1038 - Der Verräter von Kran
denen ihr etwas versteht."
Störrisch signalisierte der Ai: „Wir werden erleben, wer der Verräter ist!"
„Ganz sicher", gab Shere Tak trocken zurück. „Aber nicht deshalb, weil die Mousuren die Herzöge in Angst und Schrecken versetzt haben. Los, macht keinen Unsinn!"
Er lachte kurz auf, um die Lage weiter zu entspannen und sah dann schweigend zu, wie sich der wild durcheinander quirlende Haufen in die Richtung auf die Wohnquartiere und die Werkstatthallen entfernte. Als die Prodheimer-Fenken und der Gleiter um die letzte Biegung des Korridors verschwunden waren, entspannte sich der Tart. Die Situation war wieder unter Kontrolle.
Wie lange noch?
Er stapfte zurück in die Zentrale und kauerte sich auf die Kante eines Arbeitspults.
„Das war's, Chef", sagte er.
„Das war der erste Zwischenfall, der nicht von uns gesteuert wurde", bemerkte Aljaka.
„Seht auf die Schirme. Herzog Zapelrow ist wieder bei Besinnung. Das verdammte Programm geht weiter."
Der Tart warf einen Blick auf das Nestchronometer.
„Ich gehe in meine Kabine und schlafe ein, zwei Stunden. Wenn du mich brauchst, Ciryak, dann weißt du, wo ich zu finden bin."
Der Krane nickte und deutete einen Gruß an. Shere Tak machte auf dem Weg zu seiner Kabine mehrere Umwege und war einigermaßen beruhigt. Er stellte fest, daß im Augenblick die Ruhe herrschte, die sich die Kommandantin wünschte. Aber diese Ruhe war außerordentlich brüchig.
Noch immer war der Verräter nicht gefunden.
*
Jeder Muskel seines Körpers schmerzte, als wären die Adern mit flüssigem Feuer gefüllt.
Schmerz tobte im Körper und machte das Denken fast unmöglich. Jede Bewegung beantwortete die geschundene Muskulatur mit einem Stechen, das aus den Lungen des Herzogs die Luft herauspreßte. Keuchend und stöhnend richtete sich Zapelrow auf, blickte sich blinzelnd um und klammerte sich an den Kanten von Einbauten fest. Mit kleinen Schritten tastete sich der Herzog quer durch den Raum bis zu einer Liege und ließ sich schwer darauf fallen. Einige Minuten lang lag er ausgestreckt und zwang sich dazu, seine Lage zu überdenken und kühl zu analysieren. Nur ganz langsam beruhigte sich der Körper, ebenso langsam klärte sich der Verstand. Die Schmerzen ließen nach.
Herzog Zapelrow versuchte, wieder ganz zu sich zu kommen. Nur dann würde er die nächste Phase überstehen.
Er hatte keine Ahnung, was noch alles auf ihn und seine beiden Mitregenten zukommen würde. Er trank einige Becher eines aufbauenden Getränks, das ihm von der Zentralversorgung des Nestsystems geliefert wurde. In der Sanitärzelle ließ er sich vom gesamten Programm erfrischen. Es erstaunte ihn, daß der Nestcomputer dies zuließ. Eine Fehlprogrammierung?
„Das Orakel, mein Freund und Herrscher", meinte Zapelrow leise. Er zog seine verschwitzte Kleidung an und schleppte sich zum Tisch. Er schaltete den Recorder, sein Tagebuch ein.
„Ich hasse Gu und Carnuum", sagte er schleppend. „Sie zwingen mich, den letzten Rest an Würde aufs Spiel zu setzen, der mir geblieben ist. Keiner von uns gibt zu, der Spion zu sein. Ich bereite mich jetzt vor", er hob den Kopf, fixierte die Zahlen einer computergesteuerten Uhr und nannte die genaue Zeit, „die nächste Stufe der Folterung über mich ergehen zu lassen.
Eines ist sicher: Die drei Herzöge haben im Nest der Ersten Flotte nicht einen einzigen Freund oder Verbündeten, denn sonst würden die Befehle des Orakels nicht mit dieser perfiden Pünktlichkeit befolgt werden. Ich weiß nicht, wieviel Zeit mir noch bleibt - ich rechne damit, daß wir noch heute gezwungen werden, etwas zuzugeben, was undenkbar scheint."
Herzog Zapelrow schaltete den Recorder aus und nahm auf der Sitzmatte Platz. Die Kabine war strahlend hell ausgeleuchtet. Die Trennwände zwischen den Kabinen befanden sich an Ort und Stelle.
Zapelrow wartete auf den kommenden Schock. Er brauchte nicht lange zu warten.
*
Das Nest schien unter dem Alarm förmlich zu beben. Sämtliche Einrichtungen, von denen die Besatzungsmitglieder gewarnt werden konnten, befanden sich in hellem Aufruhr. Der Nestcomputer ließ Hörner, Summer und Sirenen arbeiten, schaltete sämtliche roten, gelben und orangefarbenen Lampen ein und betätigte ununterbrochen die Sicherheitseinrichtungen. Schotte öffneten sich in diesem Teil des Nestes, schlossen sich in einem anderen. In einer sorgsam ausgewählten Folge und auf Bildschirmen, zu denen die großen Projektionsflächen in den Kabinen der
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