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1041 - Der Rächer

1041 - Der Rächer

Titel: 1041 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wo sein Wagen stand. Im Moment war er unsicher.
    Zudem blutete er an der Stirn und auch an der linken Wange, wo ein Dorn oder ein spitzer Ast eine Wunde hinterlassen hatte.
    Sein Atem ging keuchend. Er pumpte die Luft aus dem Mund und sackte jedesmal in den Knien ein.
    Plötzlich fiel ihm ein, wo sein Wagen stand. Auf dem schmalen Weg, aber an die Seite gefahren und versteckt. Mehr taumelnd als gehend eilte Shannon darauf zu und war froh, als er das Fahrzeug sah. Er fiel gegen die Seite des alten Fords. Mit beiden Fäusten trommelte er auf dem Dach herum, hielt den Kopf gesenkt, während Tränen aus seinen Augen rannen.
    Er mußte sich erholen. Er brauchte jetzt etwas Ruhe. Aber nicht draußen, im Auto.
    Er stieg ein. Die Tür hatte er nicht abgeschlossen. Völlig fertig warf er sich auf den Sitz. Sein Gesicht konnte er im Innenspiegel sehen. Er sah gezeichnet aus. Er war grau geworden, und das Blut hatte auf seiner rechten Wange eine rote Spur hinterlassen.
    Nicht gekonnt! Nicht geschafft! Der Priester lebte noch. Er hatte versagt. Er hatte es nicht fertigbringen können, auch das Kind zu töten. Charlene, die aussah wie seine in den Flammen umgekommene Linda. Wie seine Tochter.
    Die Erinnerung daran ließ ihn aufheulen. Auf dem Sitz hockend brach er zusammen. Der Kopf sank nach vorn, und mit der Stirn prallte er gegen den oberen Lenkradring. Seine Hände lagen flach auf den Schenkeln. Das Zittern jagte stromstoßartig durch seinen Körper. Shannon war fix und fertig. Er hatte sich selbst die Falle gestellt und sich besiegt. Er konnte einfach nicht mehr.
    Aber der Gedanke der Rache war nicht verschwunden. Die letzten Ereignisse hatten ihn nur zurückgedrängt. Nun war er bereit, sich wieder zu formieren.
    Aus den Tiefen seines Bewußtseins drehte er sich hervor. Shannon dachte an seine Familie und an das verdammte Feuer. Er sah sich selbst auf dem Boden liegen und über sich das haßverzerrte Gesicht des Priesters schweben. Eine böse Fratze, die er nie mehr vergessen würde. Das schmale Gesicht, die dunklen Flatterhaare, die kalten Augen. Dieser Priester war zu einem Stück Hölle geworden.
    Patrick Shannon hörte sich stöhnen. Die Arme hatte er angehoben, und seine Hände umklammerten jetzt den Lenkradring an den Seiten. Nein, es war noch nicht vorbei. Nicht für immer und ewig. Er hatte begonnen, er würde weitermachen, denn es gab noch viel zu tun, bevor er zufrieden sein konnte.
    Er würde weitermachen, und er würde dort zuschlagen, wo es keine für möglich hielt.
    Plötzlich leuchteten seine Augen wieder auf. Sein Mund verzog sich, als bestünden die Lippen aus Gummi. »Ich schaffe es noch!« keuchte er und wollte sich Mut machen. »Keine Angst, ich schaffe es! Ihr werdet euch noch wundern – alle werdet ihr euch wundern. Ich bin der Rächer, ich allein!«
    Nach diesen Worten lachte er brüllend auf. Danach drehte er den Zündschlüssel und startete.
    Er war gekommen wie ein Phantom, er fuhr weg wie ein Phantom.
    Und er war bereit, die Hölle nach Blue Ball zu bringen…
    ***
    Das Mädchen hatte dem heftigen Schlag nicht mehr ausweichen können. Der linke Arm des Mannes hatte Charlene getroffen und sie auf das Grab geschleudert.
    Für einen Moment war sie benommen gewesen. Dann aber hatte sie sich gedreht und war wieder auf die Beine gekommen. Noch immer tat ihr Kinn weh, und die Welt war für sie noch nicht wieder okay, denn sie drehte sich noch. »Charlene, meine Kleine…« Der Pfarrer hatte sie angesprochen.
    Das Mädchen wußte plötzlich, daß es etwas tun mußte. Es kam einzig und allein auf sie an, und sie drehte sich um.
    Pfarrer Michael stand noch immer gefesselt am Grabstein. Es ging ihm schlecht. Er stank auch nach Benzin, aber er schickte ihr ein Lächeln zu. Vor ihm stand der Kanister auf dem Grab. Ein Tuch und ein Feuerzeug lagen dort ebenfalls. Der Gestank war einfach widerlich, und Charlene schüttelte sich.
    »Bist du noch gesund, Pfarrer Michael?«
    »Ja, Charlene, dank dir. Dich hat wirklich der liebe Gott geschickt, mein Kind.«
    »Ich habe dich gesucht. Ich habe auch nach dir gerufen, aber du hast nicht geantwortet.«
    »Tut mir leid!« erwiderte der alte Mann stöhnend, »aber ich konnte nicht.«
    Die Kleine zog die Nase hoch. »Dann bin ich herumgelaufen und habe eine Stimme gehört. Erst hatte ich ja Angst, auf den Friedhof zu gehen, doch dann hast du gesprochen. Da habe ich dich gesucht und auch gefunden.« Sie wirkte plötzlich hilflos. »Warum hat dich der Mann denn gefesselt?

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