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104 - Leichenparasit des Geflügelten Todes

104 - Leichenparasit des Geflügelten Todes

Titel: 104 - Leichenparasit des Geflügelten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Ledertasche, die er außer seinem Bordcase bei
sich trug.
    Mechanisch griff er dann nach dem silbernen
Zigarettenetui, das in der Brusttasche steckte.
    Er klappte es auf und wollte eine seiner
Selbstgedrehten herausnehmen, aber das Etui war leer.
    Die Eile, in der er New York verlassen, und
die Intensität, mit der er die Fall-Unterlagen studiert hatte, beeinträchtigten
während nahezu sechs Stunden das Rauchen, wodurch er das Nachfüllen vergaß.
    Er tastete nach dem Lederbeutel mit dem
streng riechenden Spezialtabak, der von Zeit zu Zeit per Luftfracht aus Rußland
in der Zollstation des Kennedy Airport eintraf.
    Das aber war auch schon alles, was man über
die Herkunft des berühmtberüchtigten Tabaks wußte, den Kunaritschew für sein
Leben gern rauchte.
    Andere - selbst starke Raucher - konnten
dieses Lebensgefühl des Russen nicht mit ihm teilen.
    Sie erlitten Husten- oder gar Erstickungsanfälle,
beschwerten sich über den »penetranten Gestank«, den die Zigaretten angeblich
verbreiteten, und hatten den selbstgedrehten Schwarzen auch den Beinamen
»Vampirkiller« verliehen. Das träfe, meinten sie, den Nagel auf den Kopf, denn
ein deutlicher Knoblauchgeruch sei ihnen nicht abzusprechen.
    Ob dem Tabak nun
tatsächlich Knoblauch beigemischt war oder nicht, darüber schwieg Iwan ebenso
hartnäckig, wie über die ganze Rezeptur.
    Der Mann an seiner Seite räkelte sich und zog
plötzlich schnuppernd die Nase in die Höhe.
    Er hob die Augenbrauen. »He ?« machte er sich verwundert bemerkbar und wirkte plötzlich sehr wach und vital.
    Den Passagier an seiner Seite schätzte
Kunaritschew weit über siebzig. Der Mann hatte schlohweißes, aber noch dichtes
Haar, seine Haut war blaß und
    wirkte papierdünn, als wäre Pergament über
die Knochen gespannt.
    Der Fremde war extrem hager, und der helle
Anzug schlotterte um seinen Körper.
    »Was haben Sie denn da ?« Der Nachbar richtete sich auf. Seine Augen blickten klar, und ein Ausdruck von
Verwunderung und Neugier zeichnete sein schmales Gesicht.
    »Tabak«, gab Iwan bereitwillig Auskunft.
    »Der riecht phantastisch! Darf ich noch mal
schnuppern ?«
    »Klar doch, gern .« Kunaritschew hielt den Lederbeutel dem Mann an seiner Seite unter die Nase. Der
atmete tief ein.
    »So etwas habe ich schon lange nicht mehr
geschnuppert... Russischer Tabak, nicht wahr ?« Seine
Augen leuchteten, als Iwan nickte.
    »Waren Sie mal in Rußland, Towarischtsch ?« erkundigte sich X-RAY-7, während er seine Tasche zu
durchsuchen begann.
    »Ja, aber das ist schon viele Jahre her. Mehr
als fünfundzwanzig, genau genommen. Ich nahm an einer Exkursion amerikanischer
Wissenschaftler durch das Land teil. Damals habe ich noch viel geraucht. Seit
einigen Jahren aber rühre ich keine Zigarette mehr an. Der Arzt hat es mir
verboten .«
    »Und dann sitzen Sie bei den Rauchern ?« wunderte sich Iwan.
    Der alte Mann lächelte dünn und zuckte
verlegen die Achseln. »Aus alter Gewohnheit, verstehen Sie? Ich schnuppere gern
mal hinein ...« Plötzlich trat ein verwegener Ausdruck in seine Augen. »Als ich
damals in Rußland war, rauchte ich wie ein Schlot und brachte mir auch ’ne
Menge Zigaretten mit. Unheimlich stark waren die .«
    »Sie sind’s noch immer .«
    »Wenn man von der Farbe des Tabaks auf den
Geschmack schließen kann, muß ich Ihnen recht geben. Sie drehen selbst, nicht
wahr? «
    »Ja. Ich fürchte nur, heute wird nichts mehr
daraus .«
    »Warum nicht ?« wunderte sich der Alte.
    Iwan Kunaritschew seufzte. »Ich hab’ das
Zigarettenpapier vergessen ...«
    »Macht doch nichts ... Einen Tabak wie diesen
- grobgemahlen und schwarz - kann man auch anders rauchen. So haben wir’s auch
getan. Echter russischer Machorka! Also davon müssen Sie eine anzünden ...
Moment !«
    Er griff ins Seitenfach seines Bordgepäcks
und zog eine zusammengefaltete Zeitung hervor. Mit flinken Fingern riß er ein
quadratisches, nicht zu großes Stück heraus und reichte es an Kunaritschew
weiter.
    »Nehmen Sie das, als Ersatz für
Zigarettenpapier. Zeitungen kann man auch nehmen .«
    Das war Iwan nicht neu. Auch so hatte er
schon seinen Machorka geraucht. Aber er wäre nie auf die Idee gekommen, dies an
Bord eines Flugzeugs zu tun.
    X-RAY-7 bedankte sich und begann sich eine
Zigarette zu drehen. Sie fiel ziemlich dick und lang aus.
    Er zündete sie an und tat den ersten Zug.
    »Nicht schlecht, nicht wahr?« Der alte Mann
hob die Augenbrauen, und ein verschmitztes Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Mhm«,

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