1045 - In den Höhlen von Lokvorth
der Tiere mit dem bloßen Auge erkennbar waren.
Adelaie beugte sich über den Rand des Gleiters und beobachtete die Fische mit einem Fernglas. Sie konnte sogar die Bauchbeutel erkennen, in denen das Diebesgut untergebracht war.
„Seht euch das an", rief Sarga.
Die Landschaft hatte ihr Gesicht gewechselt. Der Urwald war verschwunden. Nur ein paar kleine Waldstücke ohne Dickicht zierten die Uferränder. Dazwischen erhoben sich Felsmassive. Riesige abgestorbene Bäume lagen kreuz und quer in der Landschaft.
Alles sah aus, als ob hier ein gewaltiger Kampf stattgefunden hätte.
„Hier muß es vor vielen Jahren eine Katastrophe gegeben haben", vermutete Sarga.
„Die jungen Bäume sind höchstens zwanzig Jahre alt. Nach den Spuren, die ich erkenne, sind sie erst später gewachsen."
Dann entdeckten sie die Riesenwurzeln. Sie lagen schlaff und zerfetzt über den Felsbrocken und moderten. Teile von ihnen hingen bis in den Fluß hinab.
Sarga nahm das Fernglas und betrachtete das Bild des Todes und der Verwüstung, zwischen dessen Fragmenten neues Leben sproß.
„Es sind zwei Arten von unterschiedlichen Riesenwurzeln", sagte sie staunend. „Hier muß ein Kampf der Naturgiganten stattgefunden haben, bei dem es keinen Sieger gab.
Beide haben sich solche Wunden zugefügt, daß alle starben."
Kirt warf seiner Mutter einen bedeutungsvollen Blick zu, aber er schwieg. Sie alle wußten, daß zumindest eine Riesenwurzel dieses sinnlose Fiasko überstanden und als Symbiosewesen weitergelebt hatte.
Als sie das Feld der Verwüstung hinter sich gelassen hatten, tauchte ein großer Wasserfall auf. Der Fluß stürzte hier etwa fünfzig Meter in die Tiefe und bildete einen großen See, aus dem er dann wieder abfloß.
Die Lokvorthdelphine hielten auf den Wasserfall zu. Gleichzeitig mit dieser Feststellung entdeckte Fron in dem See weitere Fische der gleichen Art.
Kirt hielt den Gleiter an. Die Tiere mit den gefüllten Bauchbeuteln kamen jetzt dich an die Oberfläche. Sie hielten auf den rechten Rand des Wasserfalls zu. Dort kletterten sie mühsam an das schmale Ufer aus hartem Gestein und legten ihre Beute ab.
Der Vorgang dauerte etwa zehn Minuten, dann waren alle Lokvorthdelphine wieder in dem See verschwunden. Sie mischten sich dort unter ihre Artgenossen.
„Auch das scheint nur eine Zwischenstation zu sein", vermutete Adelaie. Kirt flog mit dem Gleiter dicht über die abgelegten Gegenstände. Zahlreiche Spuren wiesen darauf hin, daß dieser Platz schon oft von den Wassertieren aufgesucht worden war. Andere Ausrüstungsgegenstände fand man jedoch nicht.
„Das vermutete ich auch", bestätigte Sarga. „Die Sachen werden hier abgeholt. Die Frage ist nur, wann und von wem."
„Es ist Quiupu", behauptete Adelaie. „Ich weiß es irgendwie."
Fron beteiligte sich nicht an dem Gespräch. Er hantierte eifrig mit den Geräten des Gleiters herum.
„Hinter dem Wasserfall liegt eine Höhle", sagte er. „Sie besitzt hier nur einen Ausgang.
Die Tiefe kann ich nicht feststellen, aber es hat den Anschein, daß es weit in den Berg hinein geht."
„Quiupus Versteck", flüsterte Adelaie.
„Das werden wir herausfinden." Sarga Ehkesh schlug mit der Faust auf die Konsole des Gleiters. „Wir legen uns auf die Lauer. Kirt, suche ein passendes Versteck für uns.
Und dann werden wir warten und sehen, was weiter geschieht."
Der Gleiter sank hinter einem Felsbrocken zu Boden. Die Chefwissenschaftlerin setzte sich unterdessen mit der Forschungsstation und mit Demos Yoorn in Verbindung, um über die neue Lage zu berichten.
Sie war nicht erstaunt, als sie hörte, daß die LUZFRIG in nur acht Kilometern Entfernung in einem toten Seitenarm des Virenstroms das verlassene Floß der drei Flüchtigen gefunden hatte.
„Bleib auf der Spur, Demos." Das Jagdfieber hatte sie gepackt. „Wir warten hier bis zum Abend. Wenn sich dann nichts tut, versuche ich einen Vorstoß in die Höhle hinter dem Wasserfall. Notfalls kann ich dich und deine Leute um Hilfe rufen."
6.
Das einzige Positive an der Klettertour durch die Höhle war die kühle Luft. Ich litt nicht mehr unter der drückenden Hitze des Urwalds oder der Schwüle auf dem Virenstrom. Aber alles andere war erschreckend.
Schon kurz nach dem Einstieg wären wir um ein Haar von einer Gesteinslawine verschüttet worden. Das Gewölbe über uns war so hoch, daß meine Handlampe mit ihrem Schein nicht die Decke erreichte.
Auch Parnatzel trug jetzt einen kleinen Scheinwerfer, der in
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