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1041 - Der Rächer

1041 - Der Rächer

Titel: 1041 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anzünden, und du wirst wie Zunder brennen. Na – ist das was?«
    Erst jetzt wurde dem gefesselten Pfarrer klar, daß er tatsächlich in großer Gefahr schwebte. Aus seinen Augen verschwand der schwammige Ausdruck. Sie klärten sich wieder, und dem Mann wurde plötzlich bewußt, daß er sich in der Gewalt eines anderen befand, der tatsächlich sein Leben wollte. Damit kam der Pfarrer nicht zurecht. Er fing an zu zittern. Er hatte Angst, er wollte sich bewegen, doch die Stricke waren zu stark festgezurrt worden. So kam er von dem hohen Grabstein nicht weg, und seine Beine zuckten nur einige Male.
    Shannon war etwas zurückgetreten. Er beobachtete den alten Mann amüsiert, aber mit eiskalten Blicken. »Gib dir keine Mühe, Pfaffe, ich habe mich einmal entschlossen, und ich bleibe dabei. Ich habe meine Familie schreien hören, als sie vom Feuer gefressen wurde. Und ebenso will ich dich schreien hören, hast du verstanden?«
    »Nein…«
    Shannon schwieg. Nur die Mundwinkel verzogen sich verächtlich, als er die Angst in den Augen des Pfarrers sah. Seine Worte waren so gnadenlos, als er sagte: »Du hast lange genug gelebt, alter Mann. Viel zu lange schon hast du deine Lehren verbreiten können, an die ich auch einmal geglaubt habe. Jetzt ist Schluß damit!«
    Er hörte eine Antwort. Sie bestand nur aus einem leisen Jammern.
    Da hatte er sich schon gebückt und seine Hand um den Verschluß des Kanisters gelegt. Nichts würde ihn jetzt noch aufhalten, den Behälter zu öffnen. Er drehte ihn nahezu genußvoll auf und blieb noch in der gebückten Haltung, um den Benzingeruch wahrnehmen zu können. Für Shannon war er wie der Duft eines Parfüms, allerdings eines tödlichen.
    Er hob den Kanister an.
    »Was tun Sie?« fragte der Gefesselte mit zittriger Stimme. »Himmel, was ist das?«
    »Ich überkippte dich mit Benzin und zünde dich an. Nicht mehr und nicht weniger!«
    Dem alten Mann hatte es die Sprache verschlagen. Er wußte nicht, was er darauf erwidern sollte. Er hatte schon Mühe gehabt, sich mit der neuen Lage abzufinden. Daß er an einen Grabstein gefesselt worden war, das war ihm schon zuvor bewußt geworden, und er hatte auch seine Fesseln akzeptiert, doch nun stand das Ende dicht bevor.
    Verbrennen bei lebendigem Leib!
    Es war Wahnsinn. Er konnte es nicht fassen. Nicht nachvollziehen.
    Da wollte ihn jemand töten. Ein Fremder, dem er nichts getan hatte, und plötzlich schoß Todesangst in ihm hoch. Sie war wie ein heißer Strahl, der seinen gesamten Körper erfaßte und ihm beinahe das Gesicht zerriß. Die Gestalt des Fremden verschwamm vor seinen Augen, und er bekam nichts mehr von der unmittelbaren Umgebung mit.
    Dann hörte er das Gluckern und senkte den Blick. Shannon hielt den Kanister mit beiden Händen fest. Dabei schaukelte er ihn leicht, so daß Benzin aus der Öffnung schwappte und schon den unteren Teil des Mantels näßte.
    Das reichte Shannon nicht. Er hatte seinen Spaß, als er den Kanister anhob und ihn kippte. Den Kopf des alten Pfarrers übergoß er nicht. Er beließ es zunächst bei den Schultern und ging dabei systematisch von oben nach unten vor.
    »Was… was … tun Sie da?« hörte er den Mann sprechen. »Das … das… können Sie nicht tun …«
    »Und ob ich das kann, Alter!« Shannon war in seinem Element.
    Schon viermal hatte er zugeschlagen, und nie hatte es für ihn Schwierigkeiten gegeben. Das sollte auch heute noch so bleiben, das hatte er sich geschworen.
    Es lief alles perfekt. Er brauchte den Kanister nicht einmal bis zum letzten Tropfen zu leeren. Einen Rest ließ er darin und goß ihn nicht über den Kopf des Gefesselten.
    Danach trat er zurück und drehte den Deckel wieder fest. Er schaute sich den Mann an, nickte, lächelte, hörte den Mann husten und schnickte mit den Fingern.
    »Sieh mich an, Pfaffe, sieh mich an! Dann wirst du erleben, was ich jetzt tue.« Er lachte noch eklig auf, bevor er seine Hand in die rechte Tasche der Jacke schob und nach dem Tuch griff, das er bereits zu einer kleinen Lunte zusammengeknotet hatte. Aus der anderen Tasche holte er ein Feuerzeug hervor.
    Diese Sekunden vor dem Brand genoß er. Da sah er immer andere Bilder. Seine Frau und seine beiden Kinder in der Kirche, wie sie vom Feuer überrascht worden waren. Zugleich erinnerte er sich auch an seine eigenen vier zurückliegenden Morde und daran, wie sich die Menschen benommen hatten. Sie alle waren nicht mit Würde gestorben. Sie hatten unter ihrer Angst schrecklich gelitten. Sie hatten

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