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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich das so fortzog, würden wir kaum Schwierigkeiten haben, seinen oberen Teil zu erreichen.
    Auch innerhalb des Turms hatte die Natur wieder einen Platz zurückerobert. Der Steinboden war an einigen Stellen aufgeplatzt. Der Druck unterirdischer Baumwurzeln war einfach zu stark gewesen und hatte an einigen Stellen die Steine auseinandergerissen oder sie regelrecht wegplatzen lassen.
    Die starren und trotzdem geschmeidigen Wurzeln hatten sich durchwühlen können und ragten oft wie krumme Gichtfinger zu allen Seiten hin weg. Aber auch Gras und Unkraut hatte sich hier ausbreiten können und bildeten einen regelrechten Teppich.
    Der Zugang in die Höhe lag uns gegenüber. Das Licht streifte das Gestein und verlor sich am ersten Wendel. Hinter mir standen Mara und Frantisek. Sie flüsterten miteinander. Die Stimme der jungen Frau hörte sich scharf, beinahe hektisch an, als sie auf den Pfähler einredete.
    Ich drehte mich um. »Es scheint hier sauber zu sein. Dann können wir gehen. Was macht dein Schützling?«
    »Es geht ihm nicht gut.«
    »Wieso?«
    »Ist doch klar. Sie leidet unter der Angst, ihr Kind tot zu finden. Irgendwo dort oben. Zugleich sitzt auch die Hoffnung in ihr. Es ist eine schlimme Zwickmühle, in der sie steckt.«
    »Versuche sie zu beruhigen, Frantisek. Und sorge vor allem dafür, daß sie nichts Unüberlegtes tut, sollte plötzlich etwas geschehen. Zum Beispiel der Angriff einer Eule, denn die netten Vögelchen dürfen wir auf keinen Fall vergessen.«
    »Keine Sorge, John, ich habe es ihr gesagt.«
    »Gut. Dann habe ich noch eine Frage. Was ist eigentlich mit deinem Talisman? Du hast ihn doch mitgenommen - oder?«
    Marek nickte. »Der Stein hängt um meinen Hals.«
    »Tut sich da etwas?«
    »Nein, leider nicht. Das eingravierte Gesicht der Zunita reagiert nur auf versteckte Vampire. Nicht bei irgendwelchen Zombie-Eulen. Ich wollte, es wäre anders, aber es ist nicht so. Tut mir leid, John. Wir müssen sie schon ohne Spurensucher finden.«
    »Das habe ich nur wissen wollen.« Ich wies auf den Beginn der Treppe.
    »Dann werde ich vorgehen, Frantisek, und ihr bleibt immer dicht hinter mir. Unternehmt nichts auf eigene Faust. Wenn wir etwas tun, dann gemeinsam.«
    »Mara weiß es.«
    »Wunderbar.«
    Ich betrat als erster den Turm. Von der Luft her spürte ich keine Veränderung. Ich leuchtete an den Mauern entlang, die mir vorkamen, als würden sie weinen, denn an einigen Stellen drückte sich Wasser aus irgendwelchen Löchern und rann in Streifen an den Innenwänden entlang nach unten.
    Etwas später veränderte sich der Geruch. Da nahmen wir dann den alten Mauergeruch wahr, der sich auf unsere Atemwege legte. Wir schmeckten eine Feuchtigkeit auf der Zunge. Immer wenn das Licht über die Wände glitt, reflektierte das Schwitzwasser das Licht, und wir sahen es schimmern, als schauten helle Spiegelstücke hervor.
    Hinter mir atmete Mara scharf ein und aus. Es war zu hören, unter welchem Druck sie stand. Sie hoffte und rechnete damit, ihre Tochter lebend vorzufinden, und auch ich drückte ihr die Daumen.
    Bevor ich die erste Stufe betrat, leuchtete ich in die Höhe. Der Strahl schnitt wie ein hellblank poliertes Stück Stahl in die graue Finsternis hinein, aber er holte nichts hervor. An den Wänden hatten sich weder Fledermäuse festgeklammert noch hockten auf den kleinen Vorsprüngen irgendwelche Eulen. Dieser Turm schien von Menschen und Tieren verlassen zu sein.
    Es ging weiter hoch.
    Das Gestein war uneben. Es war glatt geworden. Ein dünner Teppich aus Moos füllte nicht nur die Risse und Ritzen aus, sondern kletterte im unteren Bereich auch an den Wänden hoch. Es gab kein Echo, wenn die Füße die ziemlich hohen und unregelmäßigen Stufen berührten, sondern nur satte Geräusche.
    Nach einem Geländer suchten wir vergeblich. Das hatte man damals nicht vorgesehen. So konnten wir uns beim Weitergehen nur an der Wand abstützen.
    Wie viele Stufen es bis zum Ziel waren, konnte ich kaum schätzen. Aber es gab Zwischenstationen. Kleine Turmzimmer auf einzelnen Etagen, die mich an Plattformen erinnerten.
    Türen sahen wir nicht. So konnten wir in jedes Zimmer hineinschauen, das ich auch ausleuchtete.
    Ich war darauf gefaßt, irgendwelche Eulen zu finden oder sie durch das Licht aufzuschrecken, doch das passierte nicht. Der Turm schien wirklich von allem verlassen worden zu sein. Wir konnten leicht das Gefühl haben, uns auf einer falschen Spur zu bewegen.
    Aber das bezweifelte ich. Meine Erfahrungen

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