1044 - Die Braut des Engels
in die Knie. Zugleich spürte er den Druck der Berettamündung auf der Stirnmitte. Er war so stark, daß die Schmerzen in seinem Kopf wieder zunahmen und er Mühe hatte, sich auf die nächsten Worte des Hundesohns zu konzentrieren.
»Ich weiß, daß du mich reinlegen willst, Bulle. Ich weiß es. Aber ich lasse es nicht zu. Meine Geduld ist am Ende. Bis jetzt habe ich gewartet. Das ist nun vorbei. Allerdings bekommst du eine allerletzte Chance, die Wahrheit zu sagen. Sperrst du dich auch weiterhin dagegen, bist du tot.«
Suko schwieg. Er überlegte. Er hatte schon in schlimmeren Situationen gesteckt, obwohl es bei ihm so aussah, als hätte man ihm nicht die Spur einer Chance gegeben. Die Beretta befand sich nicht mehr in seinem Besitz, aber es gab eine andere Waffe, die der Vierschrötige nicht als eine solche erkannt hatte. Das war der Stab in Sukos Innentasche, und die Hände hatte Suko bereits auf der Brust liegen. Langsam, sehr langsam schob er seine rechte Hand unter die Kleidung, denn die Magie des Stabs griff erst, wenn er ihn berührte.
Noch mußten seine Finger ein wenig vorkriechen. Es war keine große Sache im Normalfall. Hier allerdings hätte ein leichtes Zucken ausgereicht, um diese Bewegung auch auf den Zeigefinger des Schlägers und Mörders zu übertragen.
»Willst du nicht reden?«
»Doch!«
Die schmalen Lippen verzogen sich zu einem scharfen Grinsen.
»Also, dann sag etwas.«
Suko schob die Hand weiter. Zugleich holte er sehr tief und auch hörbar Luft, um den anderen abzulenken.
»Du willst mich verar…«
»Nein, nein, das nicht.« Suko schaffte es, seine Stimme zittrig klingen zu lassen. »Ich kann nicht mehr, verstehst du? Ich werde alles tun, wirklich.«
»Sehr schön.« Der Vierschrötige sah aus, als wollte er die Mündung der Beretta in Sukos Kopf drücken. Die Blicke der beiden bohrten sich ineinander. Suko sah, daß der andere fest entschlossen war, ihm eine Kugel in den Kopf zu schießen.
Sehr leise sagte Suko nur ein Wort, aber so laut, daß der Vierschrötige es hörte.
»Topar!«
***
Von nun an war alles anders. Suko blieben fünf Sekunden, um aus dem Nachteil einen Vorteil zu schaffen. Normalerweise war es kein Problem für ihn, aber der andere hatte ihn dreimal schwer getroffen, und Suko litt noch unter den Nachwirkungen.
Der Schläger bewegte sich nicht. Er war zur Statue erstarrt. Suko handelte schnell, trotzdem ruhig und präzise. Er drehte die Hand von seinem Kopf weg, entriß dem Kerl die Beretta, rammte ihm zugleich das Knie in den Körper und gab noch einen Stoß, so daß der Vierschrötige zur Seite kippte.
Als er auf den Boden prallte, rutschte auch Suko zur Seite. Er mußte aus der Reichweite der Arme gelangen, und er war froh, wie er die Wand hinter seinem Rücken als Stütze spürte.
Die Zeit war um.
Suko hielt die Waffe mit beiden Händen fest. Er wäre gern aufgestanden, nur das traute er sich nicht zu. Er war zu schwach. Der Schwindel hätte ihn von den Beinen gerissen, und so blieb er hocken, wobei die Mündung diesmal auf den Vierschrötigen zeigte, der auf dem Boden kniete und sich schon umgedreht hatte, um wieder auf die Beine zu kommen.
Suko Ruf aber stoppte ihn. »Keine Bewegung mehr!«
Der andere rührte sich nicht. Er hielt die jetzt leeren Hände gegen den Boden gestemmt, den Kopf so erhoben, daß er Suko anschauen konnte, und sein Blick sprach Bände.
Es war der Blick eines Mannes, der auf der Schwelle zum Wahnsinn stand, der eigentlich nichts begriff. Er kam mit der umgekehrten Lage nicht mehr zurecht.
Den Mund hielt er offen. Es störte ihn auch nicht, daß Speichel über die Unterlippe rann und zu Boden tropfte. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen.
»Wie… ahm … wie …?«
»Ich habe die Waffe, Mister!«
»Ja – ja… das sehe ich. Aber wie …«
»Es spielt für dich keine Rolle, wie ich es geschafft habe. Aber ich bin es jetzt, der die Befehle gibt und auch die Fragen stellt. Ist dir das klar?«
»Schon…«
»Wunderbar, mein Junge, dann können wir ja weitermachen. Als erstes: auf den Bauch!«
»Was?«
»Leg dich hin, verdammt!«
Die Worte begriff der Mann. Er kannte diesen Ton. Suko und die Waffe ließ er nicht aus den Augen, als er sich vorsichtig bewegte und seinen Körper nach unten drückte, wobei die Arme einknickten.
Er bekam auch mit, daß die Mündung der Waffe jeder seiner Bewegungen folgte. Suko konnte ihn aus dieser kurzen Entfernung überhaupt nicht verfehlen.
»Arme und Beine spreizen!«
»He,
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