarbeit gebildet hatte.
Sie befanden sich im Moment in der Kabine, die Herzog Gu „bewohnte." Schweigend zogen sie sich aus diesem Bereich zurück und wußten, daß jede noch so winzige Bewegung von ihnen vom Computer und anderen Beobachtern registriert wurde. Zuerst schloß sich hinter Carnuum die Zwischenwand, dann schob sich zwischen Carnuum und Zapelrow die zweite Metallwand in die Höhe.
Jeder von ihnen war wieder allein und im Bann seiner eigenen Gedanken gefangen.
Und kaum waren die Herzöge voneinander getrennt, fing der Computer wieder zu arbeiten an.
Eine flüsternde, eindringliche Stimme, durchdringend und unbestimmt, sprach auf die Herzöge ein.
Jeder Herzog wurde einzeln angesprochen. Was der Computer jetzt berichtete, war nichts anderes als eine Zusammenfassung des Lebenslaufs. Die Schilderung war eine raffinierte Mischung zwischen Wahrheit und Spekulation. Einzelne Vorfälle wurden im Sinn des Orakel-Vorwurfs verzerrt. Jede einzelne Abweichung von der Norm wurde mißdeutet und als Indiz dafür gewertet, daß der Betreffende Kontakte zur Bruderschaft aufgebaut hatte.
Die Informationen und Daten über Jahrzehnte des Lebens waren lückenlos.
Nur das Orakel konnte diese Datenflut gespeichert haben und auf diese perfide Art und Weise auswerten. Auf jeden Herzog prasselten Vorwürfe herab, die kaum jemals entkräftet werden konnten. Einerseits war es sinnlos und unmöglich, zu antworten, denn es gab keine Verbindung zwischen dem Nestcomputer und den Kabinen. Die Leitungen funktionierten nur in einer Richtung. Andererseits vermochte keiner der Männer zu sagen, mit wem er wirklich vor zwanzig Jahren und aus welchem Grund gerade dieses Gespräch geführt hatte, auf das der Nestcomputer jetzt anspielte. Jede Zufälligkeit wurde zu einer fast kriminellen Handlung. Unzählige Verdachtsmomente tauchten auf. In der Erinnerung der Herzöge wurden sie fast ebenso real, wie der Computer es ihnen vorwarf.
Anscheinend hatten sie tatsächlich in vielen Fällen mit Angehörigen der Bruderschaft gesprochen, ohne es zu wissen.
Es war und blieb unmöglich, die Wahrheit festzustellen.
Der Nestcomputer stellte laut und erbarmungslos weiterhin Verdächtigungen auf und bezichtigte jeden der drei Herzöge der Zusammenarbeit mit der Bruderschaft.
Nach zwei Stunden waren sowohl Carnuum als auch Gu und Zapelrow bereit, zuzugeben, daß sie Kontakte zur Bruderschaft gehabt hatten.
Aber keiner der Kontakte war von ihnen gewollt und als solcher erkannt worden!
Die gasförmigen Partikel des Mittels, das ihr Geständnis provozieren oder erleichtern sollte, befanden sich noch immer in der Atemluft.
Zuerst brach Herzog Gu zusammen. Er kippte besinnungslos von der Sitzmatte, auf der er unbeweglich und förmlich erstarrt gekauert hatte.
Dann schlief Herzog Zapelrow mitten unter den Vorwürfen des Nestcomputers ein. Die Erschöpfung hatte ihn überwältigt. Als letzter reagierte Carnuum auf den mörderischen Druck des einseitigen Verhörs. Er wollte den Raum verlassen und sank vor dem großen Schott in sich zusammen.
Die Stimme des Computers sprach unablässig weiter.
5.
Zweiter Überprüfer Ciryak und Kommandantin Aljaka betrachteten die erschütternden Bilder aus den Kabinen der Herzöge.
„Die Herzöge werden einer Folter ausgesetzt die wahrhaftig erbarmungslos ist. Zwei von ihnen leiden unschuldigerweise."
„So war es vom Orakel beabsichtigt", antwortete Ciryak. „Die Herzöge haben eine erstaunliche Widerstandskraft."
„Es sind Männer, die jede Krise meistern können. Auch solche, die
Weitere Kostenlose Bücher