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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm
Autoren: Jason Dark
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Schultern. »Du kannst doch hinterherlaufen.«
    »Nein, nein, laß mal. Einer muß ja auf dich aufpassen.«
    Palu schickte sein Lachen über die Gräber hinweg und hob die MPi an wie ein alter Kämpfer. »Was glaubst du, was ich hier habe. Schon einmal konnte ich eine Eule damit erledigen, und ich warte darauf, daß sich weitere zeigen.« Er ging einen Schritt auf Bill zu. »Was hast du für eine Waffe?«
    »Nur die hier.« Der Reporter holte die Beretta hervor.
    »Das ist wenig.«
    »Für dich, mein Freund. Aber die Kugeln sind wirkungsvoll. Das solltest du behalten haben.«
    »Ja, stimmt.« Er trat wieder zurück. »Diese Teufels-Eule ist plötzlich verglüht.«
    »Und nicht nur das, mein Freund. Es hat sich in dieser Glut für einen Moment der Umriß einer Frau gezeigt. Ich hoffe, daß du dich daran erinnern kannst.«
    »Ja, kann ich. Sogar gut. Aber ich habe es für einen Spuk gehalten.«
    »Nein, das war echt.«
    »Kannst du mir auch eine Erklärung sagen?«
    Bill schaute zu Boden. »Das ist schwer. Sie liegt im metaphysischen Bereich.«
    »Pardon, davon verstehe ich nichts.«
    »Ist nicht tragisch. Gehen wir davon aus, daß die Eulen zwar aussehen wie normale Eulen, es im Prinzip jedoch keine sind.«
    »Was sind sie dann?«
    »Verfluchte.«
    »Nein!« protestierte Palu. »Das ist mir zu einfach. So denkst du doch auch nicht.«
    »Ich würde sagen, sie setzen sich aus Frauen und Eulen zusammen. Dabei denke ich an böse und verfluchte Frauen.«
    Damit konnte der Rumäne etwas anfangen. »Sprichst du möglicherweise von Hexen?«
    »Daran habe ich in der Tat gedacht.«
    Palu stieß die Luft aus, die vor seinem Mund Wölkchen bildete. Er fror plötzlich und schaute sich furchtsam um.
    Bill mußte lächeln. »Hast du was gegen Hexen?«
    »Du nicht?«
    »Glaubst du an sie?«
    »Das weiß ich nicht genau. Es wird viel erzählt. In den Wäldern sollen sich Hexen versteckt halten. Nicht nur sie. Man spricht auch von Vampiren und Werwölfen, die diese Wälder als Schutz aussuchen. Das alles kann man glauben oder nicht. Ich neige dazu, es zu glauben.«
    »Da tu mal gut daran.«
    »Dann kennst du dich aus?«
    »Leider nur wenig.«
    Palu merkte, daß Bill nicht mehr sprechen wollte. Er hielt deshalb den Mund, was dem Reporter sehr entgegenkam. Er war kein Mensch, der warten wollte. Schon gar nicht immer auf der gleichen Stelle. Deshalb wollte und mußte er sich bewegen. Außerdem war dieser Friedhof groß genug.
    »Was hast du vor?« fragte Palu, als Bill die ersten Schritte gegangen war.
    »Nichts, was von Belang wäre. Ich schaue mich nur mal um.«
    »Und dann?«
    »Halte du hier die Stellung.« Der Reporter zog seine Waffe hervor und steckte sie in die Tasche. Wenig später war er in der Dunkelheit zwischen den alten Gräbern verschwunden.
    Die Steine rochen. Es mochte an den Pflanzen liegen, die diesen Geruch abgaben, aber dem Reporter kam es vor, als würde er aus der Erde steigen. Aus den Tiefen der Gräber, in denen die dort Liegenden längst vermodert waren.
    Keine Bewegung in seiner Nähe. Nur der Wind fuhr gegen ihn. Über seinem Kopf hatte sich der Himmel längst zugezogen. Es gab keinen freien Fleck mehr. Keine hellere Insel. Nichts, was auf das Schimmern eines Gestirns hingewiesen hätte. Eine dichte Decke aus Wolken machte jede Sicht unmöglich.
    Der Boden war weich und feucht. Hin und wieder schimmerte die dunkle Oberfläche einer Pfütze wie das Auge eines Toten, das es nicht in der Tiefe ausgehalten hatte und deshalb an die Oberfläche gestiegen war, um die Lebenden zu beobachten.
    Oft schmatzte es, wenn Bill seinen Fuß anhob. Nichts bewegte sich in seiner Umgebung. Die Eulen hielten sich versteckt. Sie brauchten sich nicht einmal auf dem Friedhof aufzuhalten. Jenseits dieses Geländes wuchs der Wald so dicht wie eine Mauer, und sogar Nebelschwaden trieben hindurch.
    Er blieb stehen.
    Drehte sich.
    Von Palu war weder etwas zu sehen noch zu hören. Die alten, hohen Grabsteine nahmen ihm die Sicht. Bill hatte sie nicht gezählt, aber mehr als zwölf waren es bestimmt.
    Der vor ihm liegende Wald war für ihn eine fremde Welt. Bill gehörte nicht zu den ängstlichen Menschen, doch als er sich auf dieses dicht bewachsene Stück Natur konzentrierte, rann ihm ein Schauer über den Rücken.
    Diese sich abwärts senkenden, weil am Hang wachsenden Bäume schienen ihre Geheimnisse nicht preisgeben zu wollen. Sie hatten sie konserviert, sie waren festgewachsen und warteten nur darauf, sich lösen zu können.
    Wo
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